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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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der Mark dagegen »listiger Sinn«.
    Eine starke und wundersame Festung war Isengard, und lange Zeit war es auch schön gewesen; große Fürsten hatten dort gewohnt, Gondors Statthalter im Westen, und kluge Männer, die die Sterne beobachteten. Doch allmählich hatte Saruman es seinen wechselhaften Plänen anverwandelt und es, wie er glaubte, verbessert – worin er sich täuschte, denn alle Künste und Kenntnisse, um derentwillen er seiner früheren Weisheit entsagte und die er sich selbst entdeckt zu haben schmeichelte, stammten in Wahrheit aus Mordor; und darum war es ein Nichts, was er schuf, nur kindische Nachahmung oder sklavische Huldigung, ein verkleinertes Abbild von Barad-dûr, der gewaltigen Festung, Waffenschmiede, Kerkerhöhle und Hexenküche des Dunklen Turms, der keinen Nebenbuhler duldete, alle Schmeichelei verlachte und, siegesgewiss in seinem Stolz und seiner unermesslichen Stärke, den günstigsten Zeitpunkt abwarten konnte.
    Das war Sarumans Festung – oder vielmehr, was man vom Hörensagen davon wusste, denn seit Menschengedenken hatte niemand aus Rohan mehr ihr Tor durchschritten, ausgenommen vielleicht einige wenige wie Schlangenzunge, die insgeheim kamen und keinem Menschen sagten, was sie dort gesehen hatten.
    Nun ritt Gandalf an der großen Säule mit der Hand vorüber, und die anderen bemerkten, dass die Hand plötzlich nicht mehr weiß war. Sie schien mit etwas wie angetrocknetem Blut befleckt zu sein, und als sie genauer hinsahen, stellten sie fest, dass die Fingernägel rot waren. Ohne darauf zu achten, ritt Gandalf weiter in den Nebel hinein, und sie folgten ihm unter manchen Bedenken. Überall sahen sie am Straßenrand nun, als hätte es eine Überschwemmung gegeben, große Wasserlachen, die die Senken ausfüllten, und kleine Rinnsale zwischen den Steinen.
    Endlich hielt Gandalf und winkte sie zu sich heran. Sie sahen, dass sich vor ihm der Nebel gelichtet hatte und ein wenig blassenSonnenschein durchließ. Mittag war vorüber. Sie standen vor dem Tor von Isengard.
    Aber die Türen lagen verbogen und verbeult auf dem Boden. Und ringsum lagen Steine, kreuz und quer verstreut oder in hohen Trümmerhaufen übereinander, geborsten oder in unzählige gezackte Scherben zersplittert. Der große Toreingang stand noch, hatte aber kein Dach mehr: Der Tunnel war bloßgelegt, und in die Felswälle zu beiden Seiten waren große Spalte und Breschen geschlagen; die Wachttürme lagen in Staub und Trümmern. Hätte das große Meer sich im Zorn erhoben und wäre gegen die Berge angestürmt, hätte es keine schlimmere Verwüstung anrichten können.
    Die runde Ebene hinter dem Tor stand unter dampfendem Wasser: ein brodelnder Kessel, in dem Balken und Sparren, Kisten, Fässer und zerbrochene Gerätschaften durcheinander herumschwammen. Verbogene und schiefe Stümpfe von zersplitterten Säulen ragten noch über die Flut hinaus, aber alle Straßen waren überschwemmt. In weiter Ferne, so schien es, halb verhangen in waberndem Gewölk, ragte der Inselfelsen empor. Der Turm von Orthanc stand noch: hoch, dunkel, ungebrochen vom Sturm. Trübes Wasser schwappte um seine Füße.
    Der König und seine Begleiter blieben schweigend im Sattel sitzen. Mit Staunen sahen sie, dass Sarumans Festung gestürmt worden war; aber wie das zugegangen sein mochte, konnten sie nicht erraten. Und nun wandten sie die Blicke zu dem zertrümmerten Tor und den herausgerissenen Türen hin. Dicht daneben lag ein großer Schutthaufen, und plötzlich bemerkten sie zwei kleine Gestalten, die es sich darauf bequem gemacht hatten, grau gekleidet, sodass sie zwischen den Steinen kaum zu erkennen waren. Neben ihnen standen Flaschen, Teller und Schüsseln, die zu verraten schienen, dass sie gerade ausgiebig gespeist hatten und sich nun von dieser Anstrengung erholten. Der eine schien zu schlafen, der andere saß mit übergeschlagenen Beinen und hinterm Kopf verschränkten Armen an einen Trümmerbrocken gelehnt und ließ aus seinemMunde lange Fäden und kleine Ringe von dünnem blauen Rauch aufsteigen.
    Théoden, Éomer und ihre Begleiter machten große Augen. Inmitten all der Verwüstungen von Isengard war dies für sie der merkwürdigste Anblick. Doch ehe der König etwas sagen konnte, hatte der kleine Rauchbläser die Reiter bemerkt, wie sie am Rande seines Blickfelds stumm im Nebel saßen. Er sprang auf. Wie ein junger Mann sah er aus oder war es vielleicht auch, obwohl von wenig mehr als halber Mannesgröße. Auf dem braunen Kraushaar trug

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