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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Wirbelsturms. Ich sah eiserne Pfosten und Brocken von Mauerwerk Hunderte von Fuß hochfliegen und gegen die Fenster von Orthanc krachen. Aber Baumbart verlor den Kopf nicht. Zum Glück hatte er keine Verbrennungen. Er wollte nicht, dass sich seine Leute in ihrer Wut selbst verletzten, und er wollte nicht, dass Saruman in der allgemeinen Verwirrung durch irgendein Loch entkam. Viele der Ents warfen sich gegen den Orthanc-Felsen; aber an ihm scheiterten sie. Er ist sehr glatt und hart. Irgendeine Zauberei steckt vielleicht in ihm, die älter und stärker ist als Saruman. Jedenfalls konnten sie sich nicht an ihm festkrallen oder ihn auch nur einen Spalt aufreißen; und sie bekamen Prellungen und Verletzungen dabei.
    Deshalb ging Baumbart in den Ring und schrie. Seine gewaltige Stimme übertönte all den Lärm. Plötzlich trat Totenstille ein. Da hörten wir einschrilles Gelächter aus einem hohen Fenster im Turm. Das hatte eine sonderbare Wirkung auf die Ents. Sie hatten vor Wut gekocht; jetzt wurden sie kalt, hart wie Eis und ruhig. Sie verließen die Ebene und scharten sich um Baumbart, der ganz still stand. Er sprach eine Weile in ihrer eigenen Sprache mit ihnen; ich nehme an, er erzählte ihnen von einem Plan, den er schon vor langer Zeit in seinem alten Kopf ausgeheckt hatte. Dann verschwanden sie einfach schweigend in dem grauen Licht. Der Tag brach an zu dieser Zeit.
    Sie stellten eine Wache am Turm auf, glaube ich, aber die Wächter waren so gut in den Schatten verborgen und verhielten sich so still, dass ich sie nicht sehen konnte. Die anderen gingen nach Norden. Den ganzen Tag waren sie beschäftigt und außer Sicht. Wir wurden die meiste Zeit allein gelassen. Es war ein trostloser Tag; und wir wanderten ein wenig umher, obwohl wir uns aus dem Blickfeld der Fenster von Orthanc heraushielten, soweit wir konnten: Sie starrten uns so bedrohlich an. Ein gut Teil der Zeit verbrachten wir damit, nach etwas Essbarem zu suchen. Und wir setzten uns auch hin und unterhielten uns und zerbrachen uns den Kopf, was wohl weit im Süden in Rohan geschehe und was aus den Übrigen von unserer Gemeinschaft geworden sei. Ab und zu hörten wir in der Ferne das Rumpeln und Fallen von Steinen und dumpfe Schläge, die in den Bergen widerhallten.
    Am Nachmittag gingen wir um den Ring herum und wollten schauen, was geschah. Da war ein großer schattiger Wald von Huorns oben am Tal und ein weiterer um den Nordwall herum. Wir wagten nicht hineinzugehen. Aber man hörte, dass drinnen eine zerrende, reißende Arbeit vor sich ging. Ents und Huorns hoben große Gruben und Gräben aus und machten große Teiche und Dämme und sammelten das ganze Wasser des Isen und aller anderen Quellen und Bäche, die sie finden konnten. Wir gingen wieder und störten sie nicht dabei.
    In der Dämmerung kam Baumbart zum Tor zurück. Er summte und brummte vor sich hin und schien zufrieden zu sein. Er stand da und reckte seine großen Arme und Beine und holte tief Luft. Ich fragte ihn, ob er müde sei.
    ›Müde?‹, fragte er, ›müde? Nein, nicht müde, nur steif. Ich brauche einen guten Schluck aus der Entflut. Wir haben schwer gearbeitet; wir haben mehr Steine gebrochen und Erde angenagt als in vielen Jahren zuvor. Aber es ist fast fertig. Wenn die Nacht hereinbricht, haltet euch nicht in der Nähe dieses Tors oder in dem alten unterirdischen Gang auf! Da mag Wasser durchkommen – und es wird eine Weile unreines Wasser sein, bis all der Schmutz von Saruman fortgewaschen ist. Dann kann der Isen wieder klar fließen.‹ Er begann, ein bisschen mehr von den Wällen niederzureißen, auf eine gemächliche Weise, nur des Spaßes halber.
    Wir überlegten uns gerade, wo wir uns wohl gefahrlos hinlegen und ein wenig schlafen könnten, als das Erstaunlichste von allem geschah. Manhörte einen Reiter rasch die Straße heraufkommen. Merry und ich lagen still, und Baumbart versteckte sich in den Schatten unter dem Torbogen. Plötzlich kam ein großes Pferd angesprengt wie ein Silberblitz. Es wurde schon dunkel, aber ich konnte das Gesicht des Reiters deutlich sehen: Es schien zu leuchten, und alle seine Kleider waren weiß. Ich setzte mich bloß auf und starrte mit offenem Mund. Ich versuchte zu rufen, aber ich konnte nicht.
    Es war auch nicht nötig. Er hielt genau bei uns an und schaute auf uns herab. ›Gandalf‹, sagte ich schließlich, aber meine Stimme war nur ein Flüstern. Sagte er etwa: ›Nanu, Pippin! Das ist aber eine erfreuliche Überraschung‹? Nein,

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