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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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war Sarah schon im Bett. Er duschte und schlüpfte zwischen zehn und halb elf neben ihr unter die Decke. Sie war im Tiefschlaf und rührte sich nicht. Innerhalb von Minuten war David ebenfalls fest eingeschlafen.
    Morgens um Viertel vor zwei veränderte sich der elektrische Rhythmus in seinem Gehirn, und er tauchte langsam zum Wachzustand auf. Er fuhr mit der Hand unter dem Federbett zu der kalten Stelle, wo Sarah hätte sein sollen, da war aber niemand.
    Schon war er aufgestanden.
    «Sarah!», rief er, sobald er im Flur des Obergeschosses stand. Alle Zimmertüren waren geschlossen. Aus dem Spalt unter der Badezimmertür drang Licht hervor.
    «Es ist nicht abgeschlossen», sagte sie.
    Sarah stand am Waschbecken. Sie lächelte ihn an, obwohl man ihrem Gesicht ansah, dass es ihr nicht gutging. Ihre blauen Augen waren glanzlos vor Müdigkeit, und sie hatte das schulterlange, blonde Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden.
    «Ich bin einundvierzig», sagte sie und verzog im Spiegel schmerzlich das Gesicht. «Aber ich sehe erst aus wie neunzig.»
    «Du siehst großartig aus», hielt Rosen dagegen. «Wie geht es dir?»
    «Nicht besonders», erklärte sie. «Geh wieder schlafen, es gibt nichts, was du tun kannst, David. Ich komme schon zurecht.»
    Er setzte sich neben sie auf den Badewannenrand.
    «Wann, hat der Hausarzt gesagt, soll der Termin sein?»
    «Er hat gar nichts gesagt. So schnell wie möglich, genauer ging es nicht.»
    «Ich komme mit.»
    «Wenn du kannst, aber mach dir keine Sorgen, wenn die Ereignisse uns einen Strich durch die Rechnung machen.»
    Es war eine Neuauflage des Gesprächs, das sie vor dem Termin beim Hausarzt geführt hatten.
    «Was wirst du denen in der Schule sagen?», fragte David.
    «Ich werde sie beruhigen. Ich dreh nicht wieder durch. Ich nehme ganz brav mein Lithium. Es ist nicht nötig, eine langfristige Vertretung zu organisieren. Was ist heute Abend passiert, nachdem du aufs Polizeirevier zurückgekehrt bist?»
    «Baxter wird ein Kollegenkontrollgutachten erstellen lassen …»
    «Oh, dieser schleimige kleine Drecksack. Was für eine Zeit- und Geldverschwendung.»
    «Es ist eine Übung in Demut. Für mich.»
    «Sie werden feststellen, dass du nicht mehr hättest tun können, um diesen Killer zu fassen.»
    Sie legte ihm den Arm um die Schultern. Sie sahen einander im Spiegel an der Wand an.
    «Das sind so die Gelegenheiten, bei denen ich mir wünsche, ich wäre vierundzwanzig und immer noch in der TA.»
    Er lächelte, als er sich daran erinnerte, dass er es bei ihrer ersten Begegnung für einen Scherz gehalten hatte, als sie ihm erzählte, sie gehöre der Territorial Army an, der Reservistentruppe.
    «Okay», sagte er. «Warum dieser plötzliche Wunsch, die Zeit zurückzudrehen?»
    «Damals hatte ich Zugang zu Waffen. Ich würde dir zuliebe Baxter ein Loch in den Bauch schießen. Für dich und für eine ganze Menge anderer Leute.»
    «Was wir gerne vergessen …» Er sah Sarah an und erinnerte sich an die junge Frau, die damals am Schießstand die Beste ihrer Abteilung gewesen war. Beim Darts war sie unschlagbar.
    «Schaust du auf meine Falten, David?»
    «Es geht dir nicht gut, das merkt man dir an, aber alt siehst du nicht aus.»
    «So alt wie die verdammten Hügel, auf denen meine Oma als kleines Mädchen gespielt hat.»
    «Aber nicht so alt wie ich. Kommst du wieder ins Bett?»
    «Nur noch ein bisschen. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich mich vielleicht gleich erbrechen muss. Sonst noch etwas Neues?»
    «Ja, morgen früh besuche ich einen Ort meiner Kindheit. Kent …»
    «Kent? Warum denn das?»
    «Bettler können nicht wählerisch sein, und verzweifelte Polizisten auch nicht.»
    «Wen besuchst du denn?»
    «Einen katholischen Priester. Father Sebastian Flint. Er behauptet, besondere Einblicke in die Motive des Mörders zu haben.»
    «Habt ihr nicht Kriminalpsychologen, die für so was bezahlt werden?»
    «Ich denke schon.»
    Er spürte, wie seine Oberschenkel vom Sitzen auf dem harten Badewannenrand langsam taub wurden.
    Sie schwiegen länger als eine Minute.
    «Ich glaube, es hat sich ein bisschen beruhigt. Gehen wir wieder ins Bett. Mir ist der Anblick der Toilette allmählich über. Wenn ich brechen muss, werde ich eben rennen.»
    Er folgte ihr, schaltete das Badezimmerlicht aus, blickte in die Dunkelheit und schaltete das Licht wieder ein, damit sie notfalls den Weg leichter fand. Er zog die Steppdecke über Sarah und stopfte sie unter ihren Schultern und Armen fest,

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