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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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blickte hinauf und zog ein letztes Mal an dem Seil, wie zum Abschied.
    Zur Verblüffung der beiden Hobbits kam es herunter. Sam fiel hin, und die langen grauen Bahnen kamen leise auf ihn herabgeglitten. Frodo lachte. »Wer hat es wohl festgebunden?«, sagte er. »Nur gut, dass es wenigstens so lange gehalten hat! Wenn ich dran denke, dass ich mich mit meinem ganzen Gewicht auf deinen Knoten verlassen hab!«
    Sam lachte nicht. »Ich bin vielleicht kein großer Bergsteiger, Herr Frodo«, sagte er in gekränktem Ton, »aber von Seilen und Knoten, da versteh ich was. Liegt sozusagen in der Familie. Immerhin hatten mein Großvater und mein Onkel Andi, das war der älteste Bruder vom Ohm, viele Jahre lang eine Seilerbahn drüben in Reepfeld. Und der Knoten, den ich an dem Stumpf gemacht hab, den hätte niemand fester machen können, weder im Auenland noch sonst wo.«
    »Dann muss das Seil gerissen sein – an der Felskante durchgescheuert, vermutlich«, sagte Frodo.
    »Das bestimmt nicht, da möcht ich wetten!«, sagte Sam nun noch gekränkter. Er bückte sich und untersuchte die Enden. »Nein, das auch nicht. Keine Strähne!«
    »Dann, tut mir leid, war es eben doch der Knoten«, sagte Frodo. Sam schüttelte den Kopf und gab keine Antwort. Nachdenklich ließ er sich das Seil durch die Finger gleiten. »Denk, was du willst, Herr Frodo«, sagte er schließlich, »aber ich glaube, das Seil ist von selber gekommen – als ich es gerufen hab.« Er rollte es zusammen und verstaute es liebevoll in seinen Rucksack.
    »Jedenfalls ist es gekommen«, sagte Frodo, »und das ist die Hauptsache. Aber jetzt müssen wir an den nächsten Schritt denken. Bald haben wir Nacht. Wie schön die Sterne leuchten und der Mond!«
    »Da schlägt einem wirklich das Herz höher, nicht?«, sagte Sam und blickte hoch. »Irgendwie elbisch. Und der Mond nimmt zu. Die letzten Nächte haben wir ihn bei diesem Wolkengeschiebe gar nicht gesehen. Er scheint schon ziemlich hell.«
    »Ja«, sagte Frodo, »es wird noch ein paar Tage dauern, bis er voll ist. Ich glaube, bei Halbmondlicht sollten wir uns lieber nicht in die Sümpfe hineinwagen.«
    In den ersten Schatten der Nacht machten sie sich auf zur nächsten Wegstrecke. Nach einer Weile drehte Sam sich um und schaute zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Die Mündung der Schlucht war eine schwarze Kerbe in der trübgrauen Felswand.»Bin ich froh, dass wir das Seil haben!«, sagte er. »Jetzt haben wir diesem Strauchdieb jedenfalls ein kleines Rätsel aufgegeben. Soll er mal sehn, wie er mit seinen Plattfüßen an den Felsvorsprüngen dort Halt findet!«
    Sie schlugen die Richtung fort von der Felswand ein, durch ein Gewirr von Felsbrocken und kantigen Steinen, die vom heftigen Regen nass und schlüpfrig waren. Immer noch fiel das Gelände steil ab. Sie waren noch nicht sehr weit gegangen, als plötzlich eine tiefe Spalte schwarz vor ihren Füßen gähnte. Vielleicht hätten sie hinüberspringen können, aber das Licht war zu schlecht. Auf dem Grund glaubten sie Wasser glucksen zu hören. Links von ihnen bog die Spalte nach Norden ab, zurück zu den Bergen, und versperrte ihnen in dieser Richtung den Weg, zumindest, solange es dunkel war.
    »Wir sollten lieber versuchen, an der Felswand entlang zurück nach Süden zu gehen, denk ich«, sagte Sam. »Vielleicht finden wir da einen Unterschlupf oder sogar eine Höhle oder irgend so was.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Frodo. »Ich bin müde und glaube, ich kann heute nicht mehr lange zwischen Steinen herumstolpern – so sehr mich die Verzögerung ärgert. Ich wollte, wir hätten einen klaren Weg vor uns; dann würde ich weitergehn, bis die Beine mich nicht mehr tragen.«
    Im zerklüfteten Gelände zu Füßen der Emyn Muil fiel ihnen das Gehen nicht leichter. Sam fand auch keine Nische oder Mulde als Unterschlupf: nur kahle, steinige Hänge, überragt von der abweisenden Felswand, die nun wieder höher und steiler wurde, je weiter sie nach Süden zurückkamen. Erschöpft ließen sie sich endlich im Windschatten eines Felsblocks nicht weit vom Fuß der Wand zu Boden sinken. Dort saßen sie eine Weile trübsinnig hingekauert in der kalten, steinigen Nacht, während der Schlaf sie beschlich, trotz allem, was sie tun konnten, um ihn fernzuhalten. Der Mond stand jetzt hoch am klaren Himmel. Sein dünnes weißes Licht erhellte die Steine, durchtränkte die kalten, drohenden Felswände und tauchtedie über der Weite heraufziehende Dunkelheit in ein kühles,

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