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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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es nicht bemerkte.
    »Es ist das erste Mal, dass ich gesegnet wurde, und ich spüre die Macht deines Gottes in mir.«
    »Ich spüre nie etwas«, sagte ich rau und trat an dem Toten vorbei an das Geländer zum Innenhof. Der sah schlimm aus, ein paar der Sträucher waren halb verkohlt. Dort am Rand, hinter dem geschwärzten Busch, lag etwas Schwarzes, Verkrümmtes. Ich schaute hoch zum Dach, aber dort regte sich keine schattenhafte Gestalt.
    »Weil er immer in Euch ist«, meinte Natalyia wehmütig. »Ihr könnt es nicht verstehen, wie es ist zu erfahren, dass es wirklich etwas Größeres gibt. Dass es jemanden gibt, der darüber wachen wird, dass ich meine Seele nicht verlieren werde. Euer Gott, Havald, ist groß, und sein Segen verspricht mir die Gnade der Wiedergeburt.« Sie sah mich aus großen runden Augen an. »Wenn ich sterbe, werde ich wiedergeboren«, hauchte sie ergriffen. »Stellt Euch das vor, Ihr könnt den Menschen, die Ihr liebt, erneut begegnen!«
    »Ja«, entgegnete ich ungerührt. »So sagt man.« Ich merkte, dass sich meine Hände in den rauen Stein des Geländers krallen wollten, und entspannte sie.
    Sie trat an mich heran, nahm meine linke Hand und legte sie unter ihren linken Busen. Ihre bernsteinfarbenen Augen fixierten mich mit einem Gefühl, das ich kaum ertragen konnte.
    »Als ich eben diesen Segen erfuhr, hat sich mir dein Gott offenbart. Ich habe ihn gespürt wie ein warmes, läuterndes Feuer, das durch mein Herz fuhr. Es war ein Versprechen. Mit diesem Segen wusste ich zum ersten Mal, dass mein Herz und meine Seele sicher sein werden. Ich bin in Thalak aufgewachsen, dort ist nichts sicher, weder Herz noch Seele. Begreifst du nicht, was dieser Segen für mich bedeutet?«
    »Nein«, sagte ich und zog meine Hand unter ihren Fingern weg. Ich versuchte zu verdrängen, dass ich ihren Busen hatte fühlen können. »Er gab uns diesen Segen zum Abschied. Eine Floskel, mehr ist es nicht.«
    Sie sah mich jetzt traurig an. »Mit diesem Segen habe ich erfahren, dass ich in meinem Herzen nie ein Hund war, dass ich unschuldig geblieben bin.«
    »Das habe ich dir schon vorher gesagt«, antwortete ich und wandte mich von ihr ab, um auf den toten Nachtfalken hinabzuschauen. »Ich wusste es schon immer. Dafür braucht es keinen Segen.«
    Sie entgegnete nichts mehr.
    »Natalyia«, sagte ich grob. »Lass das. Sag mir lieber, was du davon mitbekommen hast.«
    »Alles. Ich misstraute dem Priester, also wachte ich über Euch. Er war mir für einen Diener eines Gottes zu arrogant. Ich tat ihm unrecht, wie ich nun weiß. Aber er war nur einen Hauch schneller als ich. Schaut.« Sie kniete sich neben den Toten und zog den Kopf des Nachtfalken sanft auf die Seite. Ich sah zuerst nichts, aber als sie das linke Ohr zur Seite bog und mit dem Finger darauf deutete, erkannte ich ein metallenes Glitzern hinter dem Ohrläppchen des toten Schülers.
    Mit spitzen Fingern griff sie hin und zog eine Nadel heraus, scharf und etwa um die Hälfte länger als mein Finger, und wischte das wässrige Blut von dem glänzenden Stahl, um die Nadel wieder sorgfältig irgendwo in ihren Gewändern zu verstauen.
    »Ich trage das dritte Tuch der Nacht«, sagte sie leise. »Irgendwann wirst du verstehen, was das bedeutet.«
    Lautlos und elegant wie immer erhob sie sich. »Wir warten unten in der Küche auf dich. Es sind Dinge geschehen«, sagte sie, verbeugte sich wieder auf diese kuriose Art und Weise und ging. Sanft schloss sie die Tür hinter sich und ließ den Raum leer erscheinen.
    Der Segen Soltars. Es war, wie ich gesagt hatte, ich spürte nie etwas von ihm. Zudem war mir Soltars Aufmerksamkeit noch nie wie ein Segen vorgekommen.
    Ich seufzte, löste meine Verbände, wusch mich, kleidete mich an und machte mich dann daran, den toten Jungen auszuziehen. Für mich war er zu klein, er hatte in etwa Natalyias Größe. Aber vielleicht schickten mir die Nachtfalken ja noch jemand Passenden. Dann stellte ich fest, dass der Glasdolch verschwunden war. Ich schaute mich überall um, doch fand ich ihn nirgends.
    Ich nahm schließlich Seelenreißer und wog die Waffe in der Hand. »Hüter des Lichts … also hast du einen ganz anderen Namen …« Das Schwert sagte nichts dazu, aber ich konnte es fühlen.
    »Keine Ferkel mehr«, seufzte ich, hängte das Schwert ein und ging hinunter in die Küche. Egal wie man sie nannte, es war immer noch eine verfluchte Klinge. Aber es war meine.
    »Wo ist Leandra?«, fragte ich, als ich die Küche betrat. Ich hatte

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