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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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geopfert werden sollte, daß vielleicht seine Lebenskraft auf die erstarrten Dienerinnen in den Nischen überfließen sollte, um sie aus ihrem Äonen währenden Schlaf zu reißen.
    Die Tukken, die sie ausgeschickt hatte, kehrten zurück. Und sie brachten den Mann, der eigentlich Ramoa geopfert werden sollte.
    Der Glaube der Tau an die Macht ihrer Göttin erheiterte Mauni. Nur kurz fragte sie sich, ob Ramoa etwas von dem wissen mochte, was sich hier, tief unter ihrem kleinen Tempel, befand. Sie schüttelte den Kopf. Ganz bestimmt nicht. Sonst sähe sie die Sinnlosigkeit ihres Tuns ein.
    »Bringt ihn zu mir!« befahl die Matu den Tukken. Sie gehorchten, schleiften den Bewußtlosen heran und legten ihn zu ihren Füßen nieder. Einer legte einen Dreizack vor die Podeststufen.
    Mauni sah mit Genugtuung die Schrecken und Qualen, die sich auf Oniaks grünem Gesicht abzeichneten. Noch in der Ohnmacht waren seine Züge verzerrt. Verkrustetes Blut bedeckte an einigen Stellen seinen Körper.
    »Mein Befehl lautete, ihn unverletzt zu mir zu bringen!« herrschte Mauni die Tukken an.
    Einer von ihnen zischte und kreischte etwas, und Mauni verstand. Fast liebevoll strich ihre Hand über den stacheligen Fraß um ihren Kopf.
    »Er hat sich gewehrt?« Sie lächelte geringschätzig. »Soviel Mut steckt in diesem kleinen Narren. Er wird es nicht wieder tun.«
    Sie bückte sich, schob ihre Arme unter Oniaks reglosen Körper und trug ihn zu den Stufen, wo sie ihn ablegte.
    Sie trat zurück.
    Das Licht im Gewölbe veränderte sich. Aus dem Auge der Göttin fuhr ein blutroter Strahl auf den Mann herab und hüllte ihn ganz ein. Dies währte einige Atemzüge lang. Dann schlug Oniak die Augen auf.
    »Komm zu mir!« befahl Mauni.
    Der Mann von jenseits der Großen Barriere zog die Beine an, bewegte die Finger, wie um sie zu erproben, und richtete sich auf. Wie eine Puppe stieg er von der Stufe herab und trat vor die Matu hin. Sein Blick ging durch sie hindurch. Seine Züge waren entspannt. Nicht der geringste Widerstand regte sich in ihm.
    »Nun höre, was du zu tun hast.«
    Und er lauschte jedem ihrer Worte.
    Als Mauni geendet hatte, strich sie ihm mit der flachen Hand über die Augen. Als sie sie fortnahm, war sein Blick klar auf sie gerichtet.
    »Ich habe verstanden«, flüsterte Oniak.
    »Dann geh nun. Sie«, Mauni winkte zwei Tukken heran, »werden dich sicher geleiten - und dich nie aus den Augen lassen. Denke immer daran!«
    Die Mahnung war überflüssig.
    Oniak ließ sich von den Tukken in die Mitte nehmen und aus dem Gewölbe führen. Mauni blickten ihnen nach, bis sie in einem Stollen verschwunden waren. Dann rief sie weitere Tukken herbei.
    Noch einmal blickte sie in das glühende rote Auge der Schwarzen Göttin. Noch einmal wanderten ihre Blicke über den völlig glatten schwarzen Stein, über die überlebensgroße Gestalt mit den sechs Armen und den mächtigen, überkreuzten Beinen, über die Wände mit den Nischen ihrer schlafenden Ebenbilder.
    Dann setzte sie sich an die Spitze der Tukken und verließ das Gewölbe durch einen zweiten Stollen; Ihr Ziel war ein anderes als das des Grünhäutigen.
     
     
    *
     
    Mythor war noch einmal umgekehrt, um das Seil einzuholen, zusammenzulegen und über seine Schulter zu hängen. Er brauchte es zur Rückkehr zum Drachenfelsen und um die Hindernisse zu überwinden, die auf ihn warten mochten.
    So gerüstet, machte er sich endgültig auf den Weg. Alle weiteren Stoffetzen, die er fand, ließ er an Ort und Stelle. Später mochten sie ihm den Weg aus dem Vulkan heraus weisen.
    In ihm arbeitete es, während er in stillem Zorn einen Schritt vor den anderen setzte. Oniak oder Ramoa? Wohin sollte er sich wenden, sobald der Stollen sich verzweigte, was früher oder später der Fall sein mußte? Irgendwie war es dem Schmächtigen gelungen, sich die Stücke aus seinem Sackkleid zu reißen und unauffällig fallen zu lassen. Dann aber mußte das, was ihm widerfahren war, so grausam sein, daß er alle Bedenken über Bord geworfen hatte und alles daransetzte, Mythor den Weg zu weisen. Aber konnten seine Entführer ihn denn überhaupt zu einem anderen Ort bringen als zu Ramoa? Wer sonst sollte sie ausgeschickt haben?
    Oder hatten die Tukken - falls es sich um solche handelte - die Spur gelegt?
    »Dann haben sie damit nur erreicht, daß ich weiß, daß sie auf mich warten«, knurrte Mythor. Er hatte nur diesen Anhaltspunkt, und er war gewarnt. Welch dämonisches Geschöpf auch immer diesen Berg bevölkerte,

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