Der Herr Der Drachen: Roman
zu bestehen schien, aus und rutschte ab. Kleine Zweige kratzten über ihren Körper, lange Wurzeln wanden sich um ihre Gliedmaßen. Verzweifelt suchte sie im Schlamm nach einem Halt, fand jedoch keinen und rutschte weiter, schlug gegen Wurzeln und Steine, bis sie das Ende der Böschung erreicht hatte und mit rudernden Armen und einem lauten Platschen im Fluss versank.
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D as Wasser war kalt, glücklicherweise aber nicht sehr tief. Dafür begann die Strömung an Shaan zu zerren, kaum dass ihre Füße den Boden berührt hatten. Schnell griff sie nach den schlüpfrigen Wurzeln am Rande des Wassers und hielt sich an dem schleimigen Holz fest, um das brackige Wasser wieder herauszuwürgen, das sie verschluckt hatte. Aus dem Dschungel drang ein pfeifender Laut zu ihr hinab. Sie erstarrte. Doch nach einer Weile antwortete ein weiteres Pfeifen, dann noch eines, und sie begriff, dass es sich nur um Tiere des Dschungels handelte, die nach einander riefen.
Aufmerksam lauschte sie auf andere Geräusche: auf Zweige, die unter Schritten zerbrachen, oder Flügelschlagen. Doch alles blieb ruhig. Das Wasser spritzte bis zu ihrem Nacken hoch, und erst nun fiel ihr auf, dass ihr der Sack vom Rücken gerutscht sein musste. Sie drehte sich um, blickte die Böschung empor, doch da war nichts zu sehen. Endlich entdeckte sie das Bündel. In der Strömung hüpfte es auf und nieder, während es langsam in die Mitte des Flusses trieb. Voller Panik wurde ihr klar, dass der Drache den Sack jeden Moment entdecken könnte. Er musste doch untergehen! Warum schwamm er noch an der Oberfläche? Dann sah sie es. Einer der Tragegurte hatte sich an einem Baumstamm verhakt, der durch das Wasser wirbelte. Sie fluchte, doch es gab nichts, was sie hätte tun können. Also biss sie die Zähne zusammen und machte sich langsam wieder auf den Weg. Sie versank bis zu den Schultern im Wasser und hielt sich bei jedem Schritt an der Böschung fest, damit die Strömung sie nicht in die Mitte des Flusses hinausreißen konnte.
Über ihr im Dschungel war alles ruhig, und sie spürte den dicken
Schlamm unter ihren Füßen. Einen Moment lang glaubte sie, es geschafft zu haben, da hörte sie hinter sich Flügelschlagen. Große, lederne Flügel peitschten die Luft über dem Wasser auf.
Shaan fuhr herum und drückte sich eng in den Schatten der Böschung. Da erhob sich der dunkle Umriss Nuathins über die Bäume. Der Drache stieß einen leisen, klagenden Schrei aus, ein Geräusch, das ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Ihre Hände krallten sich in den Schlamm der Böschung. Dann sah sie, wie das Tier mit ausgebreiteten Flügeln auf ihr Versteck zusegelte, eine massige Silhouette aus Schatten und Klauen vor der indigoblauen Dunkelheit der Nacht. Doch Azoth saß nicht auf dem Rücken.
Nur knapp über der Wasseroberfläche glitt Nuathin heran. Voller Angst kauerte sich Shaan zusammen und versuchte, sich unter den herunterhängenden Wurzeln zu verbergen. Verzweifelt drehte sie das Gesicht der Böschung zu, damit der Drache nicht auf den Schimmer ihrer Augen in der Dunkelheit aufmerksam würde. So reglos wie möglich stand sie da, die Rückenmuskeln zu Stein verkrampft. Als Nuathin vorbeiflog, fühlte sie den Lufthauch, das Strecken und Zusammenziehen seiner Flügel und das Schnauben seines Atems. Der Luftstrom seines Körpers, als er ganz nah an ihr vorbeiflog, ließ das Wasser um sie herum Wellen schlagen. Er musste sie gesehen haben! Angst und Wut trieben einen Schrei ihre Kehle hinauf, da hörte sie weit hinter sich ein Platschen. Wieder kreischte Nuathin, höher diesmal, und es klang wie Fingernägel, die über Glas kratzten. Er hatte den Rucksack entdeckt! Als Shaan sich umdrehte, sah sie, wie der Drache ihn samt dem Baumstamm mühelos aus dem Wasser zog. Sein großer Kopf wippte auf und ab, als er wieder schrie. In ihrem Inneren fühlte Shaan die Panik wie Galle emporsteigen.
Sie musste aus dem Wasser! Was hatte sie sich nur gedacht? Hastig tastete sie nach den Wurzeln, um sich hochzuziehen. Da hörte sie das Rascheln von Blättern vom oberen Rand der Böschung. Sie erstarrte und lauschte. Ein nasses Blatt klatschte gegen etwas Festes. Dann lachte jemand, leise und voller Spott.
»Willst du dich die ganze Nacht dort verstecken, Kind?«, fragte Azoth und trat an den Rand. Er stand direkt über ihr und blickte auf ihr Versteck zwischen den Wurzeln hinab.
Ein plötzlicher, unkontrollierbarer Zorn ergriff sie. Voller Abscheu sah sie hoch: »Niemals. Ich
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