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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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er. »Einen kleinen Augenblick!« Grischnákhs Schwert lag ganz in der Nähe, aber es war zu schwer und unhandlich für ihn; deshalb kroch er weiter, und als er den Leichnam des Bilwiss fand, zog er ein langes scharfes Messer aus seiner Scheide. Damit zerschnitt er rasch ihre Fesseln.
    »Nun aber los!«, sagte er. »Wenn wir uns ein bisschen warm gemacht haben, können wir vielleicht sogar wieder stehen und gehen. Aber jedenfalls fangen wir lieber mit Kriechen an.«
    Sie krochen. Die Grasnarbe war tief und federnd, und das half ihnen; aber es war ein langwieriges, mühseliges Geschäft. Sie machten einen großen Bogen um das Wachtfeuer und arbeiteten sich Stück für Stück vor, bis sie zum Fluss kamen, der in den schwarzen Schatten unter seinen steilen Ufern dahinströmte. Dann schauten sie zurück.
    Die Geräusche hatten sich gelegt. Offenbar waren Mauhúr und seine »Jungs« getötet oder vertrieben worden. Die Reiter hatten ihre stille, bedrohliche Wache wiederaufgenommen. Sie würde nicht mehr sehr lange dauern. Schon ging die Nacht ihrem Ende entgegen. Im Osten, der unbewölkt geblieben war, begann der Himmel bleich zu werden.
    »Wir müssen in Deckung gehen«, sagte Pippin, »sonst werden wir gesehen. Es wird kein Trost für uns sein, wenn diese Reiter entdecken, dass wir keineOrks sind, nachdem wir tot sind.« Er erhob sich und stampfte mit den Füßen auf. »Diese Stricke haben mich wie Draht eingeschnürt; aber meine Füße werden wieder warm. Ich könnte jetzt weitertorkeln. Wie steht’s mit dir, Merry?«
    Merry stand auf. »Ja«, sagte er, »ich kann’s schaffen. Lembas gibt einem wirklich neuen Mut. Und außerdem ein gesünderes Gefühl als die Hitze dieses Orktranks. Woraus der wohl bestehen mag? Aber ich nehme an, es ist besser, es nicht zu wissen. Lass uns einen Schluck Wasser trinken, um den Gedanken daran fortzuspülen.«
    »Nicht hier, die Ufer sind zu steil«, sagte Pippin. »Nun vorwärts!«
    Sie wandten sich um und gingen jetzt nebeneinander langsam den Flusslauf entlang. Hinter ihnen nahm das Licht im Osten zu. Während sie gingen, tauschten sie ihre Gedanken aus und redeten nach Hobbit-Art leichthin von dem, was ihnen seit ihrer Gefangennahme widerfahren war. Kein Zuhörer hätte aus ihren Worten entnommen, dass sie grausam gelitten hatten, in entsetzlicher Gefahr und ohne Hoffnung gewesen waren, Folter und Tod zu entgehen; oder dass auch jetzt, wie sie genau wussten, wenig Aussicht bestand, dass sie jemals wieder ihre Freunde finden und in Sicherheit sein würden.
    »Du scheinst deine Sache gut gemacht zu haben, Herr Tuk«, sagte Merry. »Fast ein ganzes Kapitel im Buch des alten Bilbo wirst du bekommen, wenn ich je Gelegenheit habe, es ihm zu berichten. Gute Arbeit: vor allem, dass du erraten hast, was das haarige Scheusal im Schilde führte, und ihm um den Bart gegangen bist. Aber ich frage mich, ob irgendjemand unsere Spur verfolgen und jemals die Brosche finden wird. Mir wäre es grässlich, meine zu verlieren, doch deine, fürchte ich, ist endgültig weg.
    Ich werde mich ein bisschen anstrengen müssen, um mit dir gleichzuziehen. In der Tat wird Vetter Brandybock jetzt vorangehen. Nun ist die Reihe an ihm. Ich vermute, du hast nicht viel Ahnung, wo wir sind; aber ich habe meine Zeit in Bruchtal besser genutzt. Wir gehen Richtung Westen entlang der Entwasser. Das dicke Ende des Nebelgebirges liegt vor uns, und der Fangorn-Wald.«
    Während er noch sprach, ragte unmittelbar vor ihnen der dunkle Saum des Waldes drohend auf. Die Nacht schien unter seinen grünen Bäumen Zuflucht gesucht zu haben und vor der kommenden Morgendämmerung davonzukriechen.
    »Geh voran, Herr Brandybock!«, sagte Pippin. »Oder geh zurück! Wir sind vor Fangorn gewarnt worden. Aber einer, der so klug ist, wird das nicht vergessen haben.«
    »Habe ich nicht«, antwortete Merry, »doch der Wald scheint mir trotzdem noch besser zu sein, als umzukehren und mitten in eine Schlacht zu geraten.«
    Er führte sie unter die riesigen Zweige der Bäume. Wie alt sie waren, ließ sich nicht erraten. Lange, ausgefranste Bärte von Flechten hingen an ihnen herab, die sich in dem leichten Wind hin- und herwiegten. Aus den Schatten spähten die Hobbits hinaus und blickten hinunter auf den Hang: kleine, verborgene Gestalten, die in dem dämmrigen Licht aussahen wie Elbenkinder, die in den Tiefen der Zeit voll Staunen aus dem Wilden Wald herausschauen und ihre erste Morgendämmerung erblicken.
    Weit hinter dem Großen Strom und den

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