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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Einfluss verliert – ehe es für ihn gefahrlos wäre, ihn wiederzusehen, zum Beispiel. Ansonsten mag er ganz vergnügt noch Jahre leben: eben so bleiben, wie er war, als er sich von dem Ring trennte. Denn schließlich hat er ihn aus freien Stücken aufgegeben: ein wichtiger Punkt. Nein, um den lieben Bilbo habe ich mir keine Sorgen mehr gemacht, nachdem er sich einmal von dem Ding getrennt hatte. Für dich fühle ich mich jetzt verantwortlich.
    Die ganze Zeit, seit Bilbo fort ist, habe ich viel nachgedacht über dich und all diese reizenden, törichten, hilflosen Hobbits. Es wäre ein schmerzlicher Schlag für die Welt, wenn die Dunkle Macht das Auenland überwältigte; wenn all eure freundlichen, fröhlichen, dummen Bolgers, Hornbläsers, Boffins, Straffgürtels mitsamt den übrigen, ganz zu schweigen von den lächerlichen Beutlins, versklavt würden.«
    Frodo schauderte. »Aber warum sollte das geschehen?«, fragte er. »Und warum sollte der Dunkle Herrscher solche Sklaven haben wollen?«
    »Um dir die Wahrheit zu sagen«, erwiderte Gandalf, »weil ich glaube, dass er bislang – bislang, wohlgemerkt – das Vorhandensein der Hobbits völlig übersehen hat. Ihr solltet dankbar dafür sein. Aber mit eurer Sicherheit ist es vorbei. Er braucht euch nicht – er hat viel nützlichere Diener –, aber er wird euch nicht mehr vergessen. Und Hobbits als jämmerliche Sklaven würden ihm weit besser gefallen als Hobbits, die froh und frei sind. Es gibt so etwas wie Bosheit und Rache!«
    »Rache?«, fragte Frodo. »Rache wofür? Ich verstehe immer noch nicht, was all das mit Bilbo und mit mir und mit unserem Ring zu tun hat.«
    »Er ist der Grund für das alles«, sagte Gandalf. »Du kennst die wirkliche Gefahr noch nicht; aber du wirst sie erkennen. Ich war selbst noch nicht sicher, als ich das letzte Mal hier war. Doch nun ist die Zeit gekommen, da ich reden muss. Gib mir den Ring einen Augenblick.«
    Frodo nahm ihn aus der Hosentasche, wo er an einem Kettchen hing, das an seinem Gürtel befestigt war. Er machte ihn los und reichte ihn zögernd dem Zauberer. Der Ring fühlte sich plötzlich sehr schwer an, als ob es entweder ihm oder Frodo irgendwie widerstrebte, dass Gandalf ihn berühren sollte.
    Gandalf hielt ihn hoch. Der Ring sah aus, als sei er aus reinem und massivem Gold. »Kannst du irgendwelche Zeichen auf ihm erkennen?«, fragte Gandalf.
    »Nein«, antwortete Frodo. »Es sind keine darauf. Er ist ganz glatt, und man sieht niemals einen Kratzer oder eine Spur von Abnützung.«
    »Nun denn, schau!« Zu Frodos Erstaunen und Bestürzung warf der Zauberer den Ring plötzlich mitten in die Glut des Feuers. Frodo stieß einen Schrei aus und griff nach der Zange; aber Gandalf hielt ihn zurück.
    »Warte!«, sagte er in gebieterischem Ton und warf Frodo unter seinen buschigen Augenbrauen einen raschen Blick zu.
    Der Ring veränderte sich offenbar nicht. Nach einer Weile stand Gandalf auf, schloss die Läden vor den Fenstern und zog die Vorhänge zu. Das Zimmer wurde dunkel und still, obwohl das Klappern von Sams Schere, jetzt näher an den Fenstern, immer noch schwach vom Garten hereindrang. Einen Augenblick blieb der Zauberer stehen und blickte ins Feuer; dann bückte er sich, schob den Ring mit der Zange nach vorn und nahm ihn sofort heraus. Frodo hielt den Atem an.
    »Er ist ganz kühl«, sagte Gandalf. »Nimm ihn!« Frodo empfing ihn auf der zurückzuckenden flachen Hand: Er schien dicker und schwerer denn je geworden zu sein.
    »Halte ihn hoch! Und schau ihn genau an.«
    Als Frodo das tat, sah er jetzt feine Linien, feiner als der feinste Federstrich, um den Ring herumlaufen, innen und außen: Linien aus Feuer, die die Buchstaben einer schwungvollen Schrift zu bilden schienen. Sie leuchteten hell und scharf, und doch fern, als kämen sie aus einer großen Tiefe.

    »Ich kann die feurigen Buchstaben nicht lesen«, sagte Frodo mit zitternder Stimme.
    »Nein«, erwiderte Gandalf, »aber ich kann es. Die Buchstaben sind elbisch, von altertümlicher Art, und die Sprache ist die von Mordor, die ich hier nicht aussprechen will. Doch diese Zeilen in der Gemeinsamen Sprache bringen das, was gesagt ist, annähernd zum Ausdruck:
    Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
    Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.
    Das sind nur zwei Zeilen eines Gedichtes, das in der Elbenkunde seit langem bekannt ist:
    Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht,
         Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein,
    Den

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