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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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aus. Doch ich erinnerte mich an den Kampf zwischen Zokora und dem Nachtfalken unten in der Kanalisation. Es war ein Kampf gewesen, der gut und gerne eine Minute gewährt hatte, der sich an Boden, Wänden und Decken abgespielt hatte, vielleicht auch in der Luft, es war Rauch zum Einsatz gekommen. Sie hatten sich mit Giften und magischen Pulvern und Bewegungen traktiert, die schneller waren, als das Auge sehen konnte. Und am Ende unterlag Zokora. Hätte Zokora dort unter der Decke gehangen – selbst mit Seelenreißer und dem Überraschungsmoment auf seiner Seite wäre der Priester für sie zu langsam gewesen, ich vielleicht auch.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich laut, während ich noch immer neben dem Toten kniete.
    »Ich kann es Euch erklären«, meldete sich Natalyia von der Tür her. Ihre Augen musterten mich, den Toten, den Priester und mein Schwert, das noch immer dort stand.
    Ich schaute hoch an die Decke: Ich hatte schon wieder die Lüftungslöcher vergessen. Der Priester musterte sie nun überrascht und vielleicht auch beeindruckt, Natalyia hatte immer schon die Gabe, Männer zu faszinieren. Außerdem trug sie Gewänder, die denen des Toten nicht unähnlich waren. Man spürte ihre Angespanntheit, sie war achtsam, und wenn man durch ihre Schönheit hindurchblickte, spürte man die Bedrohung, die von ihr ausging, wie eine Präsenz, die den Raum ausfüllte. Sie war zehnmal gefährlicher, als es dieser tote Attentäter jemals gewesen war, auch wenn er ohne den Priester und Seelenreißer wahrscheinlich Erfolg gehabt hätte.
    Sie nickte dem Priester zu und glitt neben mich, in einer fließenden Bewegung, die an sich schon beeindruckend war. »Attentäter lernen ihr Handwerk jung«, teilte sie mir leise mit, mit einer Nuance in ihrer dunklen Stimme, die mich daran erinnerte, dass sie sehr wohl wusste, wovon sie hier sprach. »Sie durchlaufen lange Jahre der Ausbildung, dann ist er da, der große Moment … Der erste Tod wartet auf ihn.« Sie sah von dem Toten hoch zu mir. »Es war sein eigener. Sie beleidigen Euch und Leandra, Havald. Sie schicken Schüler.«
    Sie strich dem Toten fast zärtlich über das Gesicht. »Schaut ihn an. Keine Falten. Er ist höchstens ein Dutzend und drei, vielleicht vier. Und nun seht mir ins Gesicht, seht Ihr die Spuren meines Lebens?«
    Natalyia war eine schöne Frau, zweifellos, aber ich erkannte, was sie meinte. Sie war einst in Feuer geschmiedet worden, Balthasar hatte sie auf den Amboss gelegt.
    Ich erinnerte mich auch an die Gesichtszüge der Nachtfalkenfrau, die Zokora besiegt hatte. Sie waren geprägt von Grausamkeit und eisernem Willen. Diese Frau hatte sogar Natalyias Präsenz im Stein gespürt …
    Ich nickte, denn ich erkannte, was sie meinte. Sie sah auf den Toten herab. »Euer Attentäter«, sagte Natalyia, »ist nicht mehr als ein Kind.« Sie sah mich an. »Sie werden andere schicken.«
    »Es heißt, dass der Namenlose Soltar hasst«, sagte der Priester mit fester Stimme, als er sich von Leandras Stuhl erhob, »weil der ohne Namen einst vor seinen Brüdern und Schwestern angeben wollte. Es heißt, er hätte behauptet, er wäre der Herr über den Tod. Zum Beweis habe er seinen Willen auf ein Kind gerichtet, das dann starb. Aber Soltar sagte, nur wer über das Leben gebiete, sei auch Herr über den Tod, und schickte seinen Atem zu dem Kind, das wieder lebte. Seitdem hasst der ohne Namen unseren Herrn, weil er Dinge vernichten kann und Leben auch, aber es nicht zu erschaffen vermag.« Er sah mir in die Augen. »Der namenlose Gott fürchtet Soltar, und seine Diener fürchten die Diener unseres Herrn. Glaubt an die Führung unseres Gottes, und er wird Eure Hand lenken, wie er es soeben mit der meinen tat. Glaubt, und das, was keinen Namen hat, kann nicht bestehen gegen Euch.« Er zeichnete mit beiden Händen zugleich das Zeichen Soltars vor mir und Natalyia in die Luft und gab uns Soltars Segen. »Hinter der Dunkelheit wacht stets das Licht. Soltar geleite, führe und beschütze euch.«
    Wortlos sank Natalyia tief in diese seltsame Verbeugung, die sie schon einmal vollführt hatte.
    »Ich danke für den Segen und Eure Hilfe, Diener des Soltar«, sagte ich formell.
    Er nickte uns zu, ging durch die Tür und schloss sie leise hinter sich.
    »Du kannst wieder aufstehen«, sagte ich. »Du brauchst nicht zu knien, wenn du gesegnet wirst.«
    »Ich dachte, dass ich es sollte«, sagte sie leise, während sie sich wieder mit dieser sinnlichen Bewegung erhob. Ich tat, als ob ich

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