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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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fertigwerden sollte. Seine Zauberei mag natürlich in letzter Zeit nachgelassen haben; aber jedenfalls glaube ich, dass er nicht viel Schneid hat, nicht viel echten Mut allein in einer misslichen Lage ohne einen Haufen von Hörigen und Maschinen und Dingen, wenn ihr wisst, was ich meine. Sehr anders als der alte Gandalf. Ich frage mich, ob sein Ruhm nicht die ganze Zeit hauptsächlich seiner Klugheit zuzuschreiben war, sich in Isengart niederzulassen.«
    »Nein«, sagte Aragorn. »Einstmals war er so bedeutend, wie sein Ruhm besagte. Sein Wissen war groß, sein Verstand scharf und seine Hände wunderbar geschickt; und er hatte Macht über die Gedanken von anderen. Die Weisen konnte er überreden, und die kleineren Geister konnte er einschüchtern. Diese Macht besitzt er gewiss noch. Es gibt nicht viele in Mittelerde, von denen ich behaupten würde, dass man sich auf sie verlassen könnte, wenn man sie allein mit ihm reden ließe, nicht einmal jetzt, da er eine Niederlage erlitten hat. Vielleicht Gandalf, Elrond und Galadriel, da jetzt seine Bosheit aufgedeckt ist, aber sehr wenige andere.«
    »Auf die Ents kann man sich verlassen«, sagte Pippin. »Er scheint ihnen einmal um den Bart gegangen zu sein, aber niemals wieder. Und jedenfalls hat er sie nicht verstanden; und er beging den großen Fehler, dass er sie bei seinen Berechnungen außer Acht ließ. Er hatte sie nicht mit eingeplant, und es war keine Zeit, einen Plan aufzustellen, nachdem sie sich an die Arbeit gemacht hatten. Kaum hatte unser Angriff begonnen, fingen die paar in Isengart zurückgebliebenen Ratten an, durch jedes Loch zu entwischen, das die Ents gemacht hatten. Die Ents ließen die Menschen gehen, nachdem sie sie verhört hatten, zwei oder drei Dutzend allein an diesem Ende. Ich glaube nicht, dass viele Orks, große oder kleine, entkamen. Jedenfalls nicht den Huorns: Ein ganzer Wald von ihnen stand zu jener Zeit rund um Isengart, zusätzlich zu denen, die das Tal hinunter gegangen waren.
    Als die Ents einen großen Teil der südlichen Wälle in Schutt verwandelt hatten und der Rest seiner Leute sich aus dem Staube gemacht und ihn verlassen hatte, floh Saruman voller Schrecken. Er scheint am Tor gewesen zu sein, als wir ankamen: Ich nehme an, dass er zuschaute, wie sein prächtiges Heer ausrückte. Als sich die Ents ihren Weg nach drinnen bahnten, verschwand er eiligst. Zuerst entdeckten sie ihn nicht. Aber die Nacht hatte sich ausgebreitet, und die Sterne schienen sehr hell, hell genug für die Ents, um etwas zu sehen, und plötzlich stieß Flinkbaum einen Schrei aus: ›Der Baummörder, der Baummörder!‹ Flinkbaum ist ein sanftes Geschöpf, aber er hat einen umso wilderen Hass auf Saruman, weil sein Baumvolk grausam unter Orkäxten zu leiden hatte. Er sprang vom inneren Tor aus den Weg hinunter, und er kann rennen wie der Wind, wenn er aufgerüttelt ist. Eine blasse Gestalt eilte davon zwischen den Schatten der Säulen, und sie hatte die Stufen zur Turmtür schon fast erreicht. Aber es war sehr knapp. Flinkbaum war so wütend hinter ihm her, dass nur ein oder zwei Schritte fehlten, um ihn zu packen und zu erwürgen, als er durch die Tür schlüpfte.
    Als Saruman wieder heil in Orthanc war, dauerte es nicht lange, bis er einige seiner wertvollen Vorrichtungen in Gang setzte. Zu dieser Zeit waren viele Ents in Isengart: Einige waren Flinkbaum gefolgt, und andere waren vom Norden und Osten hereingekommen; sie streiften jetzt umher und richteten eine Menge Schaden an. Plötzlich stiegen Feuer und verpestete Dünste auf: Überall in der Ebene begannen die Schlote und Schächte zu spucken und zu speien. Mehrere Ents wurden angesengt. Einer von ihnen, Buchenbein hieß er, glaube ich, ein sehr großer und stattlicher Ent, geriet in einen Strahl von flüssigem Feuer und brannte wie eine Fackel: ein entsetzlicher Anblick.
    Das brachte sie zur Raserei. Ich hatte geglaubt, sie seien vorher schon richtig aufgerüttelt gewesen; aber ich hatte mich geirrt. Jetzt sah ich, wie es wirklich war. Erschütternd war es. Sie schrien und brüllten und trompeteten, bis Steine allein durch den Krach barsten und herabfielen. Merry und ich lagen auf dem Boden und stopften uns die Mäntel in die Ohren. Immer rund um den Felsen von Orthanc stapften und tobten die Ents wie ein heulender Sturm, stürzten Säulen um, schleuderten Lawinen von Feldsteinen die Schächte hinunter, warfen riesige Steinplatten in die Luft wie Blätter. Der Turm stand inmitten eines brausenden

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