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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Braunen Landen, Wegstunden über graue Wegstunden entfernt, kam die Morgendämmerung, rot wie eine Flamme. Laut erschallten die Jagdhörner, sie zu grüßen. Die Reiter von Rohan wurden plötzlich lebendig. Ein Horn antwortete wiederum dem anderen.
    In der kalten Luft hörten Merry und Pippin deutlich das Wiehern von Schlachtrossen und das plötzliche Singen vieler Männer. Der Rand der Sonne, ein Feuerbogen, erhob sich über den Saum der Welt. Dann griffen die Reiter mit einem Schlachtruf vom Osten aus an; das rote Licht glänzte auf Panzerhemden und Speeren. Die Orks schrien und schossen alle Pfeile ab, die ihnen geblieben waren. Die Hobbits sahen mehrere Reiter fallen; aber die anderen sprengten den Berg hinauf und über ihn hinweg und schwenkten ab und griffen von neuem an. Die meisten Orks, die noch am Leben waren, gerieten in Unordnung und flohen, hierhin und dorthin, und einer nach dem anderen wurden sie verfolgt bis zum Tod. Aber eine Schar, die sich zu einem schwarzen Keil zusammengerottet hatte, rannte entschlossen in Richtung auf den Wald. Geradewegs den Hang hinauf stürmten sie auf die Beobachter zu. Jetzt kamen sie näher, und es schien sicher zu sein, dass sie entkommen würden: Schon hatten sie drei Reiter niedergehauen, die ihnen den Weg versperrten.
    »Wir haben zu lange zugeschaut«, sagte Merry. »Da ist Uglúk! Ich will ihn nicht wiedertreffen.« Die Hobbits wandten sich ab und flohen tief hinein in den schattigen Wald.
    So kam es, dass sie den letzten Kampf nicht sahen, als Uglúk eingeholt und genau am Saum von Fangorn gestellt wurde. Dort wurde er schließlich von Éomer, dem Dritten Marschall von Rohan, erschlagen, der abgesessen war und mit ihm Schwert gegen Schwert kämpfte. Und über die weiten Weiden jagten die scharfäugigen Reiter die wenigen Orks, die entkommen waren und noch Kraft hatten, zu fliehen.
    Als sie dann ihre gefallenen Gefährten in ein Hügelgrab gelegt und die Heldenklage gesungen hatten, machten die Reiter ein großes Feuer und zerstreuten die Asche ihrer Feinde. So endete der Streifzug, und keine Kunde davon gelangte jemals nach Mordor oder Isengart; doch der Rauch des Feuers stieg zum Himmel empor und wurde von vielen wachsamen Augen gesehen.

VIERTES KAPITEL
    BAUMBART
    D erweil gingen die Hobbits, so rasch es der dunkle und dicht verflochtene Wald zuließ, den Flusslauf entlang nach Westen und hinauf zu den Hängen des Gebirges, tiefer und tiefer nach Fangorn hinein. Langsam legte sich ihre Angst vor den Orks, und ihr Schritt wurde gemächlicher. Ein seltsames Erstickungsgefühl überkam sie, als ob die Luft zum Atmen zu dünn oder zu knapp sei.
    Schließlich hielt Merry an. »So können wir nicht weitergehen«, keuchte er. »Ich brauche Luft.«
    »Lass uns jedenfalls etwas trinken«, sagte Pippin. »Ich bin ganz ausgedörrt.« Er kletterte zu einer großen Baumwurzel, die sich zum Fluss hinunterwand, bückte sich und schöpfte mit der hohlen Hand etwas Wasser. Es war klar und kalt, und er trank viele Schlucke. Merry folgte ihm. Das Wasser erfrischte sie und schien ihnen neuen Mut einzuflößen; eine Weile saßen sie zusammen am Flussufer, benetzten ihre wunden Füße und Beine und betrachteten die Bäume rundum, die sie still umstanden, eine Reihe hinter der anderen, bis sie in allen Richtungen in grauem Zwielicht verschwanden.
    »Ich nehme an, du hast uns bereits in die Irre geführt?«, sagte Pippin und lehnte sich an einen großen Baumstamm. »Wir können zumindest an diesem Fluss, Entwasser oder wie immer du ihn nennst, entlanggehen und auf dem Weg, den wir gekommen sind, wieder hinausgelangen.«
    »Das könnten wir, wenn unsere Beine es schafften«, sagte Merry, »und wenn wir richtig atmen könnten.«
    »Ja, es ist alles sehr düster und stickig hier drinnen«, sagte Pippin. »Es erinnert mich irgendwie an den alten Saal in der Großen Behausung der Tuks in den Smials in Tuckbergen: ein riesiger Raum, wo die Möbel seit Generationen niemals umgestellt oder ausgewechselt worden waren. Es heißt, der Alte Tuk habe dort jahrelang gelebt, und er und das Zimmer wurden gemeinsam älter und schäbiger – und es ist auch nichts daran verändert worden, seit er vor hundert Jahren starb. Und der Alte Gerontius war mein Ur-Urgroßvater: Es ist also ein bisschen lange her. Aber das ist nichts gegen das Gefühl von Alter, das ich bei diesem Wald bekomme. Schau dir nur die trauernden, hängenden Bärte und Barthaare der Flechten an! Und die meisten Bäume sind halb bedeckt

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