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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Doc Kryszinsky gesprochen. Er ist bereit, dich noch in Behandlung zu nehmen, obwohl er überlaufen ist.«
    »Das ist alles, was du mir anzubieten hast?« fragte Bob verhalten.
    »Kryszinsky meint, dein Leiden sei ihm bekannt. Es handle sich um eine Art Freudscher Verklemmung, oder so ähnlich.«
    »Was ich brauche, ist Geld, sonst nichts!« sagte Bob. »Alles andere ist Quatsch. Der Ice-Saloon geht mieser als jemals zuvor, das wißt ihr, und wenn Jenny nicht mit ihrer Karre in den Casinos herumziehen würde, könnte ich nicht mal die täglichen Milchlieferungen bezahlen! Der Laden muß umgebaut werden. Da hatte Erika völlig recht. Ein Wiener Café – das ist in Las Vegas eine echte Marktlücke! Aber dazu brauche ich Geld! Von den Banken bekomme ich nichts. Kein Darlehen für Windeier, sagen sie.«
    »Aha!« Brass wedelte mit dem Zeigefinger. »Das sollte dir die Augen öffnen, Bob. Das sind Fachleute!«
    »Soll ich Nachtwächter auf dem Neonreklame-Friedhof werden?«
    Brass verzog das Gesicht. Der Neonreklame-Friedhof war eine Spezialität von Las Vegas. Außerhalb der Stadt, am Rande der Wüste, hatte man ein großes Areal bereitgestellt, wo die ausrangierten Neonreklamen abgeladen wurden und vergammelten. Riesige glitzernde Wände, Fassaden von arabischen Palästen und indischen Tempeln, zwinkernde Cowboys, wiehernde Pferde, rotierende Rouletts und lächelnde Pin-up-Girls … ein glitzernder Abfallhaufen, das schäbige Ende lockender Pracht, verrottender Verführung! Der Friedhof der Neonreklamen war so ziemlich das Trostloseste, was Las Vegas zu bieten hatte.
    »Nicht gleich ins Extreme, Bob!« sagte Brass begütigend. »Alles, was du machen willst, ist gut, bis auf eins: Fährst du wieder nach Deutschland, um zu heiraten, ist mit uns nicht mehr zu rechnen! Ich warne dich! Wir schleifen dich zum Psychiater und dann in eine Anstalt!«
    Um so entsetzter waren alle, als Bob eines Morgens aus Las Vegas verschwunden war. Jenny verkündete strahlend: »Er ist schon auf dem Flug nach Frankfurt. Diesmal versucht er es wieder in München.«
    »Und woher hat er das Geld?« brüllte Brass.
    »Von Luigi Galezzano!«
    »Ist der komplett verrückt geworden?! Will er Bob auf diese charmante Art zugrunde richten? Und du, du Rindvieh?! Hast du noch nicht genug?! Begreifst du denn nicht, daß Bob wieder voll auf die Schnauze fällt?! Er ist für den Beruf des gewerbsmäßigen Ehemannes so ungeeignet wie du zum Doktor der Philosophie!«
    »Wir brauchen Geld!« sagte Jenny böse, mit umwerfendem Schmollmund. »Wir brauchen dringend die Anzahlung für eine Orgel.«
    »Für was?« sagte Brass entgeistert.
    »Bob soll eine Orgel bekommen, eine schöne große Orgel. Damit kann er viel Geld verdienen. Orgelkonzerte hat es in Las Vegas auch noch nicht gegeben, Allen.«
    Dagegen gab es kein Argument mehr. Brass rief McDolland an und de Trajano und berichtete ihnen von Bobs neuem Versuch, mit Heirat reich zu werden.
    »Der Junge ist geistig umnachtet!« sagte McDolland erschüttert. »Ich bete für ihn. Aber der Gedanke mit der Orgel ist nicht schlecht. Ich habe nur ein Harmonium hier. Wenn Bob seine Orgel in meiner Kirche aufstellt, hätte ich nichts dagegen.«
    Sheriff Brass legte wütend auf.
    Alles normalisierte sich: Vetter Harry zog zu seiner Cousine Jenny und rührte Eis, Jenny zog durch die Spielcasinos und verkaufte es, McDolland wurde mit Juliane noch einmal aktiv wie in seinen besten Jahren und nahm sich mit zwei Anwälten der Erbschaftssache an. Bob Brook mietete sich in München mit Galezzanos Geld in einem Hotel der mittleren Preisklasse ein und gab seine bewährte Anzeige vom soeben eingetroffenen jungen Amerikaner auf.
    Er ahnte nicht, daß sich dieses Mal sein Leben gründlich ändern sollte.
    Das Echo auf seine Anzeige war erstaunlich gering. Die netten Mädchen bei den Anzeigenaufnahmen der Tageszeitungen überreichten ihm nur ein paar Briefe, die auf sein Chiffre eingetroffen waren. Bob fragte verwirrt: »Ist das alles?«, und als die Mädchen bedauernd die Schultern hoben, ging er etwas bedrückt in sein Hotel zurück.
    Die einschlägigen Zuschriften von Privatclubs, Massagesalons, exklusiven Saunas und toleranten Ehepaaren zerriß er sofort, ebenso die wenigen Fotos, die ihm geschäftstüchtige Damen mit eigenem Appartement nebst Beschreibung besonderer Spezialitäten beilegten. Was zurückblieb, waren drei Briefe, von denen wiederum nur ein einziger interessant war: Absender eine Sandra Meyer.
    Sandra schrieb in

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