Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nur aus einem Privatflugzeug geworfen worden. Es schwirren ja genug solcher Maschinen um Las Vegas herum. Bald wird der Himmel so voll sein wie die Straßen.
    Noch einmal flog er einen Kreis und schrie ins Megaphon: »Ich fliege jetzt zurück, Bob! Komm zurück nach Las Vegas! Du hast ausgesorgt. Deine Story ist gut genug für Hollywood. Und denk dran: Ich habe für dich immer ein Bier im Schrank! Deutsches Bier, Bob! Gib die Idiotie auf!« – und verließ dann die Schluchten mit einem Seufzer der Erleichterung.
    Im Office warteten McDolland, Juliane, de Trajano, Jenny, Staatsanwalt Ambro Seck und Luigi Galezzano. Galezzano einträchtig und plaudernd neben dem Staatsanwalt – das war eine kleine Sensation. Was er aber hier wollte, wußte Brass nicht. Mit den Kreisen um Luigi hatte man zur Zeit keinen Kummer. Die großen Bosse, die Paten, engelsreine Friedfertigkeit.
    »Was ist mit Bob?« schrie Jenny auf, als Brass dreckig und heiser in sein Büro trat.
    »Nichts!« Brass setzte sich schwer in seinen alten Sessel. »Ich habe mich getäuscht. Er muß in einer anderen Richtung gesucht werden.«
    »Irrtum!« sagte Galezzano laut. »Er ist in den Sheep-Ranges. Wir haben noch einmal den Kerl verhört, der Bobs Geländewagen ausgestattet hat. Bob hat eine Spezialkarte dieser Gebiete mitgenommen. Die braucht er nicht, wenn er nach Süden fährt!«
    »Was wollen Sie hier, Luigi?!« fragte Brass grob. »Die Sache geht Sie einen feuchten Kehricht an!«
    »Ich möchte nicht, daß Bob für etwas gilt, was er nicht ist.«
    »Plötzlich menschliche Anwandlungen? Oho!« Brass sah Galezzano böse an. »Verschwinden Sie, Luigi!«
    »Und wenn ich Ihnen Bob bringe?« Galezzano genoß das allgemeine Aufsehen, das er mit seiner Ankündigung erregte. »Wir haben das größte Interesse an Bob … Wir sind der Ansicht, daß er eine große Zukunft vor sich hat, die man fördern sollte …«
    Am Abend, wieder bei einem Mondschein, der die kahlen Felsen polierte und das tote Land durch Schattenspiele belebte, blies Bob Brook auf seiner eingebeulten Trompete. Es war etwas Klassisches, ein Rausch von perlenden Tönen und zierlichen Melodienbögen, voll Lebensfreude und tiefer Lebenssehnsucht.
    Mozart. Das Trompetenkonzert in D-Dur. Zwar fehlte das Orchester und das Wechselspiel von Begleitung und Soli, aber was Bob auf seiner Trompete zauberte, und die Art, wie er dies machte, ließ vergessen, wie einsam und verloren diese Töne ohne das Orchester waren. Sandra kam es so vor, als weiche diese grausame Welt, in die sie geflüchtet waren, zurück oder verwandle sich in einen ganz neuen Raum, in dem ein neues, unvergleichlich schönes Leben möglich war. Sie fühlte sich wie verzaubert und erwachte auch nicht aus diesem Zustand, als Bob sein Spiel beendet hatte, und, die Trompete unter dem Arm, zu ihr an den Höhleneingang zurückkam. Sie saß, die Knie angezogen, den Kopf weit zurückgelehnt, in dieser nun wieder schweigenden Steinwüste, als sei sie von einem anderen Stern herabgefallen und warte darauf, daß sich die Öde in einen Garten verwandle.
    Bob setzte sich stumm neben sie und blickte in die bizarren Felsen. Als Sandra weiterhin schwieg, berührte er zaghaft ihre Knie.
    »Was ist?« fragte er.
    »Das habe ich nicht gewußt –«, antwortete sie leise.
    »Was?«
    »Daß vieles an dir keine Lüge ist …«
    »Sandra!«
    Sie blickte ihn an und nickte mehrmals. »Ja, ich will es dir sagen: Ich habe dir von allem, was du erzählt hast, nur ein Drittel geglaubt. Höchstens ein Drittel. Er schneidet auf, hab' ich gedacht, er ist ein blendender Märchenerzähler, er lügt, aber er lügt so charmant, daß man es ihm nicht übelnehmen kann. Man muß das wissen, wenn man mit ihm leben will. Er lebt in einer Wunschwelt; man sollte sie ihm lassen und ihn behutsam durch das wirkliche Leben führen, für das ihm der Realitätssinn fehlt. Und ich habe mir gesagt: Sandra, du bist verrückt genug, um diesen Mann zu lieben. Du bist so verrückt, daß du dein ganzes Leben mit ihm teilen willst. Vielleicht gelingt es dir, aus diesem Bob Brook doch noch einen Mann zu machen, der mit beiden Beinen im Alltag steht.«
    »Danke.«
    »Und dann passierte deine Verrücktheit mit der Entführung. Das paßte plötzlich nicht mehr in das Bild. Du warst auf einmal ein Mann, der ungeahnte Aktivitäten entwickelte und sich in unwahrscheinliche Risiken stürzte. Gut, habe ich da gedacht, er dreht einmal durch, aber das gibt sich. Er ist ein netter Junge, aus dem man

Weitere Kostenlose Bücher