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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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den stinkenden Sümpfen, tat sich wieder ein tiefblauer Abendhimmel auf, und einige blasse Sterne erschienen, wie kleine weiße Löcher in dem Zeltdach über dem zunehmenden Mond.
    »Es tut gut, wieder sehen zu können«, sagte Frodo tief einatmend. »Weißt du, dass ich für einen Moment geglaubt habe, ich hätte das Augenlicht verloren? Von dem Blitz oder etwas noch Schlimmerem. Ich konnte nichts sehen, gar nichts, bis das graue Seil herunterkam. Es schien irgendwie zu schimmern.«
    »Ja, es hat so was wie einen silbernen Schimmer im Dunkeln«, sagte Sam. »Hatte ich noch nie bemerkt; kann mich aber auch nicht erinnern, dass ich’s je hervorgeholt hätte, seit es im Rucksack steckt. Aber wenn du so erpicht bist auf diese Kletterei, Herr Frodo, wiewillst du’s anstellen? Dreißig Armlängen oder, sagen wir mal, achtzehn Faden – aber das ist nur deine Schätzung für die Höhe der Felswand.«
    Frodo überlegte. »Mach es an diesem Baumstumpf fest, Sam!«, sagte er. »Dann, denke ich, sollst du diesmal deinen Willen haben und vorangehen. Ich lasse dich hinunter, und du brauchst dich nur mit Händen und Füßen vom Felsen abzustützen. Allerdings, wenn du hin und wieder dein Gewicht auf einem der Vorsprünge halten kannst, machst du’s mir leichter. Wenn du unten bist, komme ich nach. Ich glaube, ich bin wieder gut bei Kräften.«
    »Na schön«, sagte Sam schweren Herzens. »Wenn es denn sein muss, dann bringen wir’s hinter uns!« Er nahm das Seil und befestigte das eine Ende an dem Baumstumpf, der dem Rand am nächsten war, und band sich das andere um den Leib. Widerstrebend drehte er sich um und machte sich zum zweiten Mal an den Abstieg.
    Es wurde nicht halb so schlimm, wie er befürchtet hatte. Das Seil schien ihm Zuversicht zu geben, auch wenn er mehr als einmal schleunigst die Augen schloss, wenn sein Blick zwischen seinen Füßen hindurch nach unten fiel. Schwierig wurde es nur an einer Stelle, wo die steile Wand überhaupt keine Vorsprünge hatte und für ein kurzes Stück sogar überhing; dort rutschte er ab und baumelte frei an der silbrigen Leine. Aber Frodo ließ ihn langsam und stetig hinab, und schließlich war er unten. Seine größte Sorge war gewesen, ob das Seil nicht zu kurz und vielleicht schon zu Ende wäre, wenn er noch weit oben hinge, aber Frodo hielt noch eine ganze Bucht in den Händen, als Sam Boden unter den Füßen fand und hinaufrief: »Ich bin unten!« Frodo hörte seine Stimme deutlich, konnte ihn aber nicht sehen; sein grauer Elbenmantel verschmolz mit der Dämmerung.
    Frodo brauchte mehr Zeit, um ihm zu folgen. Auch er hatte das Seil um den Leib, und oben war es befestigt, aber er hatte es verkürzt, damit es ihn, wenn er abstürzte, auffinge, bevor er auf den Boden prallte; trotzdem wollte er es auf einen Sturz nicht ankommen lassen und vertraute dieser dünnen Leine nicht ganz so fest wie Sam. Doch kam er an zwei Stellen, wo er sich ganz auf das Seil verlassen musste: glatte Flächen, wo selbst seine kräftigen Hobbitfinger keinen Halt fanden und wo die Vorsprünge weit auseinander lagen. Aber endlich war auch er unten.
    »So, das wäre geschafft!«, rief er. »Aus den Emyn Muil sind wir heraus. Aber was kommt als nächstes, frag ich mich? Vielleicht sehnen wir uns bald wieder zurück nach dem guten harten Felsboden unter den Füßen.«
    Aber Sam gab keine Antwort; er starrte zurück, die Felswand hinauf. »Dummbeitel!«, sagte er. »Ich Dackel! Mein schönes Seil! Da hängt es nun am Baumstumpf, und wir stehn hier unten! Ebenso gut hätten wir diesem lichtscheuen Schleicher eine Treppe bauen können. Oder ein Schild aufstellen, mit dem Hinweis für Gollum, wo wir langgegangen sind. Das kam mir doch gleich alles ein bisschen zu einfach vor.«
    »Wenn du eine Idee hast, wie wir beide das Seil hätten benutzen und es trotzdem mit herunternehmen können, dann darfst du den Dummbeitel und alles in der Art, was der Ohm je zu dir gesagt hat, an mich weiterreichen«, sagte Frodo. »Klettre doch wieder rauf, binde’s los und sieh zu, wie du dann herunterkommst, wenn du Lust hast!«
    Sam kratzte sich am Kopf. »Nein, entschuldige, wie das gehn sollte, weiß ich auch nicht«, sagte er. »Aber ich lass es nicht gern hier hängen – ist nun mal so!« Er streichelte das lose Ende und schüttelte es sacht. »Ich kann mich nur schwer von etwas trennen, das ich aus dem Elbenland mitgebracht habe. Vielleicht hat Galadriel es selbst gemacht«, murmelte er und wiegte traurig den Kopf. Er

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