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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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schimmerte und pfiff. Dann stieß er einen lauten Ruf aus. Seine Stimme klang klar, als er in der Sprache von Rohan einen Aufruf zu den Waffen sang.
    Erhebt euch und hört, Reiter Théodens!
    Finstere Tat regt sich im Osten.
    Die Rösser gezäumt! Das Horn erschalle!
             Auf, Eorlingas!
    Die Wächter glaubten, sie würden gerufen, und eilten die Treppe herauf. Sie schauten ihren Herrn voller Verwunderung an, und wie ein Mann zogen sie dann ihre Schwerter und legten sie ihm zu Füßen. »Gebietet über uns!«, sagten sie.
    »Westu Théoden hál!«, rief Éomer. »Wir sehen es mit Freude, dass Ihr wieder erlangt, was Euch zusteht. Niemals mehr soll gesagt werden, Gandalf, dass Ihr nur Unglück bringt!«
    »Nimm dein Schwert zurück, Éomer, Schwestersohn!«, sagte der König.»Geh, Háma, und hole mir mein eigenes Schwert. Gríma hat es in Verwahrung. Bringe ihn ebenfalls zu mir. Nun, Gandalf, Ihr sagtet, Ihr habet Rat zu erteilen, wenn ich ihn hören wollte. Welches ist Euer Rat?«
    »Ihr habt ihn schon angenommen«, antwortete Gandalf. »Euer Vertrauen auf Éomer setzen und nicht auf einen Mann von unaufrichtiger Gesinnung. Trauer und Furcht abschütteln. Die nächstliegende Tat tun. Jeder Mann, der reiten kann, sollte sofort nach Westen geschickt werden, wie Éomer Euch geraten hat: Wir müssen zuerst die Bedrohung durch Saruman ausschalten, solange wir Zeit haben. Wenn wir scheitern, werden wir untergehen. Wenn wir Erfolg haben – dann werden wir uns der nächsten Aufgabe zuwenden. Derweil sollte Euer Volk, das zurückbleibt, die Frauen und die Kinder und die Alten, sich zu Euren Zufluchtsstätten in den Bergen zurückziehen. Waren sie nicht für einen schlimmen Tag wie diesen vorgesehen? Lasst die Leute Vorräte mitnehmen, aber sie sollen nicht säumen und sich nicht mit Schätzen, großen oder kleinen, belasten. Ihr Leben steht auf dem Spiel.«
    »Dieser Rat erscheint mir jetzt gut«, sagte Théoden. »Mein ganzes Volk soll sich bereitmachen. Doch ihr, meine Gäste – mit Recht sagtet Ihr, Gandalf, dass die Höflichkeit in meiner Halle nachgelassen hat. Ihr seid die Nacht hindurch geritten, und der Vormittag vergeht. Ihr habt weder Schlaf noch eine Mahlzeit gehabt. Ein Gästehaus soll bereitgemacht werden: Dort sollt ihr schlafen, wenn ihr gegessen habt.«
    »Nein, Herr«, sagte Aragorn. »Es gibt keine Rast für die Müden. Die Mannen von Rohan müssen heute reiten, und wir werden mit ihnen reiten, Axt, Schwert und Bogen. Wir brachten sie nicht mit, damit sie an Eurer Wand lehnen bleiben, Herr der Mark. Und ich habe Éomer versprochen, dass wir unsere Schwerter zusammen ziehen.«
    »Nun besteht wirklich Hoffnung auf Sieg!«, sagte Éomer.
    »Hoffnung ja«, sagte Gandalf. »Aber Isengart ist stark. Und andere Gefahren sind im Verzuge. Säumt nicht, Théoden, wenn wir fort sind. Führt Euer Volk geschwind zur Festung Dunharg in den Bergen!«
    »Nein, Gandalf«, sagte der König. »Ihr kennt Eure eigene Heilkunst nicht. So soll es nicht sein. Ich selbst will in den Krieg ziehen und in der ersten Schlachtreihe fallen, wenn es sein muss. Dann werde ich besser schlafen.«
    »Dann wird selbst die Niederlage von Rohan ruhmreich im Lied besungen werden«, sagte Aragorn. Die Krieger, die in der Nähe standen, klirrten mit ihren Waffen und riefen: »Der Herr der Mark wird reiten! Auf, Eorlingas!«
    »Doch Euer Volk darf nicht unbewaffnet und führerlos sein«, sagte Gandalf. »Wer soll es leiten und an Eurer statt befehligen?«
    »Darüber werde ich nachdenken, ehe ich gehe«, antwortete Théoden. »Hier kommt mein Ratgeber.«
    In diesem Augenblick trat Háma aus der Halle. Hinter ihm kam, sich zwischen zwei anderen Männern duckend, Gríma, die Schlangenzunge. Sein Gesicht war aschfahl. Seine Augen blinzelten im Sonnenschein. Háma kniete nieder und reichte Théoden ein langes Schwert in einer Scheide mit goldenen Schnallen und grünen Edelsteinen.
    »Hier, Herr, ist Herugrim, Eure alte Klinge«, sagte er. »Sie wurde in seiner Truhe gefunden. Nur widerwillig gab er die Schlüssel heraus. Viele andere Dinge sind dort, die Mannen vermisst haben.«
    »Du lügst«, sagte Schlangenzunge. »Und dieses Schwert hat mir dein Herr selbst zur Aufbewahrung gegeben.«
    »Und jetzt fordert er es zurück«, sagte Théoden. »Missfällt dir das?«
    »Ganz gewiss nicht, Herr«, sagte Schlangenzunge. »Ich sorge für Euch und die Euren, so gut ich kann. Doch ermüdet Euch nicht und beansprucht Eure Kraft nicht zu schwer.

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