Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
trotzig. »Und du, Diener zweier Herren, komm auch.«
Faihlyd blieb stocksteif stehen, löste ihren Schleier und betrachtete mich forschend. »Havald«, sagte sie dann in einer fast normalen Stimme. »Ich bin die Emira. Ich bin die Herrscherin dieser Stadt. Ich wurde wie ein Hund herbeizitiert. Ich bin es, die Grund hat, beleidigt zu sein. Warum seid Ihr so erzürnt über ihn?«
Ich atmete aus. Nun, ich hatte genügend von Armin gelernt. Also atmete ich wieder ein, straffte mich und deutete anklagend mit dem Finger auf ihn. »Ich habe allen Grund dafür!«, rief ich theatralisch. »Schaut Euch meinen nichtsnutzigen Diener an! Er ist so vergafft in eine hübsche Dame, dass ihm der Verstand versagt, wenn auch nur ihr Name fällt! Wenn er auch nur denkt, man wolle ihr zu nahe treten, verwandelt er sich in ein Stachelschwein und kämpft ihre Schlachten an meinem Tisch.«
Armin sah mich überrascht an, hinter mir hörte ich Serafine kichern. Ich konnte sie nicht sehen, aber ich war sicher, dass Zokora gerade eine Augenbraue hochzog.
»Tut er das, Havald Bey?« Faihlyd lächelte fast unmerklich.
»Ja, er tut es. Man könnte fast meinen, er wäre nicht mein Diener, sondern der dieser Schönheit, die ihm den Kopf verdreht. Aber er kämpft die falschen Schlachten.« Ich verbeugte mich tief. »Müssen wir diese Schlacht hier im Gang schlagen, oder wollt Ihr Eure Wachen wegschicken und Freunden am Tisch Gesellschaft leisten?«
Armin öffnete den Mund, um zu protestieren, aber ohne zu ihm zurückzusehen, hob sie eine schlanke Hand. Sie kannte ihn wohl gut. »Armin«, sagte sie. »Schick die Wachen weg.«
Sie löste ihren Umhang, sah sich suchend um, fand niemanden, der nahe genug stand, und ließ ihn auf den Boden fallen.
Ich verbeugte mich erneut und hielt ihr die Tür auf, bevor sie mit eleganten Schritten hindurchging. Serafine, Leandra und Natalyia sowie Varosch waren bereits aufgestanden, nur Zokora saß noch. Auch Armin kam herein, Afala stellte hastig einen Becher Wein vor Zokora auf den Tisch und eilte durch die Tür nach draußen, um sich um den Umhang der Emira zu kümmern. Armin schloss die Tür hinter ihr, Faihlyd nahm Platz, und wir folgten ihrem Beispiel.
»Also, Freund«, meinte Faihlyd. »Was braucht Ihr von mir?«
Sie nahm sich ein Honigküchlein und wollte es an ihren Mund führen, als Armin aufsprang. »Faihlyd!«, rief er entsetzt.
Sie hielt in der Bewegung inne.
»Sag, Armin, hast du von denen hier gegessen?«, fragte sie.
Er nickte.
»Hattest du Angst, man wollte dich vergiften?«
Er schüttelte den Kopf.
»Aber du denkst, sie wollten mir ein Leid antun?«, fragte sie und aß das Küchlein.
»Nein«, gab Armin zu. »Das glaube ich nicht.«
Sie kaute und lächelte in die Runde.
»Es ist ein Vergnügen, einfach zuzugreifen und nicht fragen zu müssen, ob ein Vorkoster bereits davon gegessen hat«, erklärte sie uns, um sich dann mir zuzuwenden. Sie griff sich noch ein Küchlein. Es waren nicht mehr viele da. Ich fragte mich, ob wir wohl noch mehr davon hatten. »Ihr könntet recht haben mit ihm, Havald«, sagte sie. »Allerdings wird sich keine schöne Dame darüber beschweren, wenn sie zu sehr geliebt wird.«
»Das«, entgegnete ich mit einem Blick zu Leandra, »ist der schönen Damen Vorrecht.«
Die Emira aß zwei weitere Küchlein und ließ nur noch vier in der Schale.
Faihlyd hatte Leandra nach oben begleitet, um sich umzuziehen. Als sie zurückkam, trug auch sie die dunklen Gewänder einer Leibwächterin. Sie hatten sich bislang als ungemein praktisch erwiesen. Armin war wie üblich sein herausgeputztes Selbst, auch wenn er ungewohnt still wirkte.
Leandra hatte sich in ihre offiziellen Kleider gehüllt, jedes einzelne war blütenweiß und zum Teil mit Goldbrokat bestickt. Sie sah aus wie eine Königin. Ich trug dunkle Gewänder, das leichte Leinen mit der verstärkten Weste und meine neuen Stiefel, die frisch geputzt glänzten. Afalas Werk, nahm ich an. Zokora, Serafine, Varosch und Natalyia trugen die Gewänder von Leibwächtern.
Als wir über den Platz der Ferne gingen, erregten wir Aufmerksamkeit, und es dauerte nicht lange, bis jemand uns erkannte. Marinae hatte uns ja gut genug beschrieben. Mit einem Raunen und zum Teil tiefen Verbeugungen teilte sich die Menge vor uns und ließ uns ungehindert durch. Ich fühlte Hunderte von Blicken auf mir lasten. Mein Nacken kribbelte unbehaglich.
»Meint Ihr immer noch, Ihr wärt unbedeutend, Havald?«, fragte Faihlyd von meiner rechten
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