Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
die lange Fahrt? Das alles klingt verdammt verrückt. Nur kein Risiko eingehen, Franz. Die Taxuhr tickte weiter …
    »Bitte!« Juliane reichte einen Fünfzigmarkschein nach vorn. »Zufrieden?«
    »Jetzt, ja!«
    »Sie halten mich wohl auch für bekloppt?«
    »Ich bin kein Arzt.« Der Taxifahrer blickte in den Rückspiegel und wartete auf eine Gelegenheit, sich in den dichten Verkehr einzufädeln. »Darf ich Ihnen einen Rat geben?«
    »Bitte!«
    »Wenn die ganze Welt von der Entführung erfahren soll …«
    »Natürlich! Die ganze Welt! Das will ich! Man hat Bob entführt, aber die Polizei tut so, als sei er ein Zechpreller!«
    »… dann fahre ich Sie zu den großen Nachrichten-Agenturen, dpa, ddp, UPI, AP, Reuter und wie die alle heißen. Dann geht die Meldung bis nach Australien und Grönland …«
    »Eine gute Idee!« sagte Juliane Hatzle. »Ich danke Ihnen. Dafür bekommen Sie hundert Mark extra.«
    Mit Blinker und Hupe bahnte sich die Taxe den Weg und schoß der Binnenalster entgegen, als transportiere sie einen akuten Fall von Gehirnschlag.
    Am nächsten Morgen kauften nicht nur Franz, der Taxifahrer, sondern Millionen Bürger in ganz Europa die Morgenzeitungen. Eine dicke Balkenschrift schrie ihnen entgegen.
    Amerikanischer Millionär auf St. Pauli entführt!
    In den USA, vor allem in Las Vegas, las man diesen Bericht erst einen Tag später. Er war deshalb nicht weniger aktuell.
    Jenny schrie auf, ja sie verfiel in einen hysterischen Schreikrampf und hörte erst wieder auf, als Vetter Harry ihr die Zeitung in den Mund stopfte. Sie zermalmte sie zwischen den Zähnen und legte sich dann aufs Bett, total erschöpft und leergebrüllt.
    Nacheinander erschienen Sheriff Brass, Richter de Trajano und Pfarrer McDolland im Ice-Saloon und plazierten sich um das Bett, auf dem die stumpf vor sich hinstierende Jenny lag.
    Brass sagte: »Das bekommen wir da drüben in den Griff! Verlaß dich drauf, Baby … Die Deutschen haben zwar keine Erfahrung in Kidnapping, aber ich habe schon mit dem Gouverneur gesprochen. Sobald sich die Gangster rühren, fliegt einer vom FBI nach Hamburg. Bob ist noch längst nicht verloren.«
    Richter de Trajano sagte begütigend: »Jenny, Liebes, Kopf hoch! Wäre das bei uns passiert, dann hätte ich tiefe Falten auf der Stirn. Aber in Deutschland? Bob ist weder ein Politiker noch ein großer Boß! Kein Aas kennt ihn in Germany! Was wollen sie mit ihm? Amerika erpressen? Lächerlich. Das kann nur ein Irrtum sein. Paß auf, plötzlich steht er irgendwo herum und ruft: ›Jenny, hol mich ab!‹«
    Pfarrer McDolland starrte zunächst begeistert auf Jennys hochgeschobenen Rock, ihre blanken Schenkel, den freien Rand ihres hellblauen Höschens und ganz allgemein auf ihren so verkrümmt auf das Bett geworfenen Körper, ehe er mit weihevoller Stimme sagte:
    »Kommet zu mir, ihr Schmerzbeladenen, daß ich euch wie ein Quell erfrische! Seht, Gottes Blick erkennt jede Tat und Untat, und wir lieben die Guten und strafen die Bösen … Jenny, mein Mädchen, reiß dich zusammen! Wer Bob des Geldes wegen entführt hat, muß Stroh im Hirn haben! Wer gibt denn für ihn einen Dollar?!«
    »Wir alle!« Jenny schnellte hoch, schob die Beine unter ihren süßen Po und kniete nun auf dem Bett. »Jawohl! Wir alle! Ich – und du, Allen, und du, Ernesto, und du, William! Das gibt eine schöne Summe!«
    »Ich habe nichts!« sagte McDolland. »Meine Scherflein gehören der Kirche. Ich bin ein bescheidener Mensch …«
    »Bis auf das Bankkonto bei der First National in Phoenix, die Farm bei Atwater in Kalifornien, die dein Neffe Patrick verwaltet, und deine Beteiligung bei der ›Sunshire‹ Fruit Corporation in Florida!« sagte Jenny giftig. »Du verdammter Heuchler!«
    »Auch Geschäftssinn ist gottgefällig!« Und Pfarrer McDolland hob den Blick zur Decke. »Herr, du blickst auf Gerechte und Ungerechte.«
    »Scheiße!« sagte Jenny mit umwerfendem Charme. »Ich bin nicht dein komischer Compagnon im Himmel, sondern ich trete dir hier auf Erden in den Hintern! Wenn wir Bob freikaufen müssen, dann schneidest du ein Stück von deinem dicken Kuchen ab, William, oder ich gebe drei Tage lang Interviews über die Kirche ›Der flammende Rosenkranz‹! Dann kannst du dich auf den Mond schießen lassen, McDolland; bist deinem Herrn ja dann noch näher …«
    McDolland war etwas verlegen geworden, was ihm gut zu Gesicht stand, und wandte sich an Sheriff Brass.
    »Allen, gib mir einen Rat als Fachmann: Ist das nicht

Weitere Kostenlose Bücher