Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
aber wie sollte es falsche Perlen geben? »Du musst ein Vermögen für deine Kleidung ausgeben!«
Er bedachte mich mit einem strahlenden Lächeln. »Ja, Esseri, aber ich finde, jedes Kupferstück hat sich gelohnt, nicht wahr?«
Ich zog es vor, nicht darauf zu antworten. Wenn es notwendig war, dann sollte er sich eben als Herr bezeichnen, und ich mimte den Diener.
»Der Mann, den Ihr sucht, heißt Rekul. Hauptmann der Reitergarde«, teilte mir der Hüter der Geheimnisse mit, während ich in unseren alten Gemächern saß und einen Kafje trank, der mir von einem der diskreten jungen Männer gebracht worden war. »Er ist zwei Dutzend und vier Jahre alt, jung für seinen Rang, den er auf Empfehlung erhielt. Diese Empfehlung« – er schloss kurz die Augen, als er sich erinnerte – »diese Empfehlung stammte von Esseri Pasaran, dem ständigen Gesandten des Hauses der Schlange hier in Gasalabad. Es scheint, als sei der damalige Leutnant dem Gesandten gegen Räuber behilflich gewesen.«
Ich nickte. Die Häuser der Schlange, des Turms und des Tigers bildeten die Eckpunkte der Allianz gegen den Löwen.
»Er verrichtet seinen Dienst zuverlässig und gut, allerdings hat er eine kranke Schwester, so sagt er. Damit er sich um sie kümmern kann, übernimmt er oft zusätzliche Wachen, sodass er auch manchmal zwei oder drei Tage am Stück frei hat. Diese Schwester gibt es tatsächlich. Sie arbeitet im Haus der Leidenschaften, allerdings ist sie nicht krank.«
Das Haus der Leidenschaften. Ich hatte den Namen schon einmal gehört.
»Der Hauptmann hofiert die Tochter eines Schneiders: Man geht davon aus, dass diese Verbindung geknüpft werden wird. Der Hauptmann führt ein normales Leben, bis auf die Tatsache, dass er manchmal mitten in der Nacht sein Haus verlässt. Ihm gehört ein eigenes Haus, obwohl er nichts geerbt hat. Sein Sold reicht auch nicht dazu.« Der Hüter der Geheimnisse öffnete die Augen wieder. »Er war wohl einmal unvorsichtig, der Herr Hauptmann, und hat auf Hahnenkämpfe gewettet. Er verlor hoch und stand tief in der Schuld eines Geldverleihers namens Hasur. Dieser starb kürzlich im Haus der Leidenschaften, sein armes Herz war überanstrengt. Es heißt, er habe einen schönen Tod gehabt. Doch schon Wochen zuvor hatte er dem Hauptmann überraschenderweise alle Schulden erlassen, worauf der Hauptmann sein Haus erstand. Gestern Nacht verließ der Hauptmann das Haus wieder, traf sich mit drei anderen am Osttor und ritt mit ihnen zusammen aus. Sie waren einfach gekleidet, mit dunklen Gewändern, aber sie trugen darunter Rüstungen. Auch diese drei anderen waren Soldaten, einer davon dient allerdings dem Baum, die anderen, wie der Hauptmann selbst, dem Löwen. Am frühen Morgen kehrte er zurück, besuchte erst das Haus der Leidenschaften und ging dann nach Hause. Heute Abend wird er Dienst haben, eine Patrouille im Osten, entlang des Handelwegs, der den Lauf des Gazar begleitet.« Der Hüter der Geheimnisse verbeugte sich. »Das ist es, was wir über den Hauptmann herausgefunden haben. Über die Frau gibt es nur ein Gerücht. Jemand hat gesehen, wie eine Frau, auf die die Beschreibung passt, auf ein Flussschiff gebracht wurde. Sie wehrte sich, deshalb fiel es auf. Es war ein Schiff des Turms. Wenn Ihr möchtet, kann ich weitere Nachforschungen einleiten.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das wird nicht nötig sein.«
Er nickte. »Wie Ihr wünscht. Der andere Mann, den Ihr sucht, ist Saik Sarak, ein Söldner im Dienst des Turms. Er verschwand vor ein paar Nächten spurlos aus seinem Bett im Palast des Turms. Dort herrscht seitdem helle Aufregung, und die Wachen wurden vervierfacht. Ich weiß nicht, ob es von Belang ist, aber es gibt jemanden, der behauptet, er habe den Mann mit der Narbe am Kinn erkannt. Der sei an einem Doppelmord beteiligt gewesen. Der Zeuge hat sich allerdings nicht an die Stadtwachen gewandt … Er bleibt gern auf Distanz zu den Soldaten der Emira.«
»Was für ein Doppelmord?«
»Ein Nordländer und eine Hure. Mehr ist mir nicht bekannt. Soll ich es in Erfahrung bringen?«
Wieder schüttelte ich den Kopf. Reka. Ich hatte sie nur kurz kennengelernt, eine Hure, die niemandem etwas bedeutete. Ich hatte ihr Gold gegeben, damit sie freikam, und wollte mich noch darum kümmern, dass sie tatsächlich fliehen konnte, aber ich hatte es vergessen.
Vergessen!
Jetzt war sie tot.
»Wann geschah der Mord, o Hüter der Fragen?«
»Heute Nacht, in den frühen Morgenstunden«, teilte mir der diskrete
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