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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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seinen Argwohn beschwichtigt hatte.
    »Freilich nicht, Meister Samweis«, sagte Faramir, »denn ich bin nicht gelehrt in Elbenkunde. Doch berührst du hier einen weiteren Punkt, in dem wir uns geändert haben bei unserem Niedergang von Númenor zu Mittelerde. Denn wie du vielleicht weißt, wenn Mithrandir euer Gefährte war und ihr mit Elrond gesprochen habt, kämpften die Edain, die Väter der Númenórer, in den ersten Kriegen an der Seite der Elben und wurden belohnt mit der Verleihung des Königreichs inmitten des Meers, in Sichtweite von Elbenheim. Aber in Mittelerde haben sich in den Tagen der Dunkelheit die Menschen und Elben einander entfremdet, durch die Listen des Feindes und den langsamen Wandel der Zeiten, in denen jedes Volk seine getrennten Wege weiter hinabschritt. Die Menschen fürchten die Elben jetzt und misstrauen ihnen, und dennoch wissen sie wenig von ihnen. Und wir in Gondor werden wie andere Menschen, wie die Menschen in Rohan; denn selbst sie, die doch Feinde des Dunklen Herrschers sind, meiden die Elben und sprechen voll Furcht von dem Goldenen Wald.
    Indes gibt es unter uns noch einige, die mit den Elben zu tun haben wollen, wenn sie können, und dann und wann geht einer heimlich nach Lórien und kehrt selten zurück. Ich nicht. Denn ich halte es für gefährlich für sterbliche Menschen, willentlich das Ältere Volk aufzusuchen. Dennoch beneide ich euch, dass ihr mit der Weißen Herrin gesprochen habt.«
    »Der Herrin von Lórien! Galadriel!«, rief Sam. »Ihr solltet sie sehen, wirklich, Ihr solltet sie sehen, Herr. Ich bin nur ein Hobbit, und Gärtner bin ich zu Hause von Beruf, Herr, wenn Ihr mich versteht, und ich bin nicht sehr gut in der Dichtkunst – kann keine Gedichte machen, ein paar komische Verse vielleicht, ab und zu, versteht Ihr, aber keine richtigen Gedichte –, und deshalb kann ich Euch nicht sagen, wie ich es meine. Es sollte gesungen werden. Ihr müsstet Streicher hier haben, das heißt Aragorn, oder auch den alten Herrn Bilbo. Aber ich wünschte, ich könnte ein Lied über sie dichten. Schön ist sie, Herr! Wunderschön! Manchmal wie ein großer blühender Baum, manchmal wie eine weiße Narzisse, klein und schlank. Hart wie Diamant, sanft wie Mondschein. Warm wie Sonnenschein, kalt wie Frost in den Sternen. Stolz und fern wie ein Schneegebirge und so fröhlich wie jedes junge Mädchen, das ich je sah mit Tausendschönchen im Haar zur Frühlingszeit. Aber das ist eine Menge Unsinn und trifft es nicht.«
    »Dann muss sie fürwahr wunderschön sein«, sagte Faramir. »Gefährlich schön.«
    »Ich weiß nichts über gefährlich«, sagte Sam. »Mir kommt es so vor, dass die Leute ihre Gefahr mit sich nach Lórien bringen und sie da finden, weil sie sie mitgebracht haben. Aber vielleicht könntet Ihr sie gefährlich nennen, weil sie in sich so stark ist. Ihr, Ihr könntet an ihr zerschellen wie ein Schiff an einem Felsen; oder Euch ertränken wie ein Hobbit in einem Fluss. Aber weder Felsen noch Fluss wären daran schuld. Nun, Boro …« Er hielt inne und wurde rot.
    »Ja? Nun, Boromir wolltest du sagen?«, fragte Faramir. »Was wolltest du sagen? Er brachte seine Gefahr mit?«
    »Ja, Herr, verzeiht, auch wenn er ein großartiger Mann war, Euer Bruder, wenn ich das sagen darf. Ihr seid die ganze Zeit auf der richtigen Fährte gewesen. Nun, ich habe Boromir beobachtet und ihm zugehört, den ganzen Weg von Bruchtal – ich passte auf meinen Herrn auf, wie Ihr verstehen werdet, und meinte es nicht böse mit Boromir –, und es ist meine Ansicht, dass er erst in Lórien klar erkannte, was ich schon früher erraten hatte: was er wollte. Von dem Augenblick an, da er ihn zuerst sah, wollte er den Ring des Feindes!«
    »Sam!«, rief Frodo entsetzt. Er war eine Zeitlang tief in seine eigenen Gedanken versunken gewesen und wurde plötzlich und zu spät aus ihnen herausgerissen.
    »Bewahr mich!«, sagte Sam und wurde erst blass und dann purpurrot. »Da habe ich wieder was angerichtet! Sobald du deinen großen Mund aufmachst, trittst du ins Fettnäpfchen, sagte der Ohm immer zu mir, und recht hatte er. Ach, du liebes bisschen!
    Nun hört mal, Herr!« Er schaute zu Faramir auf mit allem Mut, den er aufbringen konnte. »Lasst es meinen Herrn nicht bezahlen, dass sein Diener nichts als ein Narr ist. Ihr habt die ganze Zeit sehr schön gesprochen, da bin ich nicht mehr auf der Hut gewesen, als Ihr von Elben und all dem erzählthabt. Aber Großmütig ist, wer großmütig handelt, heißt

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