Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
sie zweimal gegeben, zumindest in diesem Moment.«
»Ja. Es wäre wundersam, nicht wahr? Unverständlich und etwas, das nur die Götter verstehen.«
»Serafine. Ich bin nicht er.«
»Und ich bin nicht Helis. Und doch sagt der Priester, dass ich es bin.«
»Serafine, hör mir zu.«
»Ssshh, hör du mir jetzt zu.« Zum zweiten Mal in kurzer Zeit legte mir eine Frau einen Finger auf die Lippen. »Havald, ob du Jerbils Seele trägst oder nicht, ist nicht von Belang. Du liebst Leandra und nicht mich. Das ist es, was wichtig ist. Schau mich an, was fühlst du, wenn du mich ansiehst?«
»Serafine …«
»Beantworte mir diese Frage. Oder ist sie so schwierig?«
»Nein.« Ich atmete tief durch. »Ich sehe eine junge Frau, die ich sehr mag, achte und respektiere. Ich vertraue dir in einem Maße, wie ich es nicht gewohnt bin, und obwohl wir uns nicht lange kennen, spüre ich eine tiefe Freundschaft und Bindung zu dir. Aber es ist nicht Liebe. Es ist nicht das, was mich zu Leandra zieht. Es ist nicht dieses Verzehren, dieses Gefühl, vergehen zu müssen … Ich kann es nicht beschr …«
»Das musst du nicht«, unterbrach sie mich mit leiser Stimme. »Ich kenne es wohl, dieses Gefühl. Du bist hierher gekommen, um mir zu sagen, dass ich dich nicht lieben soll, weil es keine Hoffnung darauf gibt, dass du mich ebenso lieben wirst, nicht wahr?«
Ich nickte nur.
Sie drehte das Bild von dem um, der nicht ich sein konnte. »Kann man diesen Mann lieben, Havald?«
Ich schaute auf das Bild herab. »Habe ich wirklich so ausgesehen?«, fragte ich und merkte, wie belegt meine Stimme war.
Sie nickte.
»Dann bin ich froh, dass Leandra ihn lieben kann«, sagte ich und stand auf. Es gab nichts mehr zu sagen. Nur noch eins. »Hätte ich gewusst, was die Emira plant, wäre es nie so weit gekommen.«
»Ich weiß, Havald. Sind wir Freunde?«
Jetzt sah ich sie überrascht an. »Hast du nicht zugehört, Serafine?«
»Doch«, meinte sie. »Ich wollte nur wissen, ob ich es richtig verstanden habe.«
»Serafine … verzeih, Helis … ich habe jedes Wort so gemeint.«
»Das habe ich gehofft.«
Ich wandte mich zum Gehen.
»Havald?«
Ich sah zu ihr zurück.
»Wolltest du mich nicht fragen, ob ich mitkomme, um die Nachtfalken zu vernichten?«
Ich runzelte die Stirn. »Gibt es in diesem Haus denn keine Geheimnisse?«
Sie lachte. »Doch, viel mehr, als du denkst, Havald. Aber ja, ich komme mit. Ihr werdet mich brauchen.«
Das hatte Natalyia auch gesagt. Ich nahm den Türknauf in die Hand.
»Havald?«
Ich seufzte. Sie zeigte mit einem schlanken Finger an die Decke. Dort an der Wand, knapp unter der Decke, gab es in jeder Wand fünf rechteckige Löcher, etwa zwei Handbreit. Wenn es warm war in Gasalabad, und das war es immer, und sich das Haus aufheizte, dann erlaubten diese Löcher der warmen Luft einen Ausweg, sodass das Haus nie stickig war. Jedes Zimmer hatte diese Löcher unter der Decke. Unsere Zimmer, auch Natalyias und Serafines, lagen zum Innenhof hin, es gab weitere Zimmer auf der anderen Seite des Gangs, die an der Außenmauer lagen, dunklere Zimmer mit kleineren, meist fest verschlossenen Fenstern. Kühler und dunkler. Links von Serafines Raum befand sich Natalyias Gemach, rechts von Serafine das von Leandra, danach folgte meins.
Armin hatte recht. Dieses Haus war hellhörig. Mehr, als ich gedacht hatte.
Ich sah zu den Lüftungslöchern hoch. »Wieso höre ich nie etwas?«, fragte ich, immer noch ungläubig darüber, dass ich das übersehen hatte.
»Ich möchte wetten, du hast Janos gehört, wenn er mit Sieglinde sprach, oder auch manchmal Varosch. Oder Armin.«
Ich nickte. »Ja, sicher. Aber nie euch.«
»Wir Frauen reden anders miteinander. Und hören auch anders zu.« Sie stand auf, trat an mich heran, öffnete die Tür und schob mich mit leisem Druck hinaus. »Ich sollte dich nicht länger aufhalten«, sagte sie freundlich. »Du hast noch viel zu tun.«
Ich stand auf dem Gang und sah die Tür verdutzt an. Ich hörte leises Lachen und sah mich um. Dort stand Armin, mit schmunzelndem Gesicht. »Spürt Ihr auch gerade den Nasenring?«
Die Tür sprang auf, und Serafine streckte den Kopf heraus. »Manchmal denkt der Ochse auch nur, man würde ihn führen, tatsächlich stolpert er aber blind vor sich hin«, sagte sie mit einem vernichtenden Blick in Armins Richtung. Sie funkelte auch mich an, dann schlug sie die Tür wieder zu.
Armin und ich wechselten einen Blick.
»Es gibt auch in der Stadt noch etwas zu tun«,
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