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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Nacht!«
    Schritte gingen den Bühl hinunter. Frodo wunderte sich ein wenig, warum die Tatsache, dass sie nicht den Bühl heraufkamen, ihn so erleichterte. »Wahrscheinlich habe ich die Fragerei und die Neugier über alles, was ich tue, satt«, dachte er. »Was für eine Schnüffelbande sie doch alle sind!« Flüchtig dachte er daran, zum Ohm zu gehen und ihn zu fragen, wer der Fremde gewesen war; aber dann besann er sich eines Besseren (oder Schlechteren), kehrte um und ging rasch nach Beutelsend zurück.
    Pippin saß in der Vorhalle auf seinem Rucksack. Sam war nicht da. Frodo trat durch die dunkle Tür. »Sam!«, rief er. »Sam! Es ist Zeit!«
    »Ich komme, Herr!«, ertönte es von weit drinnen, und dann kam Sam, der sich den Mund abwischte. Er hatte sich vom Bierfass im Keller verabschiedet.
    »Alles verstaut?«, fragte Frodo.
    »Ja, Herr. Jetzt kann ich’s ’ne Weile aushalten, Herr.«
    Frodo machte die runde Tür zu und schloss sie ab. Dann gab er Sam den Schlüssel. »Lauf und bring ihn zu euch nach Hause, Sam«, sagte er. »Dann geh den Beutelhaldenweg weiter und komm so schnell wie möglich zum Tor auf dem Weg hinter den Wiesen. Wir gehen heute Abend nicht durchs Dorf. Zu viele gespitzte Ohren und neugierige Augen.« Sam rannte in großer Eile los.
    »So, nun brechen wir endlich auf«, sagte Frodo. Sie schulterten ihre Rucksäcke, nahmen ihre Stöcke und gingen um die Ecke zur Westseite von Beutelsend. »Auf Wiedersehen!«, sagte Frodo, als er auf die dunklen, blanken Fenster schaute. Er winkte ihnen einen Gruß zu, dann wandte er sich um und eilte (auf Bilbos Spuren, wenn er es gewusst hätte) hinter Peregrinher den Gartenweg hinunter. Sie sprangen an der niedrigen Stelle über die Hecke, schlugen sich in die Wiesen und verschwanden in der Dunkelheit wie ein Rascheln des Windes im Grase.
    Am Fuße des Bühls gelangten sie auf seiner westlichen Seite zu dem Tor, das auf einen schmalen Feldweg hinausführte. Dort hielten sie an und stellten die Riemen an ihren Rucksäcken richtig ein. Gleich darauf kam Sam keuchend angestapft; sein schwerer Rucksack ragte ihm hoch über die Schultern, und über den Kopf hatte er sich einen formlosen Filz gestülpt, den er einen Hut nannte. In der Dämmerung sah er einem Zwerg ziemlich ähnlich.
    »Gewiss habt ihr mir das allerschwerste Zeug gegeben«, sagte Frodo. »Ich bedaure Schnecken und alle, die ihr Haus auf dem Rücken tragen.«
    »Ich könnte noch ’ne Menge mehr nehmen, Herr. Mein Rucksack ist ganz leicht«, sagte Sam mannhaft und nicht wahrheitsgemäß.
    »Nein, lass das, Sam«, sagte Pippin. »Es tut ihm gut. Er trägt nur das, was wir für ihn einpacken sollten. Er war faul in letzter Zeit und wird das Gewicht weniger spüren, wenn er erst etwas von seinem eigenen abgelaufen hat.«
    »Seid freundlich zu einem armen alten Hobbit!«, lachte Frodo. »Bestimmt werde ich schlank wie eine Weidengerte sein, ehe ich nach Bockland komme. Aber es war Unsinn, was ich gesagt habe. Ich vermute, du hast mehr als deinen Teil genommen, Sam, und beim nächsten Packen werde ich das einmal untersuchen.« Er nahm seinen Stock wieder zur Hand. »So, wir alle laufen gern im Dunkeln«, sagte er, »also lasst uns vorm Schlafengehen ein paar Meilen hinter uns bringen.«
    Ein kurzes Stück folgten sie dem Fußweg nach Westen. Dann bogen sie nach links ab und schlugen sich wieder in die Wiesen. Sie gingen im Gänsemarsch an Hecken und kleinen Gehölzen entlang, und die Nacht hüllte sie ein. In ihren dunklen Mänteln waren sie so unsichtbar, als ob sie alle Zauberringe trügen. Da sie Hobbits waren und sich bemühten, leise zu sein, machten sie kein Geräusch, und nicht einmal Hobbits hätten sie hören können. Selbst die Tiere in den Feldern und Wäldern bemerkten sie kaum.
    Nach einer Weile überquerten sie westlich von Hobbingen auf einer schmalen Bohlenbrücke die Wässer. Der Fluss war dort nicht mehr als ein gewundenes schwarzes Band, gesäumt von krummen Erlen. Ein oder zwei Meilen weiter südlich kreuzten sie eilig die große Straße, die von der Brandyweinbrücke herkam; jetzt waren sie in Tukland, und nach Südosten abbiegend machten sie sich auf den Weg zum Grünbergland. Als sie die ersten Hänge erklommen, schauten sie zurück und sahen in weiter Ferne die Lichter von Hobbingen im lieblichen Tal der Wässer glitzern. Bald verschwand der Ort in den Falten des dunkelnden Landes, und nun folgte Wasserau neben seinem grauen Teich. Als das Licht des letzten Gehöfts weit hinter

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