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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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davon, Gandalf?«, fragte Aragorn. »Man könnte meinen, das Tal des Zauberers steht in Flammen.«
    »Dunst hängt in letzter Zeit immer über diesem Tal«, sagte Éomer; »aber etwas wie dies hab ich noch nie gesehen. Das sind eher Dampf- als Rauchwolken. Da braut Saruman irgendeine Teufelei zu unserem Empfang zusammen. Vielleicht kocht er alles Wasser des Isen, und darum ist der Fluss nun so ausgetrocknet.«
    »Vielleicht«, sagte Gandalf. »Morgen werden wir’s erfahren. Nun lasst uns eine Weile ruhen, so gut es geht!«
    Sie lagerten neben dem Flussbett; der Isen war immer noch still und leer. Manche schliefen ein wenig. Doch spät in der Nacht wurden sie alle durch einen Ruf der Wachen geweckt. Der Mond waruntergegangen. Sterne leuchteten am Himmel; aber über den Boden kroch eine Dunkelheit, die schwärzer war als die Nacht. Zu beiden Seiten des Flusses wälzte sie sich heran, in nördlicher Richtung.
    »Bleibt alle, wo ihr seid!«, sagte Gandalf. »Zieht keine Waffen! Wartet, und es wird vorübergehen!«
    Nebel sammelte sich um ihr Lager. Oben blinkten schwach noch ein paar Sterne; doch zu beiden Seiten erhoben sich undurchdringlich dunkle Wände; sie befanden sich in einer schmalen Gasse zwischen wandelnden Türmen von Schatten. Stimmen hörten sie, Flüstern, Stöhnen und ein nicht enden wollendes raschelndes Seufzen; und der Boden unter ihnen bebte. Lange, so schien es ihnen, saßen sie still da und wagten sich nicht zu rühren; aber endlich waren die Dunkelheit und die Geräusche vorüber und verschwanden zwischen den Bergketten.
    Weiter südlich auf der Hornburg hörten die Menschen um Mitternacht einen gewaltigen Lärm, wie wenn ein Sturm durchs Tal bliese; und der Boden erzitterte. Alle hatten Angst, und niemand wagte sich hinaus. Aber als sie am Morgen Ausschau hielten, waren sie sprachlos: Die Leichen der Orks waren fort, und ebenso die Bäume. Weit unten im Klammtal war das Gras braun und zertrampelt, als hätten riesenhafte Hirten dort große Viehherden weiden lassen; eine Meile unterhalb des Damms aber war eine riesige Grube ausgehoben und wieder zugeschüttet worden, und darüber waren Steine zu einem Hügel gehäuft. Die Menschen glaubten, dass die von ihnen erschlagenen Orks dort begraben lägen; ob aber auch diejenigen dabei waren, die sich in den Wald geflüchtet hatten, konnte niemand sagen, denn kein Mensch setzte je einen Fuß auf diesen Hügel. Die Todeshöhe wurde er später genannt, und kein Gras wuchs auf ihm. Die seltsamen Bäume aber sah man im Klammtal nie wieder; sie hatten nachts einen weiten Weg zurückgelegt und waren heimgekehrt in Fangorns dunkle Täler. An den Orks hatten sie sich gerächt.
    Der König und sein Geleit schliefen in dieser Nacht nicht mehr, sahen oder hörten aber weiter nichts Merkwürdiges, bis auf eines: Der Fluss neben ihrem Lager erhob plötzlich seine Stimme. Brausend kam ein Wasserschwall über die Steine herab, und als er vorüber war, plätscherte und strudelte der Isen in seinem alten Bett wie eh und je.
    In aller Frühe brachen sie wieder auf. Das Licht drang grau und fahl durch die Wolken, und den Sonnenaufgang sahen sie nicht. Die Luft war schwer von Nebel, und über dem Land ringsum lag ein übler Geruch. Sie ritten langsam, nun auf der Straße, die breit und fest und in gutem Zustand war. Undeutlich konnten sie durch den Nebel die lange Bergkette zur Linken erkennen. Sie waren nun im Nan Curunír, dem Tal des Zauberers, das tief eingebettet und nur nach Süden hin offen lag. Einst war es grün und lieblich gewesen, durchströmt vom Isen, der hier schon, ehe er noch in die Ebene hinausfloss, tief und wasserreich war; denn viele Quellen und kleine Bäche aus den regenbespülten Bergen speisten ihn, und an seinen Ufern lag ein freundliches, fruchtbares Land.
    Doch so war es jetzt nicht mehr. Unter den Mauern von Isengard lagen noch Äcker, die von Sarumans Knechten bestellt wurden; aber zum größten Teil war das nun eine Wildnis voller Unkraut und Dorngestrüpp. Brombeeren überwucherten den Boden oder rankten über Büsche und Böschungen, unordentliche Höhlen bildend, in denen kleines Getier hauste. Keine Bäume wuchsen mehr dort, aber zwischen den sauren Gräsern sah man noch die verkohlten und axtbehauenen Baumstümpfe von den Hainen, die einst hier gestanden hatten. Es war nun ein trostloses Land, still bis auf das steinerne Geräusch schnell fließenden Wassers. Rauch und Dampf trieben in mürrischen Wolken darüber hin oder lagen brütend in

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