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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Stimme hoch und laut. »Der Pass! Lauf zu, lauf, und wir sind durch, bevor irgendwer uns aufhalten kann!«
    Sam lief hinter ihm her, so schnell die Beine ihn tragen wollten; aber bei aller Freude, wieder im Freien zu sein, blickte er doch im Laufen zu dem dunklen Bogen des Stollenausgangs zurück, in der Befürchtung, die Augen könnten wieder auftauchen oder irgendeine unvorstellbare Gestalt, die ihnen nachjagte. Allzu wenig wussten er und sein Herr davon, wie Kankra ihre Opfer fing. Ihre Höhle hatte nicht nur einen Ausgang.
    Seit unvordenklichen Zeiten hauste sie dort, ein Unwesen in Spinnengestalt, eines von denen, die einst das Land der Elben im Westen, welches nun das Meer deckt, unsicher gemacht hatten und mit denen Beren in den Bergen des Grauens zu kämpfen hatte, als er nach Doriath ging und Lúthien begegnete, auf dem grünen Gras zwischen den Schierlingstannen, im Mondschein vor langer Zeit. Wie Kankra auf der Flucht aus den Trümmern der alten Welt dort hingelangt war, wird nirgendwo berichtet, denn aus den Dunklen Jahren sind nur wenige Geschichten auf uns gekommen. Aber sie war noch immer da, wo sie schon vor Sauron gewesen war, bevor noch der Grundstein des Barad-dûr gelegt wurde; und sie diente niemandem als sich selbst, soff sich voll am Blut von Elben und Menschen, wurde fett und aufgedunsen bei ihren endlosen Gelagen und spann ihre Schattennetze. Ihr Fraß war alles, was lebte, und ihr Auswurf war Finsternis. Ihre geringere Brut, Bankerte von elenden Männchen, ihren eigenen Söhnen, die sie nach der Paarung zu töten pflegte, wucherte weit und breit über die Schluchten und Täler des Ephel Dúath und von da bis zu den Gebirgen im Osten, bis in die undurchdringlichen Gehölze des Düsterwalds und die Gegend um Dol Guldur. Doch keine vermochte wie sie, Kankra die Große, Ungoliants letzte Tochter, die unglückliche Welt zu plagen.
    Schon vor Jahren hatte Gollum mit ihr Bekanntschaft gemacht, Sméagol, der seine Nase in alle dunklen Löcher steckte, und hatte ihr untertänigst seine Verehrung bezeigt; und ihr finsterer Wille begleitete ihn auf all seinen beschwerlichen Wegen und hielt ihn fern vom Licht und von aller Reue. Und versprochen hatte er, Futter für sie heranzuschaffen. Doch sie begehrte andere Dinge als er. Wenig wusste sie oder wollte sie wissen von Türmen, Ringen oder anderen Werken des Geistes oder der Hand; sie, die allen anderen nur den Tod an Leib und Seele und sich selbst ein Leben in Völlerei wünschte, allein, aufgeschwollen, bis die Berge sie nicht mehr halten und die Finsternis sie nicht mehr umfangen könnte.
    Doch die Erfüllung dieser Wünsche lag noch fern, und seit langem litt sie nun schon Hunger und lauerte vergebens in ihrer Höhle, denn als Saurons Macht zunahm, hatten alle Dinge von Licht und Leben sich von den Grenzen seines Reiches zurückgezogen. Die Stadt im Tal war eine tote Stadt, und kein Elb oder Mensch kam in Reichweite, nur hin und wieder ein unglückseliger Ork. Erbärmlicher Fraß, und obendrein schwer zu fangen! Aber fressen musste sie, und wie eifrig die Orks sich auch um den Pass und ihren Turm immer neue gewundene Gänge gruben, stets kam Kankra ihnen auf die Schliche. Aber zarteres Fleisch mochte sie lieber. Und Gollum hatte ihr welches herangeführt.
    »Mal sehn, mal sehn«, hatte er sich oft auf dem langen und gefährlichen Marsch von den Emyn Muil zum Morgultal gesagt, wenn ihm der Sinn nach dem Bösen stand, »mal sehn! Es könnte sein, o ja, könnte sein, dass wir ihn finden, wenn SIE die Knochen und die Kleider wegwirft, dass wir ihn finden, den Schatz, und dann kriegt ihn der arme Sméagol zum Lohn dafür, dass er so feines Futter bringt. Und so retten wir ihn ja, den Schatz, wie versprochen. Und wenn wir ihn erst mal haben, dann soll SIE ’s erfahren! O ja, dann zahlen wir’s IHR heim, mein Schatz. Allen werden wir’s heimzahlen!«
    So dachte er im stillen Kämmerlein seiner Hinterlist, das er vor ihr noch verschlossen zu halten hoffte, als er sie wieder besucht und ihr seine ergebenste Aufwartung gemacht hatte, während seine beiden Begleiter schliefen.
    Und was Sauron anging, so wusste er, wo sie auf der Lauer lag. Ihm war es recht, dass sie dort hauste und dass der Hunger ihre Bosheit nicht zur Ruhe kommen ließ, denn so war sie eine verlässlichere Wache an jenem alten Weg in sein Land als jede andere Vorkehrung, die er in seiner Schläue hätte ersinnen können. Und die Orks? Gewiss, sie waren brauchbare Sklaven, aber von ihnen

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