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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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gebracht. Das Verdienst daran hat er sich allein zugeschrieben und war sehr stolz darauf. Obwohl er rastlos wurde und unruhig. Dünn und ausgemergelt, sagte er. Ein Zeichen, dass der Ring Gewalt über ihn bekam.«
    »Wie lange weißt du das alles schon?«, fragte Frodo noch einmal.
    »Wissen?«, wiederholte Gandalf. »Ich weiß vieles, was nur die Weisen wissen, Frodo. Aber wenn du ›von diesem Ring wissen‹ meinst, dann könnte man sagen: Ich weiß es immer noch nicht. Es ist noch eine letzte Probe zu machen. Aber ich zweifle nicht länger an meiner Vermutung.
    Wann habe ich es zuerst vermutet?«, überlegte er und forschte in seinem Gedächtnis. »Lass mich nachdenken – in dem Jahr, als der Weiße Rat die Dunkle Macht aus Düsterwald vertrieb, gerade vor der Schlacht der Fünf Heere, fand Bilbo seinen Ring. Ein Schatten legte sich mir damals aufs Herz, obwohl ich noch nicht wusste, was ich eigentlich fürchtete. Ich fragte mich oft, wie Gollum wohl an einen Großen Ring gekommen sei, denn das war der Ring eindeutig – das zumindest war von Anfang an klar. Dann hörte ich Bilbos seltsame Geschichte, wie er ihn ›gewonnen‹ habe, und ich konnte sie nicht glauben. Als ich schließlich die Wahrheit aus ihm herausholte, merkte ich sofort, dass er versucht hatte, jeden Zweifel an seinem Anspruch auf den Ring auszuräumen. Ungefähr wie Gollum mit seinem ›Geburtstagsgeschenk‹. Die Lügen waren sich zu ähnlich, als dass ich mich damit hätte zufriedengeben können. Es war klar, dass der Ring eine unheilvolle Macht besaß, die sich sofort auf jeden auswirkte, der ihn in Verwahrung hatte. Das war die erste wirkliche Warnung für mich, dass nicht alles in Ordnung war. Ich sagte Bilbo oft, dass man von solchen Ringen besser keinen Gebrauch macht; aber das nahm er übel und wurde immer gleich ärgerlich. Sonst konnte ich nicht viel tun. Ich konnte ihm den Ring nicht wegnehmen, ohne noch größeren Schaden anzurichten; und ich hatte sowieso kein Recht dazu. Ich konnte nur aufpassen und abwarten. Vielleicht hätte ich Saruman den Weißen um Rat fragen können, aber irgendetwas hielt mich davon ab.«
    »Wer ist er?«, fragte Frodo. »Von ihm habe ich noch nie gehört.«
    »Das mag schon sein. Mit Hobbits hat er oder hatte er nichts im Sinn. Dennoch ist er groß unter den Weisen. Er ist der Oberste meines Ordens und der Vorsitzende des Rates. Er hat ein reiches Wissen, aber sein Stolz ist ebenso groß, und er nimmt jede Einmischung übel. Die Lehre von den Elbenringen, den kleinen wie den großen, ist sein Bereich. Er hat sie lange erforscht und nach den vergessenen Geheimnissen ihrer Herstellung gesucht; doch als die Frage der Ringe im Rat erörtert wurde, sprach alles, was er uns über die Ringkunde enthüllen wollte, gegen meine Befürchtungen. So schlummerte mein Zweifel – aber unruhig. Noch beobachtete ich und wartete ab.
    Und alles schien mit Bilbo in Ordnung zu sein. Und die Jahre verstrichen. Ja, sie verstrichen und schienen ihn nicht zu berühren. Er zeigte keine Anzeichen des Alterns. Der Schatten überfiel mich wieder. Aber ich sagte mir: ›Schließlich kommt er mütterlicherseits aus einer langlebigen Familie. Noch ist Zeit. Warte ab!‹
    Und ich wartete. Bis zu jenem Abend, als er dieses Haus verließ. Was er damals sagte und tat, erfüllte mich mit einer Furcht, die kein Wort von Saruman beschwichtigen konnte. Ich erkannte endlich, dass etwas Dunkles und Tödliches am Werk war. Und die Jahre seitdem habe ich hauptsächlich damit verbracht, die Wahrheit herauszufinden.«
    »Es ist doch nicht etwa ein dauernder Schaden angerichtet worden?«, fragte Frodo besorgt. »Er wird doch wohl mit der Zeit wieder in Ordnung kommen? Ich meine, in Frieden ruhen können?«
    »Er fühlte sich sofort besser«, sagte Gandalf. »Doch gibt es nur eine Macht in der Welt, die alles über Ringe und ihre Wirkungen weiß, und soweit mir bekannt, gibt es keine Macht in der Welt, die alles über Hobbits weiß. Unter den Weisen bin ich der Einzige, der sich mit Hobbitkunde befasst: ein unbekannter Wissenszweig, aber voller Überraschungen. Weich wie Butter können sie sein, und doch bisweilen zäh wie alte Baumwurzeln. Ich halte es für wahrscheinlich, dass manche den Ringen weit länger widerstehen können, als die meisten Weisen vermuten würden. Um Bilbo, glaube ich, brauchst du dir keine Sorgen zu machen.
    Natürlich hat er den Ring viele Jahre besessen und ihn auch benutzt, sodass es einige Zeit dauern kann, bis sich der

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