Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Organistenstelle bewerbe?!«
    »Amerika ist riesengroß. Geh nach Alaska, da kennt dich keiner!«
    »Das wäre die Kapitulation, Allen! So schnell gebe ich nicht auf!«
    »Mit den Frauen, die an dir hängen bleiben, schaffst du es nie! Mir ist das ein Rätsel. Jeder vernünftige Mann wird mit seiner Frau fertig, nur deine wollen immer die ganze Welt umkrempeln! Jenny inbegriffen.«
    Das Telefon klingelte. Brass hob ab und hörte Jennys jubelnde Stimme.
    »Allen! Juliane und ich unterhalten uns bestens. Sie hat jetzt die halbe Eissplittertorte im Haar, nachdem sie mir den Kaffee über die Brust gekippt hat! Es steht eins zu eins! Sie hockt hinter dem Sessel in Deckung … ich liege hier am Telefon. Wenn sie hochkommt, feuere ich ihr einen Eisbecher ans Hirn …«
    Die Verbindung brach ab. Brass starrte Bob mit zerfurchtem Gesicht an. »Die Schlacht hat begonnen«, sagte er dumpf. »Jenny ist voll in Aktion! Aber deine Juliane ist auch kampferprobt, alle Achtung! Ich verständige prophylaktisch schon die Sanitäter. Gott sei Dank, jetzt ist die Luft wieder klar …«
    Man sagt, daß Gott immer dann zugegen ist, wenn der Menschen Not am größten ist. Meistens merkt man das nicht, denn es ist ja eine Glaubenssache. Aber in diesem Fall platzte Pfarrer McDolland mitten in einen heroischen Zweikampf und gab ein leuchtendes Beispiel christlicher Nächstenliebe.
    Jenny und Juliane standen sich gegenüber, in stummer Verbissenheit, keine wankte oder wich, und hieben klatschend aufeinander ein, als vollführten sie einen bayerischen Watschentanz. McDolland breitete beide Arme aus, rief mit Donnerstimme: »Auseinander! Meine lieben Töchter, mäßigt euch!« Und zerrte Jenny aus Julianes Griffbereich.
    »Wo ist Bob?« schrie Juliane. Ihre bekannte Trompetenstimme fuhr sogar McDolland ins Gebein, er fuchtelte mit der rechten Hand und drängte Jenny, die ihm dabei in die linke Hand biß, in die Küche ab.
    »Das blonde Flittchen sagt es mir nicht! Soll ich die Polizei alarmieren?«
    »Er ist weg!« schrie Jenny aus der Küche. »Weiß ich, wohin? Er hat nie Dörrobst gemocht. Nie!«
    »Diese verfluchte kleine Hure!« schrie Juliane und ballte die Fäuste. »Dieses Nichts aus Wackelhintern und Schwabbelbrust!«
    Jenny flitzte aus der Küche und prallte gegen McDolland, der wie Petrus, der Fels, unüberwindbar im Weg stand. »Sie wäre froh, wenn sie so etwas rumschaukeln könnte. Umfang zweiundneunzig! Knackfrisch! Das will Bob!«
    »Aus dem Weg!« Juliane kam auf McDolland zu. »Wer sind Sie überhaupt? Was geht Sie das alles an? Der Ice-Saloon ist geschlossen. Draußen steht es groß geschrieben! Sie mischen sich hier in eine Familiendiskussion ein!«
    »Beruhigt euch!« rief McDolland. »Ihr alle seid Kinder Gottes!«
    »Ist das nicht ein blöder Hund?« Jenny zerrte nervös an ihrem verrutschten Rock. »Mir guckt er in die Bluse und redet dabei vom großen Fischfang im See Genezareth! Mach, daß du rauskommst, William, wir werden ohne Bibel fertig!«
    Es zeugte von der Nervenkraft und dem eisernen Willen McDollands, daß es ihm in verhältnismäßig kurzer Zeit gelang, den wilden Damen klarzumachen, daß man Probleme nicht mit ausgerissenen Haaren löst. Juliane war die erste, die nachgab, sich auf einen Stuhl fallenließ und McDolland kläglich anblickte.
    »Herr Pfarrer«, sagte sie kleinlaut, »ich bin noch neu in Amerika, aber ich nehme an, daß auch hier ein Geistlicher zur Wahrheit verpflichtet ist?«
    McDolland nickte würdevoll, aber ihm wurde bei dieser Einleitung etwas unwohl. Vorsicht, sagte er sich. Die will dich aufs Glatteis führen. Rutsch nicht aus, William!
    »Wo ist Bob?« fragte Juliane. »Sie wissen es!«
    »Nein, ich weiß es nicht!« McDolland atmete auf. Das war die Wahrheit. Gott war sein Zeuge. Er war völlig ahnungslos in diesen wilden Kampf hier geraten. Er wußte nicht einmal, daß Juliane Brook eingetroffen war. Er hatte Bob besuchen wollen, und natürlich Jenny. Ihr Anblick gehörte zu den Freuden seines Lebens, er mochte ihn keinen Tag missen. Der eine braucht am Morgen ein Gläschen Sekt, der andere kippt einen Korn … McDolland brauchte einen Blick auf Jennys Oberweite. Dann war der Alltag in Ordnung. Er wußte sofort, daß die zweite, ihm fremde Dame nur Juliane sein konnte. Bob hatte sie hervorragend beschrieben. Sie war wirklich eine reife, hübsche Person, bestens erhalten, und paßte mit ihren 51 Jahren besser zu ihm, dem Sechzigjährigen, als zu Bob, dem Unfertigen. Vor allem erbte sie

Weitere Kostenlose Bücher