Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
westlichem Grenzwall. Auf dem Weg dorthin fielen sie einem Spähtrupp der Menschen von Gondor, geführt von Boromirs Bruder Faramir, in die Hände. Faramir bekam heraus, was sie vorhatten, widerstand aber der Versuchung, der Boromir erlegen war, und brachte sie auf den Weg zur letzten Etappe zum Cirith Ungol, dem Spinnenpass; zugleich aber warnte er sie, dass dies ein höchst gefährlicher Weg sei, von dem Gollum ihnen weniger gesagt habe, als er wisse. Eben als sie die Wegscheide erreichten und die Straße in Richtung der Geisterstadt Minas Morgul betraten, strömte von Mordor eine dunkle Wolke aus, die alle Länder bedeckte. Sauron schickte nun sein erstes Heer ins Feld, geführt vom schwarzen König der Ringgeister: Der Ringkrieg hatte begonnen.
Gollum brachte die Hobbits auf einem geheimen Pfad an Minas Morgul vorüber, und in der Dunkelheit kamen sie schließlich zum Cirith Ungol. Dort verfiel Gollum wieder auf seine bösen Absichten und versuchte, sie dem Ungeheuer Kankra auszuliefern, das den Pass bewachte. Dank Sams Tapferkeit, der seinen Angriff abwehrte und Kankra verwundete, wurde sein Vorhaben vereitelt.
Der zweite Teil endete damit, dass Sam einige schwierige Entscheidungen treffen muss. Frodo, von Kankra gestochen, liegt tot, wie es scheint, am Boden, und entweder wird seine Fahrt nun ein katastrophales Ende finden, oder Samweis muss seinen Master verlassen. Schließlich nimmt Samweis den Ring an sich. Er will das aussichtslose Unternehmen allein fortsetzen. Doch als er eben im Begriff ist, Mordor zu betreten, kommen Orks von Minas Morgul herauf, und andere kommen ihm aus dem Turm von Cirith Ungol entgegen, der die Passhöhe bewacht. Durch den Ring unsichtbar,erfährt Samweis aus dem Gezänk der Orks, dass Frodo nicht tot, sondern nur betäubt ist. Zu spät setzt er den Orks nach. Sie tragen Frodo durch einen Tunnel davon, der zu einem Hintereingang in ihren Turm führt. Als das Tor krachend vor Samweis zugeschlagen wird, fällt er in Ohnmacht.
Dieser dritte und letzte Teil nun soll berichten, auf wie verschiedene Weise Gandalf und Sauron gegeneinander vorgehen, wie es zur letzten Entscheidung und zum Ende der großen Finsternis kommt. Zunächst kehren wir zum Kriegsgeschehen im Westen zurück.
FÜNFTES BUCH
ERSTES KAPITEL
MINAS TIRITH
P ippin lugte unter Gandalfs Mantel vor. Er wusste nicht, ob er wach war oder schlief und noch immer in dem Traum dahinflog, der ihn umfangen hatte, als ihr großer Ritt begann. Die nächtliche Welt brauste vorüber, und der Wind pfiff ihm um die Ohren. Er konnte nichts sehen als die kreisenden Sterne hoch oben und zur Rechten gewaltige, gegen den Himmel aufragende Schatten, wo sich die Berge des Südens dahinzogen. Schläfrig versuchte er, die Stunden und Stationen ihres Ritts nachzuzählen, aber auf sein Gedächtnis, das noch döste, war kein Verlass.
Zuerst waren sie in rasendem Tempo ohne Halt die Nacht durch geritten, und im Morgengrauen hatte er einen blassen Goldschimmer gesehen, und sie waren in die stille Stadt und das große, leere Haus auf dem Hügel gekommen. Und kaum waren sie unter seinem Dach, da fuhr der geflügelte Schatten wieder über sie hinweg, und die Menschen vergingen vor Angst. Ihn aber hatte Gandalf beschwichtigt, und er hatte sich in einem Winkel schlafen gelegt, müde, aber unruhig, hatte hin und wieder etwas von dem Kommen und Gehen bemerkt, von den Menschen, die mit Gandalf redeten und denen er Anweisungen gab. Und dann wieder reiten, reiten durch die Nacht. Dies war die zweite, nein, die dritte Nacht, seit er in den Stein geblickt hatte. Und bei dieser abscheulichen Erinnerung wurde er vollends wach; ihn schauderte, und das Brausen des Windes füllte sich mit drohenden Stimmen.
Ein Licht brannte am Himmel, eine gelbe Flamme hinter dunklen Schranken. Pippin zog wieder den Kopf ein, und für einen Moment fragte er sich ängstlich, in was für ein schreckliches Land Gandalf ihn bringe. Er rieb sich die Augen und sah, dass es der Mond war, der, nun fast voll, über die Schatten im Osten aufstieg. Es war also noch nicht spät in der Nacht, und sie würden noch stundenlang so weiterreiten. Er rührte sich.
»Wo sind wir, Gandalf?«, fragte er.
»Im Königreich Gondor«, antwortete der Zauberer. »Das Land, durch das wir jetzt reiten, heißt Anórien.«
Sie schwiegen wieder eine Weile. Dann rief Pippin plötzlich, »was ist das?«, und klammerte sich fest an Gandalfs Mantel. »Sieh doch, Feuer, rotes Feuer! Gibt es in diesem Land
Weitere Kostenlose Bücher