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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Überlasst es anderen, sich mit diesen lästigen Gästen zu befassen. Eure Mahlzeit wird gleich auf der Tafel aufgetragen. Wollt Ihr nicht hingehen?«
    »Das will ich«, sagte Théoden. »Und lass Essen für meine Gäste daneben auf der Tafel auftischen. Das Heer reitet heute. Sendet die Herolde aus! Lasst alle zusammenrufen, die nahe wohnen! Jeder Mann und jeder kräftige Bursche, der fähig ist, Waffen zu tragen, alle, die Pferde haben, sollen sich gesattelt am Tor bereithalten vor der zweiten Stunde nach dem Mittag!«
    »Lieber Herr!«, rief Schlangenzunge. »Es ist, wie ich gefürchtet habe. Dieser Zauberer hat Euch verhext. Soll niemand hierbleiben, um die Goldene Halle Eurer Väter und alle Eure Schätze zu verteidigen? Niemand, um den Herrn der Mark zu schützen?«
    »Wenn das Verhexung ist«, sagte Théoden, »dann scheint sie mir heilsamer als deine Einflüsterungen. Deine Heilkunst hätte mich binnen kurzem dazu gebracht, wie ein Tier auf allen vieren zu gehen. Nein, keiner soll zurückbleiben, nicht einmal Gríma. Auch Gríma soll reiten. Geh! Du hast noch Zeit, den Rost von deinem Schwert zu kratzen.«
    »Habt Erbarmen, Herr«, winselte Schlangenzunge, auf dem Boden kriechend. »Habt Mitleid mit einem, der sich in Eurem Dienst aufgerieben hat. Schickt mich nicht von Eurer Seite! Ich zumindest will Euch beistehen, wenn alle anderen fort sind. Schickt Euren treuen Gríma nicht fort!«
    »Du hast mein Mitleid«, sagte Théoden. »Und ich schicke dich nicht von meiner Seite. Ich selbst ziehe mit meinen Mannen in den Krieg. Ich heiße dich, mit mir zu kommen und deine Treue zu beweisen.«
    Schlangenzunge blickte von einem zum anderen. In seinen Augen war der gejagte Blick eines Tieres, das irgendeine Lücke im Kreis seiner Feinde sucht. Er fuhr mit einer langen, blassen Zunge über die Lippen. »Ein solcher Entschluss war vielleicht zu erwarten von einem Fürsten aus Eorls Haus, wenn er auch alt ist«, sagte er. »Doch jene, die ihn aufrichtig lieben, würden ihn inseinen letzten Jahren schonen. Doch sehe ich, dass ich zu spät komme. Andere, denen der Tod meines Herrn vielleicht weniger Kummer bereiten würde, haben ihn schon überredet. Wenn ich ihr Werk nicht ungeschehen machen kann, dann hört wenigstens insoweit auf mich, Herr! Einer, der Eure Gedanken kennt und Eure Befehle in Ehren hält, sollte in Edoras bleiben. Ernennt einen treuen Verwalter. Lasst Euren Ratgeber alles verwahren bis zu Eurer Rückkehr – ich bete, dass wir sie erleben mögen, obwohl kein kluger Mann viel Hoffnung haben darf.«
    Éomer lachte. »Und wenn dieser Vorwand Euch nicht vom Krieg befreit, edelste Schlangenzunge«, sagte er, »welches weniger ehrenvolle Amt würdet Ihr annehmen? Einen Sack Mehl ins Gebirge tragen – wenn irgendjemand Euch einen anvertraute?«
    »Nein, Éomer, Ihr habt die Absicht von Herrn Schlangenzunge nicht völlig verstanden«, sagte Gandalf und schaute Gríma durchbohrend an. »Er ist kühn und listig. Sogar jetzt spielt er noch mit der Gefahr und gewinnt einen Wurf. Stunden meiner kostbaren Zeit hat er bereits verschwendet. Nieder, Schlange!«, sagte er plötzlich mit entsetzlicher Stimme. »Auf den Bauch mit dir! Wie lange ist es her, dass Saruman dich gekauft hat? Was war der versprochene Preis? Wenn alle Männer tot wären, solltest du dir deinen Teil des Schatzes nehmen und die Frau, die du begehrtest? Zu lange hast du sie unter deinen Augenlidern beobachtet und ihre Schritte belauert.«
    Éomer packte sein Schwert. »Das wusste ich schon«, murmelte er. »Aus diesem Grunde wollte ich ihn bereits erschlagen und das Gesetz der Halle missachten. Aber es gibt noch andere Gründe.« Er trat vor, doch Gandalf gebot ihm mit einer Handbewegung Einhalt.
    »Éowyn ist jetzt in Sicherheit«, sagte er. »Aber du, Schlangenzunge, hast getan, was du konntest, für deinen wahren Herrn. Einigen Lohn hast du zumindest verdient. Doch Saruman könnte seine Abmachungen leicht übersehen. Ich würde dir raten, rasch zu ihm zu gehen und ihn zu erinnern, damit er deine treuen Dienste nicht vergisst.«
    »Ihr lügt«, sagte Schlangenzunge.
    »Das Wort kommt zu oft und zu leicht von deinen Lippen«, sagte Gandalf. »Ich lüge nicht. Schaut, Théoden, hier ist eine Schlange. Es ist gefährlich, sie mitzunehmen und ebenso, sie hierzulassen. Sie zu erschlagen wäre gerecht. Aber sie war nicht immer so, wie sie jetzt ist. Einst war sie ein Mann und diente Euch auf ihre Weise. Gebt ihm ein Pferd und lasst ihn sofort gehen,

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