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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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keineswegs. Er sagte: ›Steh auf, du Einfaltspinsel von einem Tuk! Wo um alles in der Welt ist Baumbart in all diesen Trümmern? Ich will zu ihm. Rasch!‹
    Baumbart hörte seine Stimme und kam sofort aus den Schatten heraus; und das war eine seltsame Begegnung. Ich war überrascht, weil sie beide überhaupt nicht überrascht zu sein schienen. Gandalf hatte offensichtlich erwartet, Baumbart hier zu finden; und Baumbart hätte sich fast absichtlich an den Toren aufgehalten haben können, um ihn zu treffen. Doch hatten wir dem alten Ent alles über Moria erzählt. Aber mir fiel dann ein sonderbarer Blick ein, den er uns damals zugeworfen hatte. Ich kann nur annehmen, dass er Gandalf gesehen oder irgendwelche Nachrichten von ihm bekommen hatte, aber nichts in Eile hatte sagen wollen. ›Sei nicht hastig‹ ist sein Wahlspruch. Aber niemand, nicht einmal Elben, werden viel über Gandalfs Umtriebe sagen, wenn er nicht da ist.
    ›Hum! Gandalf!‹, sagte Baumbart. ›Ich bin froh, dass Ihr gekommen seid. Holz und Wasser, Stock und Stein, die kann ich beherrschen; aber hier ist ein Zauberer, mit dem man fertigwerden muss.‹
    ›Baumbart‹, sagte Gandalf, ›ich brauche Eure Hilfe. Ihr habt viel getan, aber ich brauche mehr. Ich muss mit ungefähr zehntausend Orks fertigwerden.‹
    Dann gingen die beiden weg und hielten in irgendeiner Ecke eine Beratung ab. Es muss Baumbart sehr hastig vorgekommen sein, denn Gandalf war in fürchterlicher Eile und redete schon sehr schnell, ehe sie außer Hörweite waren. Sie waren nur ein paar Minuten weg, vielleicht eine Viertelstunde. Dann kam Gandalf zu uns zurück und schien erleichtert, fast fröhlich. Jetzt sagte er auch, dass er sich freue, uns zu sehen.
    ›Aber Gandalf‹, rief ich, ›wo bist du gewesen? Und hast du die anderen gesehen!‹
    ›Wo immer ich gewesen bin, ich bin zurück‹, antwortete er auf echte Gandalf-Art. ›Ja, ich habe einige der anderen gesehen. Aber die Neuigkeiten müssen warten. Es ist heute eine gefährliche Nacht, und ich muss schnell reiten. Doch mag der Morgen heller sein, und dann werden wir uns wiedersehen. Passt gut auf euch auf und haltet euch von Orthanc fern. Lebt wohl!‹
    Baumbart war sehr nachdenklich, nachdem Gandalf fort war. Offenbar hatte er in kurzer Zeit eine Menge erfahren und verdaute es. Er sah uns an und sagte: ›Hm, also, ich merke, ihr seid nicht so hastige Leute, wie ich geglaubt habe. Ihr habt viel weniger erzählt, als ihr hättet sagen können, und nicht mehr, als ihr solltet. Hm, das ist wahrlich ein ganzer Haufen Neuigkeiten. Na, nun muss Baumbart wieder an die Arbeit!‹
    Ehe er ging, holten wir noch ein paar Neuigkeiten aus ihm heraus; und sie munterten uns ganz und gar nicht auf. Aber im Augenblick dachten wir mehr an euch drei als an Frodo und Sam oder den armen Boromir. Denn wir schlossen aus alledem, dass eine große Schlacht im Gange war oder bald beginnen würde, und dass ihr hineinverwickelt wart und vielleicht nicht wieder herauskommen würdet.
    ›Die Huorns werden helfen‹, sagte Baumbart. Dann ging er fort, und wir sahen ihn erst heute Morgen wieder.
    Es war tiefe Nacht. Wir lagen auf einem Steinhaufen und konnten dahinter nichts sehen. Nebel oder Schatten verhüllte alles um uns wie eine große Decke. Die Luft kam uns heiß und drückend vor; und sie war erfüllt von Geraschel, Knacken und einem Gemurmel wie von vorbeigehenden Stimmen. Ich glaube, dass noch Hunderte der Huorns vorbeigegangen sind, um in der Schlacht zu helfen. Später gab es ein mächtiges Donnergrollen im Süden und Blitze fern über Rohan. Ab und zu konnten wir Berggipfel sehen, Meilen und Abermeilen entfernt, die plötzlich weiß und schwarz herausragten und dann wieder verschwanden. Und hinter uns waren Geräusche wie Donner in den Bergen, aber anders. Zuzeiten hallte das ganze Tal wider.
    Es muss ungefähr um Mitternacht gewesen sein, als die Ents die Dämme durchstachen und all das gesammelte Wasser durch ein Loch im Nordwall nach Isengart hineinleiteten. Die Huorn-Finsternis war vorübergegangen, und der Donner hatte sich verzogen. Der Mond ging hinter dem westlichen Gebirge unter.
    Isengart begann sich mit schwarzen kriechenden Bächen und Tümpeln zu füllen. Sie glitzerten im letzten Schein des Mondes, als sie sich über die Ebene ausbreiteten. Dann und wann fanden die Wassermassen ihren Weg hinunter in irgendeinen Schacht oder ein Belüftungsrohr. Mächtige weiße Dämpfe zischten hoch. Rauch stieg in dicken Schwaden auf. Es gab

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