Der Heiratsspezialist
Lüge.
»Sagen Sie ihm, ich mache dieses lächerliche Theater nicht mehr mit. Er soll endlich auftauchen und sich wie ein Mann benehmen. Ich willige in die Scheidung ein.«
»Gottes Segen über Sie, Mrs. Brook!« sagte McDolland. Ihm war nach einem Halleluja zumute.
»Unter einer Bedingung!« sagte sie streng.
»Und die wäre?«
»Ich schulde ihm aus dem Vertrag noch 40.000 Mark. Zweihunderttausend habe ich für seine Freilassung bezahlt, die buchen wir gleich ab. Die restlichen 40.000 betrachte ich als Schmerzensgeld für erlittene Mißhandlungen und verlange, daß Bob darauf verzichtet!« Sie sah McDolland herausfordernd an. »Das ist doch gerecht, nicht wahr?!«
»Ich weiß nicht«, wich er aus.
»Diese 40.000 Mark stifte ich Ihrer Kirche!«
McDolland fuhr zusammen wie unter einem Schlag und faltete bebend die Hände. »Die Gerechtigkeit hat viele Gesichter!« rief er leidenschaftlich. »Blicken wir in eines und sagen wir, es ist wohlgetan …«
Am Abend küßte McDolland Mrs. Juliane Brook unter einer im Wüstenwind gehärteten Tamariske.
Bei Richter de Trajano sahen sich Bob und Juliane wieder. Sie saßen nebeneinander, hörten die Worte des Friedensrichters und sagten ja, als Trajano fragte, ob die Ehe zerrüttet sei. Dann waren sie geschieden, gaben sich die Hand, und Bob zerriß unter Zeugen den Vertrag und damit auch seine 40.000 Mark. Juliane lächelte säuerlich und warf einen Blick auf Jenny, die im Hintergrund wartete. Sie trug ausnahmsweise ein züchtiges, hochgeschlossenes Kostüm. Ihr Blondhaar leuchtete im Sonnenschein, der durch das Fenster flutete. Ihre glänzenden Augen hingen an Bob.
»Ich wünsch dir recht viel Glück, Bob!« sagte Juliane. »Du kannst es gebrauchen. Willst du Jenny wirklich heiraten?«
»Wir haben nie darüber gesprochen. Aber es geht sowieso nicht. Es wäre ja die Zerstörung meines Geschäftes.«
»Du willst weiter als Heiratsspezialist auftreten?«
»Ich muß. Ich bin nach dieser Ehe total pleite! Du hast mich fertiggemacht – mit deutscher Gründlichkeit.« Bob hob die Schultern. »Das Betriebskapital für die nächste Ehe muß ich mir zusammenpumpen. Mein Geld reicht nicht einmal mehr für den Flug nach Deutschland.«
»Vielleicht kann William dir helfen!« Juliane blickte verliebt zu McDolland, dessen Nase nervös zuckte. Irgendwie schämte er sich, obwohl er dazu gar keinen Grund hatte. »Natürlich mit acht Prozent Zinsen, immer auf die Endsumme berechnet.«
Bob nickte, küßte Juliane fair die Hand und verließ schnell das Gericht. Jenny hängte sich bei ihm ein; ihr standen Tränen in den Augen; sie behauptete, am Fenster sei es zugig gewesen.
Man glaube nun nicht, daß die Sorgen damit ein Ende hatten. Auch wenn Juliane nach der Scheidung sofort zu McDolland zog und bereits am nächsten Sonntag im Gottesdienst den Klingelbeutel herumreichte. Für Bob begannen nun schwere Wochen.
Seine Freunde weigerten sich, ihn nochmals zum Heiraten nach Deutschland fliegen zu lassen.
Es fing damit an, daß McDolland bei Allen Brass anrief und erregt im Telefon schnaufte. »Es ist ungeheuerlich!« sagte er mit aller Empörung, zu der ein wahrer Christenmensch fähig ist. »Bob war hier und wollte mich allen Ernstes anpumpen! Die Kirche anpumpen! Wollte wie Moses Wasser aus dem Felsen schlagen! Ja, leben wir denn in alttestamentarischen Zeiten?! Natürlich hat Juliane ihm diesen Vorschlag gemacht, aber wer rechnet damit, daß Bob solche harmlosen Scherze ernst nimmt?! Wahrscheinlich kommt er auch zu dir!«
Bob erschien tatsächlich bei Allen Brass, nachdem er zunächst bei de Trajano aufgetaucht war und dort erfahren mußte, daß auch der Richter ihm eine Unterstützung verweigerte. »Für einen neuen Deutschland-Trip? Nie! Wir werden uns überlegen, wie du in Las Vegas auf die Beine kommen kannst. Du investierst zuviel Seele ins Heiratsgeschäft. Dir fehlt die Härte, Bob. Du rufst bei den Frauen Mutterinstinkte hervor, und das ist tödlich für deinen Beruf! Versteh mich recht, Bob – aber ich steck' doch kein Geld in eine Firma, von der ich von vornherein weiß, daß sie Konkurs macht!«
Allen Brass gab Bob erst einmal einen Whisky und fragte dann vorsichtig: »Glaubst du etwa, daß ich anders denke?«
»Du bist der einzige wahre Freund!« sagte Bob.
»Wenn du so kommst, ist die Sache von vornherein faul! Kein Geld für Germany! Du solltest dir lieber überlegen, ob es nicht besser wäre, dich bei einem Psychiater auf die Couch zu legen! Ich habe schon mit
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