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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über 2 Millionen, was sie mit einem ungeheuer verführerischen Glanz umgab. McDolland beschloß, sich mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit auf Juliane zu konzentrieren. Er sah ihre Erregung, ihren schönen, wogenden Busen, die Sahneflecken im Haar, Überreste der Torte, das beschmutzte Kostüm, die schlanken Beine, die unruhig über den Boden scharrten. McDollands Herz öffnete sich.
    »Ich suche Bob selbst!« sagte er ehrlich. »Mrs. Brook …«
    »Das bin ich!« antwortete Juliane verbissen. »Ich lasse mir das nicht streitig machen.«
    Wieder klingelte das Telefon. Jenny hob ab und schrie: »Ruhe!«
    »Was ist los?« fragte Sheriff Brass. »Lebt sie noch?«
    »Und wie! Der Pfarrer ist gekommen und wird gleich einen Choral mit uns singen. Hau ab!«
    Brass legte tatsächlich sofort wieder auf. McDolland schielte zu Jenny.
    »Wer war das?«
    »Der Sheriff.«
    McDolland nickte und dachte jetzt logisch – er wußte jetzt, wo Bob sich befand. Wenn Juliane noch einmal die gleiche Frage stellen würde, käme er in Konflikt mit der Lüge. Aber er rettete sich mit der Feststellung, daß er ja nicht wußte, wo Bob war, sondern es nur ahnte. Nach seiner Ahnung fragte niemand.
    »Mrs. Brook«, sagte er nun und setzte sich neben Juliane. Sie beeindruckte ihn sehr, nicht als Millionärin, sondern als Frau. »Ich kenne die ganze Problematik Ihres Falles. Bobs Beruf, durch Heirat Staatsbürgerschaften zu vermitteln, ist zwar vom christlichen Sinne her verwerflich, aber andererseits auch eine humanitäre Tat! Nehmen wir Sie selbst: Hätten Sie jemals die Möglichkeit, Ihr Erbe anzutreten, ohne sich mit einem Amerikaner zu verheiraten? Nein! Da hilft Ihnen Bob selbstlos zu einem neuen Leben! Man muß alle Dinge so betrachten, daß sie in einen ethischen Rahmen passen. Sie haben einen Vertrag unterschrieben, und wie ich Bob kenne, hält er sehr auf Vertragstreue. Hat er jemals gegen einen der Paragraphen verstoßen?«
    »Nein! Nie!«
    »Kunststück!« rief Jenny gemein.
    McDolland sah sie strafend an. »Beachten Sie Jenny nicht, Mrs. Brook«, sagte er milde. »In einem Teich schwimmen Seerosen und Wasserlinsen! Beide ernährt das Wasser.« Juliane starrte McDolland irritiert an. »Ich will sagen: Sie sind bald eine vollgültige Amerikanerin. Bob hat seine Pflicht erfüllt.«
    »Und ich liebe ihn!« Juliane straffte sich. »Nachdem ich diese Schlampe dort gesehen habe, liebe ich ihn heiß, noch inbrünstiger als zuvor. Er braucht mich, sonst geht er hier unter!«
    »Aus dem Weg, Pfarrer!« schrie Jenny. »Ich schlitze sie auf!«
    McDolland brauchte weitere drei Stunden, um wenigstens für diesen Tag die Kampfhandlungen zu neutralisieren. Allen Brass rief noch viermal an und berichtete beim viertenmal, Bob sei vom Whisky jetzt so betrunken, daß man um sein Leben fürchten müsse. Er schleppe ihn jetzt ins Bett.
    Juliane richtete sich im Wohnzimmer ein. Sie packte die Koffer aus, hängte alles in die Schränke und nahm das Haus in Besitz. Mit dieser Rivalin schlief Jenny jedoch nicht in einem Bett. Sie setzte sich in ihren Kleinwagen, den sie mit 5 Dollar wöchentlich abzahlte, und fuhr zu Sheriff Brass. Dort saßen schon McDolland und de Trajano herum und verräucherten das Zimmer.
    »Er schläft!« sagte Brass. »Ein atmendes Whiskyfaß! Wir haben beschlossen, daß Bob hier bleibt und abwartet, bis seine Frau die Geduld verliert. Und wenn's ein Jahr dauert …«
    »Von mir aus!« sagte Jenny und blickte die drei mitleidig an. »Du lieber Himmel, seid ihr eine feige Bande! Ob ich hier schlafe oder drüben, das ist mir egal!«
    »Bob schläft hier bei mir!« sagte Brass dumpf. »Er braucht unbedingt Ruhe. Er ist mit den Nerven fertig.«
    »Das sag ich ja!« Jenny stieg die Treppe nach oben hinauf. »Ich muß ihn beruhigen. Ohne mich übersteht er das nicht …«
    Das ganze Zimmer roch nach Whisky, als Jenny eintrat. Bob lag angezogen auf dem Rücken, als habe man ihn einfach dort hingeworfen. »Männer!« sagte Jenny geringschätzig, begann mit flinken, geübten Fingern, Bob auszuziehen, streifte die Decke über ihn, zog sich selbst aus und kroch dann an ihn heran. Sie kuschelte sich an seine warme Haut, küßte seine behaarte Brust und sagte zärtlich: »O Bob, hast du dir einen Beruf ausgesucht …«
    Eines muß man anerkennen: Die deutsche Beamtenausbildung machte sich für Juliane bezahlt. Sie wich und wankte nicht, sie gab nicht nach, sie ignorierte Zeiten und Anfechtungen, sie hielt die Stellung mit eiserner

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