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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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und geblendet vor Schmerzen, parierte sie einmal, zweimal, dreimal, aber dann kam die fahle Klinge plötzlich von meiner rechten, ihrer blinden Seite. Die letzte Parade misslang ihr, meine Klinge stieß vor, über die schwarze Klinge hinweg, und wand sich fast wie eine Schlange um den schwarzen Stahl. Die Nachtfalkenfrau holte aus zu einer letzten Finte, ihre Klinge zuckte vor und suchte mein Herz – einen Augenblick früher hätte sie wohl auch Erfolg gehabt, aber es war Seelenreißer, der in diesem Kampf zuerst ein Leben nahm.
    Schwer atmend trat ich zurück.
    Die anderen drei Frauen sahen mich mit vorwurfsvollen Blicken an, als sie sich in Rauch auflösten und verwehten. Diesmal fand ich auch heraus, dass ein länglicher Schnitt den Umhang sterben ließ, der einem schwarzen Schatten gleich zu mir hochwehen wollte. Danach spaltete meine Klinge ein weiteres schwarzes Amulett, und schließlich war es vorbei.
    Sie lag vor mir, dahingestreckt auf den Steinplatten unseres Dachs. Diesmal war ich es, der sich vor ihr verbeugte. Sie hatte einen tödlichen Schuss abgewendet, hatte es verstanden, halb geblendet Seelenreißer zu parieren, zum Schluss hatte sie mich noch beinahe mit dieser Finte überrascht.
    Wahrscheinlich war sie der beste Gegner, gegen den ich jemals gekämpft hatte. Bei meiner Verbeugung löste sich etwas aus meinem Umhang, rutschte an meinem Hals entlang und fiel mir vor die Füße. Ich hob es vorsichtig auf. Es war eine schlanke Nadel, im Mondlicht meinte ich eine braune Verfärbung an der Spitze zu sehen.
    Jetzt wusste ich auch, was sie mit ihrer linken Hand getan hatte. Es war bloßer Zufall, dass sich diese Nadel in meinem Umhang verfangen hatte. Ich ließ die Waffe fallen.
    Die Nachtfalkenfrau war tot, und ich lebte.
    Ihr Leben brandete über mich, meine Knie zitterten, und ich sank zu Boden. Ich atmete tief und bewusst, versuchte zu vergessen, was eben noch gewesen war. Als mich meine Beine wieder trugen, erhob ich mich und schaute sie ein letztes Mal an. Ihr Auge war zerstört, dennoch schien sie mir zuzuzwinkern.
    Indem ich sie mit Seelenreißer getötet hatte, erwies ich den Nachtfalken eine Gnade, denn Seelenreißer sandte die Seelen zu Soltar. Sie waren dem Namenlosen angeschworen, so aber blieben sie vor ihrem Dunklen Gott verschont.
    Ohne Seelenreißer und seine Wahrnehmung wäre ich tot gewesen. Das war unlauter, ja. Aber darüber machte ich mir weiter keine Gedanken, mein Zwist mit dem Schwert war vorbei. Manchmal glaubte ich nun sogar, es verstehen zu können. Verflucht mochte die Klinge sein, aber sie gehörte zu mir. Zurzeit konnte ich jeden unlauteren Vorteil brauchen. Also beschloss ich, die Handarmbrust ebenfalls zu behalten.
    Ich schloss die Falltür über mir, schob den Riegel vor und ging wieder hinunter in die Küche.
    Als ich eintrat, sagte niemand etwas, nur Leandra erhob sich und trat an mich heran. »Ich bin froh, dass du lebst«, sagte sie und lächelte schief. »Ich bin auch gleich wieder da.«
    Ich zog sie heran und küsste sie. »Es wartet niemand mehr auf dich.«
    »Du hast sie beide besiegt?«, fragte Armin ungläubig.
    »Sie hatten so viel Ehre, dass sie nicht zugleich angriffen, sondern nacheinander.«
    Wie es sonst ausgegangen wäre, konnten sich alle denken.
    Natalyia sah mich mit Augen aus dunklem Bernstein an, darin stand eine Frage.
    »Damit und mit einem uralten Trick«, sagte ich und legte die Handarmbrust auf den Tisch. Es war eine schöne Waffe mit silbernen Verzierungen, sorgsam gearbeitet und ganz aus Metall. Es war weniger eine Armbrust, denn es fehlte der Bogen. Nur eine eng gewundene Feder aus schimmerndem Stahl trug den Bolzen nach vorne. Ein Spielzeug, aber ein nützliches.
    »Er ist nicht einmal verletzt«, meinte Armin.
    Ich sagte nichts dazu. Manchmal war es so beeindruckend einfach. Manchmal war es aber auch ganz anders, waren es die kleinen Wunden, die den Kampf entschieden, das Blut, das den Schwertgriff rutschig werden ließ, die vielen kleinen Wunden, die einen langsamer machten und müder, bis zum Schluss nur derjenige stand, der noch stehen konnte. So konnte es auch ablaufen. Aber meist war es anders: schnelle Schläge, ein Fehler und es war vorbei.
    Ich nickte den anderen zu, während ich Leandras Arm nahm. »Ich sage, es ist an der Zeit schlafen zu gehen.«
    Im Morgengrauen zuckte ich aus dem Bett auf, sah einen Moment lang eine schwarze Klinge nach meinem Herzen stechen, aber es war nur der Fetzen eines Traums. Ich blickte auf Leandra, sie

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