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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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unerklärlichen Drang, einem Fremden Persönliches zu enthüllen. «Dann sehe ich Sie also morgen früh», sagte er. «Um acht.»
    Er wollte gerade auflegen, als er Sebastians Stimme noch einmal hörte. «Mr. Rosen, nur noch eines.» Ein nachgeschobener Gedanke.
    «Father Sebastian?»
    «Wenn er mit Julia Caton und ihrem Baby fertig ist, wird er es nach meiner Überzeugung noch ein letztes Mal tun. Noch eine Mutter und noch ein Baby.»
    «Wollen Sie mir sagen, dass Sie ein Hellseher sind?»
    Der Priester lachte. «Seien Sie nicht albern. Sie wissen ebenso gut wie ich, dass das einzige Wesen, das die Zukunft mit Gewissheit kennt, Gott ist.»
    Father Sebastian legte auf.
    «Ich glaube an die Zukunft», sagte Rosen zu den Drogendealern und Süchtigen Londons. «Aber ich glaube nicht an Gott.»
    Es war Zeit, nach Hause zu gehen und ein paar Stunden zu schlafen, bevor er sich auf den Weg nach Faversham machte. Als er nach seinem Mantel griff, erregte plötzlich Chief Superintendent Baxters Tür seine Aufmerksamkeit; er hörte Geräusche, zwei Stimmen. Die Tür ging auf.
    «Also, danke, dass Sie mich auf dem Laufenden halten.»
    Baxter trat heraus, eindeutig von Rosens Anwesenheit überrascht.
    «Arbeiten Sie noch spät, David?»
    «Fünfzehn bis sechzehn Stunden täglich, wie man sieht.»
    Baxter trat zur Seite, und Detective Constable Robert Harrison kam aus dem Büro. Er schaute Rosen nicht an, als er mit der Selbstüberschätzung des mäßig Intelligenten durch das Großraumbüro ging, die Lippen zum Pfeifen gespitzt, aber ohne dass ein Ton herauskam.
    «David, ich glaube, wir müssen miteinander reden», sagte Baxter.
    Baxter kehrte in sein Büro zurück und ließ Rosen Raum, ihm zu folgen. Rosen hasste Baxter beinahe so sehr wie den Geruch von Hopfen.

[zur Inhaltsübersicht]
    8
    Hin und wieder durchdrang ein scharfes Zischen die Dunkelheit, in der Julia Caton gefangen war. Das geschah immer dann, wenn aus der schraubstockartigen Enge in ihrer Brust ein unerträgliches Brennen wurde.
    Während sie das Zischen hörte und spürte, wie frische Luft in ihren Körper strömte, dämmerte ihr, dass der Herodes-Killer ihr winzige Mengen Sauerstoff zukommen ließ, gerade genug, um sie am Leben zu erhalten, aber nicht genug, damit ihre Gedanken klar blieben.
    Julia Caton befand sich in einem Zustand der Ungewissheit, was real war und was nicht, ob sie wach war oder sich in einem Traum bewegte.
    Als die zwölfte Stunde ihrer Einsamkeit kam, verlor sie jedes Gefühl für die Zeit, und während sie in den Schlaf glitt, fragte sie sich, wie viele Tage oder Jahre sie schon im Dunkeln war.
    In der Stille, die sie und die endlose Dunkelheit vor ihren Augen verschluckte, wurde Julia plötzlich vom Anblick eines fernen Sterns aufgeschreckt.
    Er schien weit weg zu sein, kam aber in einem eleganten Bogen langsam auf sie zu. Wenn man sie danach fragte, und die sternenreiche Nacht würde das gewiss tun, könnte sie nicht sagen, ob sie wach war oder schlief, aber sie hatte das Gefühl, dass sie von einer unsichtbaren Naturkraft, die von ihrem Körper oder ihrem Willen unabhängig war, langsam in eine aufrechte Position bewegt wurde.
    «Es führt drei König’ Gottes Hand …»
    Immer wieder dieselbe Zeile, gesungen von einem Geschöpf, das sich irgendwo unter dem Wasser in der Nähe ihres Kopfs befand. Oder waren es drei Geschöpfe? Normalerweise hatte sie Angst vor der Natur; Kreaturen, die unter Wasser lebten, schmeckten manchmal gut, aber niemals, solange sie noch lebendig waren, und manchmal fanden Kreaturen unter dem Wasser, dass Menschen gut schmeckten, aber die drei waren zu sehr mit Singen beschäftigt, ganz in der Nähe ihrer Hüftknochen.
    «Aus Morgenland in aller Eil’ sie reisten weit viel hundert Meil’.»
    Und dann begriff sie plötzlich. Das Singen kam aus ihrem Inneren, es war ihr Baby. Kluger Junge, er musste das Lied Weihnachten vernommen und sich den Text gemerkt haben, sonderbar, dass sie ihn bisher noch nie hatte singen hören.
    «Guter Gott!» Sie traute ihren Augen nicht. Sie kamen direkt auf sie zu, zwei auf sandfarbenen Kamelen und der Schwarze auf einem Kamel, das dieselbe Farbe hatte wie der neue Badezimmerboden, der ein verdammtes Vermögen gekostet hatte, nur gut, dass Phillip die Klempnerarbeiten selbst hatte erledigen können; wie teuer es geworden wäre, wenn seine Arbeitskosten noch obendrauf gekommen wären, mochten die Götter allein wissen.
    «Julia?» Der chinesische König, oder waren es einfach nur

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