Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
die wie Lotho von Saruman betrogen wurden.«
Merry blickte beklommen und angewidert in die Runde. »Nichts wie raus hier!«, sagte er. »Hätte ich gewusst, was er alles angerichtet hat, ich hätte Saruman mit meinem Krautbeutel den Hals zugestopft.«
»Daran zweifle ich nicht. Doch hast du es nicht getan, sodass ich nun in der Lage bin, dich in deiner Heimat zu begrüßen.« In der Tür stand Saruman selbst, offenbar wohlgenährt und mit sich zufrieden; Spottlust und Hinterlist blitzten ihm aus den Augen.
Frodo verlor die letzten Zweifel. »Scharker!«, rief er.
Saruman lächelte. »Den Namen hast du also auch schon gehört, wie? Ich glaube, so nannten mich meine Leute in Isengard. Ein Zeichen meiner Beliebtheit, möglicherweise. 3 Aber offenbar habt ihr nicht erwartet, mich hier zu sehen.«
»Erwartet hatte ich es nicht«, sagte Frodo, »aber ich hätte mir’s denken können. Irgendeine schäbige kleine Gemeinheit: Gandalf hat mich gewarnt, dazu seiest du immer noch fähig.«
»Und ob ich dazu fähig bin!«, sagte Saruman. »Aber nicht nur zu kleinem Schabernack. Was hab ich gelacht über euch Hobbitprinzchen, wie ihr da mit all den Großen geritten seid, so sorglos und selbstzufrieden in eurer Mickrigkeit. Ihr habt wohl gedacht, ihr wäret bei allem sehr gut weggekommen und könntet nun in aller Ruhe heimreiten zu einem beschaulichen Leben auf dem Lande. Sarumans Heimstatt in Trümmern und er selbst rausgeworfen, aber eurer Heimat könnte niemand etwas anhaben, o nein! Da würde Gandalf schon aufpassen.«
Saruman lächelte wieder. »Aber da kennt ihr ihn schlecht! Er lässt seine Werkzeuge fallen, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben. Aber ihr musstet ihm noch eine Weile an den Rockschößen hängen, quatschen und trödeln und zweimal so weit wie nötig in der Gegend herumreiten. ›So‹, hab ich mir gedacht, ›wenn das solche Narren sind, dann kommen wir ihnen zuvor und erteilen ihnen eine Lektion! Eine Schandtat ist die andere wert.‹ Die Lektion wäre noch deutlicher ausgefallen, hätte ich mehr Zeit und mehr Menschen zur Verfügung gehabt. Trotzdem, ich habe schon einiges geleistet, das ihr zu euren Lebzeiten schwerlich wieder zurechtrücken oder ungeschehen machen könnt. Und mit Freuden werde ich mich stets daran erinnern und es mit den meinerseits erlittenen Schäden verrechnen.«
»Na, wenn du daran Freude hast, tust du mir leid«, sagte Frodo. »Ich fürchte, es wird nur eine Freude in der Erinnerung sein. Geh jetzt sofort und komme nie wieder!«
Die Hobbits aus dem Dorf hatten Saruman aus einer der Hütten herauskommen sehen. Sie waren sofort herbeigerannt und drängten sich nun an der Tür von Beutelsend. Als sie hörten, was Frodo befahl, murrten sie: »Lasst ihn nicht weg! Schlagt ihn tot! Er ist ein Schuft und ein Mörder. Schlagt ihn tot!«
Saruman wandte sich lächelnd um und sah ihnen in die hasserfüllten Gesichter. »Schlagt ihn tot!«, äffte er sie nach. »Schlagt ihn tot, wenn ihr meint, dazu seid ihr stark genug, ihr wackeren Hobbits!« Er richtete sich hoch auf und funkelte sie finster mit seinen schwarzen Augen an. »Aber glaubt nur nicht, ich hätte mit all meinem Besitz auch all meine Macht eingebüßt! Wer mich anrührt, der ist verflucht. Und wenn ihr das Auenland mit meinem Blut befleckt, wird es verdorren und nie wieder blühen.«
Die Hobbits wichen zurück. Frodo aber sagte: »Glaubt ihm nicht! Er hat alle Macht verloren, bis auf die Macht seiner Stimme, die euch noch immer täuschen und einschüchtern kann, wenn ihr nicht auf der Hut seid. Aber ich dulde nicht, dass ihr ihn totschlagt. Rache mit Rache zu vergelten, hat keinen Sinn: Nichts wird so wiedergutgemacht. Geh, Saruman, auf schnellstem Wege!«
»Schlange, Schlange!«, rief Saruman, und aus einer nahen Hütte kam Schlangenzunge gekrochen, fast wie ein Hund. »Wir gehn wieder auf Wanderschaft, Schlange«, sagte Saruman. »Diese netten Leute und Prinzchen setzen uns wieder mal vor die Tür. Komm!«
Saruman wandte sich zum Gehen, und Schlangenzunge schlurfte hinterdrein. Als Saruman an Frodo vorüberkam, blitzte ein Messer in seiner Hand auf, und er stieß rasch zu. Die Klinge traf auf das verdeckte Panzerhemd, bog sich und brach ab. Mit einem Aufschrei sprangen ein Dutzend Hobbits hinzu, allen voran Sam, und warfen den Schuft zu Boden. Sam zog sein Schwert.
»Nicht doch, Sam!«, sagte Frodo. »Auch jetzt wollen wir ihn nicht töten; er hat mich ja nicht verletzt. Jedenfalls möchte ich nicht, dass er in dieser
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