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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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die Hoffnung, die sich einen verrückten Augenblick lang in seinem Herzen geregt hatte, vergebens war. Die Trompeten waren nicht als Herausforderung erschallt, sondern als Gruß. Das war kein Angriff gegen den Dunklen Herrscher durch die Menschen von Gondor, auferstanden wie Rachegeister aus den Gräbern längst vergangener Tapferkeit. Diese hier waren Menschen von anderer Rasse, aus den gewaltigen Ostlanden, die sich auf Befehl ihres Oberherrn einfanden; Heere, die des Nachts vor seinem Tor gelagert hatten und nun hineinmarschierten, um seine Streitmacht zu verstärken. Als ob er sich plötzlich der Gefahr ihrer Lage bewusst geworden sei, allein im zunehmenden Licht des Tages, so nahe dieser gewaltigen Bedrohung, zog sich Frodo rasch seine dünne Kapuze fest über den Kopf und trat zurück in die Mulde. Dann wandte er sich an Gollum.
    »Sméagol«, sagte er. »Ich will dir noch einmal vertrauen. Tatsächlich muss ich es wohl tun, und es scheint mein Schicksal zu sein, Hilfe von dir zu erhalten, von dem ich sie am wenigsten erwartete, und dein Schicksal, mir zu helfen, nachdem du mich lange mit böser Absicht verfolgt hast. Bisher hast du dich um mich verdient gemacht und dein Versprechen getreulich gehalten. Fürwahr, ich sage das und meine es so«, fügte er mit einem Blick auf Sam hinzu, »denn zweimal sind wir nun in deiner Gewalt gewesen, und du hast uns kein Leid getan. Auch hast du nicht versucht, mir das abzunehmen, wonach du einst trachtetest. Möge das dritte Mal sich als das beste erweisen! Aber ich warne dich, Sméagol, du bist in Gefahr.«
    »Ja, ja, Herr«, sagte Gollum. »Schreckliche Gefahr! Sméagols Knochen zittern, wenn er daran denkt, aber er läuft nicht fort. Er muss dem netten Herrn helfen.«
    »Ich meinte nicht die Gefahr, die für uns alle besteht«, sagte Frodo. »Ich meine eine Gefahr für dich allein. Du hast dein Versprechen beschworen bei dem, was du den Schatz nennst. Denke daran! Er wird dich damit festhalten; aber er wird nach einer Möglichkeit trachten, es zu deinem eigenen Verderben zu verdrehen. Schon jetzt bist du unaufrichtig. Ganz töricht hast du dich mir gegenüber gerade verraten. Gib ihn Sméagol zurück, hast du gesagt. Sage das nicht wieder! Lass diesen Gedanken nicht in dir großwerden! Du wirst ihn niemals zurückbekommen. Aber das Verlangen nach ihm mag dich zu einem bitteren Ende verleiten. Du wirst ihn niemals zurückbekommen. Inder höchsten Not, Sméagol, würde ich den Schatz aufsetzen; und der Schatz hat dich schon vor langer Zeit beherrscht. Wenn ich ihn tragen und dir befehlen würde, dann würdest du gehorchen, und sei es auch, von einer Klippe herabzuspringen oder dich ins Feuer zu stürzen. Und das würde mein Befehl sein. Also sei vorsichtig, Sméagol!«
    Sam sah seinen Herrn anerkennend, aber auch überrascht an: Er hatte einen Ausdruck im Gesicht und einen Ton in der Stimme, die Sam noch nie erlebt hatte. Er hatte immer die Vorstellung gehabt, dass die Freundlichkeit des lieben Herrn Frodo von solcher Großherzigkeit sei, dass sie ein gewisses Maß von Blindheit einschließen müsse. Natürlich war er, obwohl das dazu im Widerspruch stand, der festen Überzeugung, dass Herr Frodo die klügste Person der Welt sei (möglicherweise mit Ausnahme vom alten Herrn Bilbo und von Gandalf). Gollum hätte auf seine Weise, und sehr viel gerechtfertigter, weil er Frodo erst sehr viel kürzer kannte, vielleicht denselben Fehler begehen und Freundlichkeit mit Blindheit verwechseln können. Jedenfalls versetzte ihn diese Rede in Verlegenheit und Schrecken. Er wälzte sich auf dem Boden und konnte kein klares Wort sprechen außer netter Herr.
    Frodo wartete eine Weile geduldig, dann sprach er wieder, und weniger streng. »So, Gollum oder Sméagol, wenn du willst, nun erzähle mir von diesem anderen Weg und zeige mir, wenn du kannst, welche Hoffnung in ihm liegt, genug, um es zu rechtfertigen, dass ich von meinem klaren Weg abweiche. Ich bin in Eile.«
    Aber Gollum war in einem jammervollen Zustand, und Frodos Drohung hatte ihn ganz zermürbt. Es war nicht einfach, einen klaren Bericht von ihm zu erhalten bei all seinem Gemurmel und Gepiepse und den häufigen Unterbrechungen, wenn er auf dem Boden herumkroch und sie beide bat, sie sollten zum »armen kleinen Sméagol« freundlich sein. Nach einer Weile wurde er etwas ruhiger, und Frodo erfuhr Stück für Stück, dass ein Wanderer, wenn er der Straße folgte, die von Ephel Dúath nach Westen führte, nach einiger Zeit zu

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