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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Augenblick erwartete, dass Tausende von Orks über die Felder herankämen. »Was sieht man denn dort?«, fragte er und zeigte auf die Mitte der großen Schleife des Anduin. »Ist das noch eine Stadt, oder was ist es?«
    »Es war eine Stadt«, sagte Beregond. »Die Hauptstadt von Gondor, und diese hier war nur eine Festung. Was Ihr dort seht, sind die Trümmer von Osgiliath auf beiden Ufern des Anduin, das unsere Feinde vor langer Zeit eroberten und niederbrannten. Doch haben wir es in Denethors Jugendtagen zurückgewonnen: nicht, um darin zu wohnen, sondern um es als Vorposten zu halten und die Brücke wieder aufzubauen, damit wir den Fluss in voller Bewaffnung passieren können. Und dann kamen die Grausamen Reiter aus Minas Morgul.«
    »Die Schwarzen Reiter?«, fragte Pippin und öffnete die Augen, die groß und dunkel waren von einer wiedererwachten Furcht.
    »Ja, sie waren schwarz«, sagte Beregond, »und ich sehe, dass Ihr etwas über sie wisst, obwohl Ihr in Euren Erzählungen nichts von ihnen gesagt habt.«
    »Ich weiß von ihnen«, sagte Pippin leise, »aber ich will jetzt nicht von ihnen sprechen, so nah, so nah.« Er brach ab und blickte hinüber über den Fluss, und ihm schien, dass alles, was er sehen konnte, ein riesiger, bedrohlicher Schatten war. Vielleicht waren es Berge, die über dem Rand des Gesichtsfeldes aufragten, und annähernd sechzig Meilen nebliger Luft ließen ihre gezackten Grate verschwommen erscheinen; vielleicht war es nur eine Wolkenwand und hinter ihr eine noch tiefere Dunkelheit. Doch während er noch schaute, schien es seinen Augen, als nähme die Dunkelheit zu und wüchse, sehr langsam, und stiege langsam auf, um die Gefilde der Sonne einzuhüllen.
    »So nahe an Mordor?«, sagte Beregond leise. »Ja, dort liegt es. Wir nennen es selten; aber immer haben wir in Sichtweite jenes Schattens gelebt: Manchmal erscheint er schwächer und ferner; manchmal näher und dunkler. Jetzt wächst er und verdunkelt sich; und daher nehmen auch unsere Angst und Unruhe zu. Und die Grausamen Reiter haben vor weniger als einem Jahr die Flussübergänge zurückerobert, und viele unserer besten Mannen wurden erschlagen. Boromir war es, der den Feind schließlich von diesem westlichenUfer zurücktrieb, und fast die Hälfte von Osgiliath halten wir noch immer. Für eine kleine Weile. Aber wir erwarten jetzt dort einen neuen Angriff. Vielleicht den wichtigsten Angriff des kommenden Krieges.«
    »Wann?«, fragte Pippin. »Habt Ihr eine Vermutung? Denn ich sah vor zwei Nächten die Leuchtfeuer und die reitenden Boten; und Gandalf sagte, es sei ein Zeichen, dass der Krieg begonnen habe. Er schien in verzweifelter Eile zu sein. Aber nun scheint alles wieder gemächlicher zu gehen.«
    »Nur, weil jetzt alles bereit ist«, sagte Beregond. »Es ist bloß das tiefe Luftholen vor dem Sprung.«
    »Aber warum sind vor zwei Nächten die Leuchtfeuer entzündet worden?«
    »Es ist zu spät, Hilfe herbeizuholen, wenn man belagert wird«, antwortete Beregond. »Doch kenne ich die Pläne des Herrn und seiner Heerführer nicht. Sie haben viele Möglichkeiten, Nachrichten zu sammeln. Und der Herr Denethor ist nicht wie andere Menschen: Er blickt weit. Manche sagen, er sitze des Nachts allein in seinem hohen Gemach im Turm und richte seine Gedanken hierhin und dorthin, er könne irgendwie in der Zukunft lesen; und manchmal erforsche er sogar die Gedanken des Feindes und ringe mit ihm. Und daher kommt es, dass er gealtert ist, vorzeitig verbraucht. Aber wie immer dem sein mag, mein Herr Faramir ist unterwegs, jenseits des Flusses, bei einem gefährlichen Auftrag, und vielleicht hat er eine Botschaft geschickt.
    Aber wenn Ihr wissen wollt, warum ich glaube, dass die Leuchtfeuer angezündet wurden: wegen der Nachrichten, die an diesem Abend aus Lebennin kamen. Dort nähert sich eine große Flotte der Mündung des Anduin, bemannt von den Corsaren aus Umbar im Süden. Gondors Macht fürchten sie schon lange nicht mehr und haben sich mit dem Feind verbündet, und jetzt führen sie einen schweren Schlag für seine Sache. Denn dieser Angriff wird einen guten Teil der Hilfe ablenken, die wir uns von Lebennin und Belfalas erhofften, wo das Volk tapfer und zahlreich ist. Umso mehr richten sich unsere Gedanken auf Rohan, und umso froher sind wir über die Siegesnachrichten, die Ihr bringt.
    Und dennoch …« Er hielt inne, stand auf und schaute ringsum nach Norden, Osten und Süden. »Und dennoch sollten die Ereignisse in Isengart eine

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