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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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für Zwistigkeiten unter euren Gefährten gewesen ist. Offenbar ist dies ein schicksalsträchtiges Erbstück, wer weiß welcher Art, und solche Gegenstände pflegen die Eintracht unter Verbündeten nicht eben zu fördern, wenn aus den alten Erzählungen irgendetwas zu lernen ist. Komme ich der Wahrheit nicht nahe?«
    »Nahe«, sagte Frodo, »aber du triffst sie nicht. Es gab keinen Zwist unter den Gefährten, wohl aber gab es Zweifel, Unschlüssigkeit, welchen Weg wir von den Emyn Muil aus einschlagen sollten. Aber sei dem, wie es sei, aus den alten Erzählungen ist auch zu lernen, wie gefährlich voreilige Worte über solche Dinge wie … Erbstücke sein können.«
    »Aha, dann ist es so, wie ich mir’s dachte: Boromir allein machte dir Sorgen. Er wollte dieses Ding nach Minas Tirith gebracht sehen. Ach, es ist ein hinterhältiges Schicksal, das dir, der ihn zuletzt gesehen hat, die Lippen verschließt und mir verhehlt, was ich so gern wüsste: Worauf ging sein Sinnen und Trachten in seinen letzten Stunden? Ob er nun geirrt hat oder nicht, des einen bin ich sicher: Er ist einen guten Tod gestorben, bei einer edlen Tat. Sein Gesicht war im Tode schöner als zu Lebzeiten.
    Aber verzeih, Frodo, ich habe dir zuerst hart zugesetzt mit meinen Fragen nach Isildurs Fluch. Es war unklug zu solcher Stunde und an solchem Ort. Ich hatte keine Zeit gehabt, mich zu besinnen. Wir hatten ein schweres Gefecht hinter uns, und ich hatte mehr als genug zu bedenken. Doch schon während ich mit dir sprach,kam ich der Wahrheit näher und lenkte darum wohlweislich von ihr ab. Denn du musst wissen, dass von den Regenten der Stadt noch vieles an altem Wissen bewahrt wird, das nicht jedermann bekannt ist. Wir aus meinem Hause sind keine Nachkommen Elendils, doch ebenfalls von númenorischem Geblüt. Denn wir führen unsere Ahnenreihe bis auf Mardil zurück, den guten Statthalter, der anstelle des Königs regierte, als der in den Kampf zog. Das war König Earnur, der letzte Nachkomme Anárions und kinderlos, und er kehrte nicht wieder. Dies war vor vielen Menschenaltern, und seither haben in Minas Tirith die Statthalter regiert.
    Und ich weiß noch, wie es Boromir schon als Knaben, wenn wir zusammen über die Kunde von unseren Ahnen und die Geschichte der Stadt unterwiesen wurden, stets missbehagte, dass sein Vater kein König war. ›Wie viel hundert Jahre müssen vergehen, bis aus einem Statthalter ein König wird, wenn der König nicht wiederkehrt?‹, fragte er. ›Wenige Jahre vielleicht nur in andern Reichen, wo die Königswürde nicht so viel gilt‹, antwortete mein Vater, ›doch in Gondor würden zehntausend Jahre nicht ausreichen.‹ Ach, der arme Boromir! Sagt dir das nicht schon einiges über ihn?«
    »Freilich«, sagte Frodo. »Doch hat er Aragorn immer mit Respekt behandelt.«
    »Daran zweifle ich nicht«, sagte Faramir. »Wenn er Aragorns Anspruch gelten ließ, wie du es ausdrückst, so hat er ihm gewiss hohe Achtung bezeigt. Aber es ging noch nicht hart auf hart. Sie waren noch nicht in Minas Tirith angekommen oder in Gondors Kriegen zu Rivalen geworden.
    Aber ich schweife ab. Im Hause Denethor kennen wir aus langer Überlieferung vieles von der Wissenschaft der alten Zeiten, und außerdem sind in unseren Schatzkammern vielerlei Dinge verwahrt: Bücher und Urkunden auf vergilbtem Pergament, auf Steintafeln und auf Blättern von Silber und Gold, in verschiedenen Schriftzeichen. Manche kann heute niemand mehr lesen; und was die übrigen angeht, so bittet nur selten jemand um Erlaubnis, sie einzusehen. Ein wenig kann ich darin lesen, denn ich habe Unterricht genossen.Um dieser Berichte willen war der Graue Pilger zu uns gekommen. Schon als Kind sah ich ihn zum ersten Mal, und seither ist er zwei- oder dreimal da gewesen.«
    »Der Graue Pilger?«, sagte Frodo. »Hatte er noch einen Namen?«
    »Mithrandir nannten wir ihn nach Elbenart«, sagte Faramir, »und ihm war es recht. Viele Namen in vielen Ländern hab ich, hat er gesagt. Mithrandir bei den Elben, Tharkûn bei den Zwergen; Olórin hieß ich in meiner Jugend im Westen, der nun vergessen ist, im Süden Incánus, im Norden Gandalf; in den Osten gehe ich nicht. «
    »Gandalf!«, sagte Frodo. »Dacht ich mir’s doch, er war es! Gandalf der Graue, der teuerste aller Ratgeber, der Führer auf unserer Fahrt! Ihn haben wir in Moria verloren.«
    »Mithrandir verloren!«, sagte Faramir. »Ein böses Geschick scheint eure Fahrt verfolgt zu haben. Aber es fällt mir schwer zu glauben,

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