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Der Herr der Augenringe

Der Herr der Augenringe

Titel: Der Herr der Augenringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dschey Ar Tollkuehn
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Nicht erwünscht. Ich weiß. Das bin ich nie gewesen. Meine Mutter ließ mich in einem Vierundzwanzig-Stunden-Schließfach in einem verzauberten Wald zurück, als ich zwei war. Von freundlichen Ratten wurde ich großgezogen. Aber ich vermute, es gibt immer einen Silberstreifen am Horizont. Nun ja, ich kannte einmal einen Troll, der hieß Wyschinski …«
    Frito schwankte, sank zusammen und schnarchte schon, ehe er auf die Erde fiel. Als er und Spam aufwachten, war es Nacht und von Lumgol nirgends eine Spur. Beide Boggies hatten das Bedürfnis, sich zu vergewissern, ob ihre ursprüngliche Anzahl von Fingern, Beinen und dergleichen noch vorhanden und keinerlei Eisenwaren versehentlich in ihren Rippen zurückgeblieben waren. Zu ihrer beträchtlichen Überraschung fehlte nichts, nicht mal ein Niednagel oder ein Manschettenknopf. Frito griff nach dem Ring, der immer noch sicher an seiner Kette hing, setzte ihn rasch auf den Finger und blies auf der Zauberpfeife; er war erleichtert, als er das vertraute Es hörte.
    »Ich kapiere das nicht, Herr Frito«, sagte Spam schließlich und fühlte mit der Zunge nach fehlenden Zahnfüllungen. »Der ist ein Taubenzüchter oder noch was Schlimmeres.«
    »Hallo, ihr beiden«, sagte ein großer Stein, der mit einem Mal nach und nach Lumgol wurde.
    »Hallo«, sagte Frito matt.
    »Wir brechen gerade auf«, sagte Spam rasch. »Wir müssen ein Waffengeschäft in Tansania abschließen oder etwas Kopra auf Guam abholen oder dergleichen.«
    »Das ist schade«, fand Lumgol. »Vermutlich heißt das Lebewohl für den alten Lumgol. Aber er ist daran gewöhnt.«
    »Lebewohl«, sagte Spam nachdrücklich.
    »Lebewohl, lebewohl, Abschiednehmen ist ein so kleines Licht«, sagte Lumgol. Er schwenkte ein großes, fleckiges Taschentuch kraftlos hin und her, ergriff Fritos Hand und begann leise zu schluchzen.
    Spam packte Frito am anderen Arm und zog ihn mit aller Macht weg, aber Lumgol ließ nicht los, und nach ein oder zwei Minuten gab er es auf und sank erschöpft auf einen Stein.
    »Es ist mir grässlich, mich von einem alten Freund zu trennen«, sagte er und wischte sich ausgiebig mit dem Taschentuch über den Napfkuchen, den er anstelle eines Gesichts hatte. »Ich werde euch ein Stück begleiten.«
    »Gehen wir«, sagte Frito niedergeschlagen, und die drei kleinen Gestalten machten sich in raschem Schritt auf den Weg.
    Es dauerte nicht lange, da kamen sie zu einer Stelle, wo der Boden, gut bewässert durch einen lebhaften grünen Bach, feucht und matschig wurde, und Lumgol stapfte mühsam vor ihnen hindurch. Nach ein paar hundert Fuß war der Weg völlig blockiert durch einen schlammigen, stinkenden Sumpf, erstickt unter stark gerauchtem Bruyere und Seerosen.
    »Das sind die Ngaio-Marschen«, sagte Lumgol feierlich, und Frito und Spam sahen in den modrigen Tümpeln unheimliche Bilder von Körpern mit reich verzierten Dolchen im Rücken, Löchern von Kugeln im Kopf und Giftflaschen in den Händen, alles geheimnisvoll widergespiegelt.
    Die kleine Gemeinschaft quälte sich voran durch das verrottete Sumpfland und wandte den Blick ab von den schaurigen Leichen, und nach einer Stunde mühseligen Gehens kamen sie, nass und schmutzig, auf trockneres Land. Dort fanden sie einen schmalen Pfad, der pfeilgerade über eine öde Ebene zu einer großen Pfeilspitze führte. Der Mond war untergegangen, und die Morgendämmerung färbte den Himmel schwach bräunlich, als sie den seltsam geformten Felsen erreichten.
    Frito und Spam legten ihre Rucksäcke unter einen kleinen Felsvorsprung, Lumgol ließ sich hinter ihnen nieder und summte eine Melodie aus einem Kaugummi-Reklamefilm.
    »Na, da sind wir ja wieder richtig dicht dran«, sagte er fast vergnügt.
    Frito stöhnte.
     
    Die Boggies wurden am späten Nachmittag durch das Schmettern von Becken und den harschen Klang von Trompeten geweckt, die »Arbeit in der Ferienzeit« spielten. Frito und Spam sprangen auf und sahen erschreckend nah das große, in eine Felswand eingefügte Tor von Fordor. Das Tor selbst, von zwei hohen Türmen begrenzt, auf denen sich Suchscheinwerfer und eine riesige Markise befanden, stand offen, und eine gewaltige Schar von Truppen strömte hinein. Frito drückte sich voll Angst an den Felsen.
    Es war Nacht, als die letzten Horden in Fordor verschwunden waren, und das Tor schloss sich mit lautem Geklirr. Spam lunzte hinter einem Stein hervor und brachte Frito dann ein frugales Mahl: Brot und Fische. Lumgol tauchte sofort aus einer schmalen

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