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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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denn es verfiel allmählich dem Schwachsinn des Alters und glaubte, der Feind, der doch nur verbannt und nicht vernichtet war, sei untätig.
    Der Tod war allgegenwärtig, weil die Númenórer immer noch, wie sie es auch in ihrem alten Königreich getan und es deshalb verloren hatten, nach einem nie endenden, sich niemals verändernden Leben trachteten. Die Könige ließen Grabmäler bauen, die prächtiger waren als die Häuser der Lebenden, und schätzten die alten Namen ihres Stammbaums höher ein als die Namen der Söhne. Kinderlose Fürsten saßen in altersgrauen Hallen und grübelten über Ahnenkunde; in geheimen Kammern mischten verwelkte Greise starke Zaubertränke oder befragten auf hohen, kalten Türmen die Sterne. Und der letzte König von Anárions Geschlecht hatte keinen Erben.
    Aber die Truchsesse waren klüger und glücklicher. Klüger, denn sie frischten die Kraft unseres Volkes mit dem standhaften Volk von der Meeresküste auf und mit den kühnen Bergbewohnern von Ered Nimrais. Und sie schlossen Waffenstillstand mit den stolzen Völkern des Nordens, die uns oft angegriffen hatten, Menschen von großer Tapferkeit, aber entfernt mit uns verwandt, unähnlich den wilden Ostlingen oder den grausamen Haradrim.
    So geschah es, dass sie uns in den Tagen von Cirion, dem zwölften Truchsess (und mein Vater ist der sechsundzwanzigste), zu Hilfe kamen und auf dem großen Schlachtfeld von Celebrant unsere Feinde vernichteten, die unsere nördlichen Bezirke besetzt hatten. Es sind die Rohirrim, wie wir sie nennen, die Herren der Rösser, und wir traten ihnen die Felder von Calenardhon ab, die seitdem Rohan heißen; denn dieser Bezirk war lange nur spärlich bevölkert gewesen. Und sie wurden unsere Verbündeten und haben sich immer als treu erwiesen, uns in der Not geholfen und unsere Nordmarken und die Pforte von Rohan beschützt.
    Von unserem überlieferten Wissen und unseren Sitten haben sie gelernt, was sie wollten, und ihre Edelleute sprechen zur Not unsere Sprache; dennoch halten sie an den Bräuchen ihrer Väter und an ihren Erinnerungen fest, und untereinander sprechen sie ihre nördliche Sprache. Und wir lieben sie: hochgewachsene Männer und schöne Frauen, beide gleich tapfer, blondhaarig, mit hellen Augen und stark; sie erinnern uns an die Jugend der Menschen, wie sie in der Altvorderenzeit waren. Tatsächlich behaupten unsere Gelehrten, dass sie seit alters her diese Ähnlichkeit mit uns haben, weil sie aus denselben Drei Häusern der Menschen stammen, aus denen zu Beginn auch die Númenórer kamen; vielleicht stammen sie nicht von Hador dem Goldhaarigen, dem Elbenfreund, ab, doch von denjenigen seines Volkes, die nicht über das Meer in den Westen gingen und dem Ruf nicht folgten.
    Denn so schätzen wir die Menschen in unserer Überlieferung ein: die Hohen oder die Menschen des Westens nennen wir diejenigen, die Númenórer waren; und die Mittleren Völker, die Menschen des Zwielichts wie die Rohirrim und ihre Verwandten, die noch fern im Norden leben; und die Wilden, die Menschen der Dunkelheit.
    Wenn indes die Rohirrim in mancher Beziehung uns ähnlicher gewordensind und an Kunstfertigkeit und Sanftmut zugenommen haben, so sind auch wir ihnen ähnlicher geworden und können kaum noch die Bezeichnung ›Hoch‹ beanspruchen. Wir sind Mittlere Menschen des Zwielichts geworden, haben aber die Erinnerung an andere Dinge bewahrt. Denn ebenso wie die Rohirrim erachten wir jetzt den Krieg und die Tapferkeit als etwas an sich Gutes, sowohl ein Zeitvertreib als auch ein Ziel; und obgleich wir immer noch der Ansicht sind, dass ein Krieger mehr Fähigkeiten und Wissen besitzen sollte als nur die Fertigkeit der Waffen und des Tötens, schätzen wir einen Krieger dennoch höher ein als Männer anderer Berufe. Das ist in unseren Tagen eine Notwendigkeit. Gerade so war mein Bruder Boromir: ein heldenmütiger Mann, und deshalb galt er als der beste Mann in Gondor. Und fürwahr sehr tapfer war er: Seit langen Jahren ist kein Erbe von Minas Tirith so kühn im Streit gewesen, immer vorn in der Schlacht, und keiner hat auf dem Großen Horn einen gewaltigeren Ton geblasen.« Faramir seufzte und schwieg eine Weile.
    »Ihr sagt in all Euren Geschichten nicht viel über die Elben, Herr«, sagte Sam, der plötzlich Mut gefasst hatte. Ihm war aufgefallen, dass Faramir die Elben voll Ehrerbietung zu erwähnen schien, und das war es, weniger seine Höflichkeit, sein Essen und der Wein, was ihm Sams Hochachtung eingetragen und

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