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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Horn. Es hallte wider im Tal. Andere Hörner antworteten, und Lichter leuchteten auf jenseits des Flusses.
    Und plötzlich erschallte von hoch oben, aus einer Mulde, wie es schien, ein großer Chor von Trompeten, die ihren Klang zu einem Ton vereinten, und brausend und tosend prallte er auf die Felswände.
    So kehrte der König der Mark siegreich aus dem Westen zurück nach Dunharg am Fuß des Weißen Gebirges. Dort fand er die zurückgebliebene Streitmacht seines Volkes schon versammelt; denn sobald sein Kommen bekannt geworden war, ritten Hauptleute ihm zur Furt entgegen und brachten ihm Botschaften von Gandalf. Dúnhere, der Anführer des Volks vom Hargtal, war an ihrer Spitze.
    »Bei Morgengrauen vor drei Tagen, Herr«, sagte er, »kam Schattenfell wie der Wind aus dem Westen nach Edoras, und Gandalf brachte Nachricht von Eurem Sieg, um unsere Herzen zu erfreuen. Doch brachte er auch Euren Befehl, dass wir rascher die Reiter versammeln sollen. Und dann kam der geflügelte Schatten.«
    »Der geflügelte Schatten?«, sagte Théoden. »Wir sahen ihn auch, aber das war mitten in der Nacht, ehe Gandalf uns verließ.«
    »Vielleicht, Herr«, sagte Dúnhere. »Doch derselbe oder ein ähnlicher wie er, eine fliegende Dunkelheit in Gestalt eines ungeheuerlichen Vogels, flog an jenem Morgen über Edoras, und alle Männer zitterten vor Angst. Denn er stieß herab auf Meduseld, und als er ganz tief kam, fast bis zum Giebel, stieß er einen Schrei aus, der uns das Herz erstarren ließ. Da war es dann, dassGandalf uns riet, wir sollten uns nicht auf den Feldern sammeln, sondern Euch hier im Tal unter dem Gebirge treffen. Und er bat uns, nicht mehr Lichter oder Feuer anzuzünden, als die dringendste Not erforderte. So ist es geschehen. Gandalf sprach mit großer Bestimmtheit. Wir hoffen, dass es so ist, wie Ihr wünschtet. Nichts ist im Hargtal von diesen üblen Geschöpfen gesehen worden.«
    »Es ist gut«, sagte Théoden. »Ich werde jetzt zur Festung reiten, und ehe ich zur Ruhe gehe, will ich dort die Marschälle und Hauptleute sehen. Lass sie so bald wie möglich zu mir kommen!«
    Die Straße führte jetzt ostwärts geradewegs durch das Tal, das an dieser Stelle wenig mehr als eine halbe Meile breit war. Ebene Flächen und Wiesen mit rauhem Gras, grau jetzt in der sinkenden Nacht, lagen ringsum, aber vor sich an der anderen Seite des Tals sah Merry eine drohende Felswand, die letzte Klippe des großen Fußes des Starkhorns, abgespalten durch den Fluss in längst vergangenen Zeiten.
    Auf allen ebenen Strecken standen Menschenmengen. Manche drängten sich am Wegrand und jubelten dem König und den Reitern aus dem Westen mit frohen Rufen zu; doch bis weit in die Ferne erstreckten sich ordentliche Reihen von Zelten und Hütten, Pferde waren angepflockt, und große Waffenvorräte waren da und in den Boden gerammte Speere, stachlig wie Dickichte frisch gepflanzter Bäume. Jetzt versank die große Versammlung im Schatten, und obwohl der Nachtwind kalt von der Höhe herabblies, glühten keine Laternen und waren keine Feuer angezündet. Wachposten in schweren Mänteln schritten auf und ab.
    Merry fragte sich, wie viele Reiter dort wohl waren. In der zunehmenden Dunkelheit konnte er ihre Zahl nicht erraten, doch schien es ihm ein großes Heer zu sein, viele tausend Mann stark. Während er von einer Seite zur anderen schaute, kam das Gefolge des Königs unter der hoch aufragenden Klippe an der Ostseite des Tals heraus; und dort begann der Pfad plötzlich zu steigen, und Merry blickte verwundert hinauf. Es war eine Straße, wie er ihresgleichen noch nie gesehen hatte, ein großes Werk von Menschenhand aus den Jahren, die kein Lied besingt. Hinauf zog sie, gewunden wie eine Schlange, und bahnte sich ihren Weg über den jähen Felsenhang. Steil wie eine Treppe war sie und stieg in vor- und zurückgehenden Schleifen: Auf ihr konnten Pferde gehen, und Wagen konnten langsam gezogen werden; aber wenn sie von oben verteidigt wurde, vermochte kein Feind über diese Straße zu kommen, es sei denn aus der Luft. An jeder Kehre der Straße standen große Steine, die in Gestalt von riesigen, grobgliedrigen Menschen behauen waren, mit gekreuzten Beinen kauernd, die stämmigen Arme über fetten Bäuchen zusammengelegt. Einige hatten im Laufe der Jahre alle Gesichtszüge verloren mit Ausnahme der dunklen Höhlen ihrer Augen, die die Vorübergehenden immer noch traurig anstarrten. Die Reiter schauten siekaum an. Die Puckelmänner nannten sie sie und

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