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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Aragorn, die nur ein oder zwei Schritte vor ihm gingen, waren kaum zu sehen.
    »Das gefällt mir ganz und gar nicht«, keuchte Sam hinter ihm. »Schnee ist in Ordnung an einem schönen Morgen, aber ich liege gern im Bett, wenn er fällt. Ich wünschte, diese Menge ginge nach Hobbingen. Da würden sich die Leute vielleicht freuen.« Außer in den Hochmooren des Nordviertels warenheftige Schneefälle im Auenland selten und wurden als ein erfreuliches Ereignis und eine Gelegenheit zur Kurzweil angesehen. Kein lebender Hobbit (mit Ausnahme von Bilbo) konnte sich an den Grausamen Winter von 1311 erinnern, als weiße Wölfe über den zugefrorenen Brandywein ins Auenland eindrangen.
    Gandalf blieb stehen. Der Schnee lag dick auf seiner Kapuze und seinen Schultern; er reichte schon knöchelhoch an seine Stiefel.
    »Das habe ich gefürchtet«, sagte er. »Was sagst du nun, Aragorn?«
    »Dass ich es auch gefürchtet habe«, antwortete Aragorn, »aber weniger als andere Dinge. Ich kannte die Gefahr des Schnees, obwohl es selten so weit südlich so stark schneit, außer hoch oben im Gebirge, und wir sind noch nicht hoch; wir sind noch weit unten, wo die Pfade gewöhnlich den ganzen Winter über offen sind.«
    »Ich frage mich, ob das eine List des Feindes ist«, sagte Boromir. »In meinem Land heißt es, er könne die Stürme im Schattengebirge, das an den Grenzen Mordors liegt, lenken. Er verfügt über seltsame Kräfte und viele Verbündete.«
    »Sein Arm ist wahrlich lang geworden«, sagte Gimli, »wenn er Schnee vom Norden herabholen kann, um uns hier dreihundert Meilen entfernt zu plagen.«
    »Sein Arm ist lang geworden«, sagte Gandalf.
    Während sie anhielten, hatte sich der Wind gelegt, und das Schneien ließ nach, bis es fast aufhörte. Sie stapften weiter. Aber sie hatten nicht mehr als eine Achtelmeile zurückgelegt, als der Sturm mit neuer Wut wieder losbrach. Der Wind pfiff, und das Schneien wurde zu einem ausgewachsenen Schneesturm. Bald fiel selbst Boromir das Weitergehen schwer. Die Hobbits, völlig zusammengekrümmt, quälten sich hinter den größeren Leuten her, aber es war klar, dass sie nicht viel weiter gehen könnten, wenn das Schneetreiben anhielte. Frodos Füße waren schwer wie Blei. Pippin fiel zurück. Selbst Gimli, so zäh, wie nur irgendein Zwerg sein konnte, murrte, als er sich vorwärtsschleppte.
    Die Gemeinschaft blieb plötzlich stehen, als ob sie sich wortlos darüber verständigt hätte. Sie hörten unheimliche Geräusche in der Dunkelheit, die sie umgab. Es mochte nur der Wind gewesen sein, der durch die Spalten und Rinnen der Felswand heulte, aber es klang wie schrille Schreie und wildes Gelächter. Steine begannen vom Berghang zu fallen, über ihre Köpfe zu sausen oder neben ihnen auf den Pfad zu schlagen. Immer wieder hörten sie ein dumpfes Rumpeln, als ob ein großer Gesteinsbrocken von den unsichtbaren Hängen über ihnen herabrollte.
    »Wir können heute Nacht nicht weitergehen«, sagte Boromir. »Soll das Wind nennen, wer will; es sind grausame Stimmen in der Luft, und diese Steine sind auf uns gezielt.«
    »Ich nenne es Wind«, sagte Aragorn. »Aber dadurch wird das, was du sagst, nicht unwahr. Es gibt viele böse und feindliche Wesen auf der Welt, die zwar wenig Liebe empfinden für jene, die auf zwei Beinen gehen, aber dennoch nicht mit Sauron verbündet sind, sondern ihre eigenen Ziele verfolgen. Manche sind länger auf dieser Welt gewesen als er.«
    »Caradhras wurde schon der Grausame genannt und hatte einen schlechten Ruf«, sagte Gimli, »vor langen Jahren, als man in diesen Landen von Sauron noch nichts vernommen hatte.«
    »Es kommt wenig darauf an, wer der Feind ist, wenn wir seinen Angriff nicht abschlagen können«, sagte Gandalf.
    »Aber was können wir denn tun?«, rief Pippin unglücklich. Er stützte sich auf Merry und Frodo und zitterte.
    »Entweder hierbleiben, wo wir sind, oder zurückgehen«, sagte Gandalf. »Es hat keinen Zweck weiterzugehen. Nur ein wenig höher, wenn ich mich recht erinnere, verlässt dieser Pfad die Felswand und durchläuft eine breite, flache Mulde am Fuß eines langen, steilen Hangs. Wir hätten dort keinen Schutz vor Schnee oder Steinen – oder sonst irgendetwas.«
    »Und es hat keinen Zweck zurückzugehen, solange der Sturm anhält«, sagte Aragorn. »Auf dem Weg herauf sind wir an keiner Stelle vorbeigekommen, die mehr Schutz bot als diese Felswand, unter der wir jetzt sind.«
    »Schutz!«, murmelte Sam. »Wenn das Schutz ist, dann

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