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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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bis auf den Kriegslärm unten in der Stadt, und sie hörten, wie das Wasser traurig von den toten Zweigen in den dunklen Weiher tropfte. Dann gingen sie weiter durch das Tor der Veste, wo die Wache sie verwundert und bestürzt anstarrte, als sie vorbeikamen. Dann wandten sie sich nach Westen und gelangten schließlich zu einer Tür in der rückwärtigen Mauer des sechsten Ringes. Fen Hollen wurde sie genannt, denn sie wurde immer verschlossen gehalten außer zu Begräbniszeiten, und nur der Herr der Stadt durfte diesen Weg benutzen oder jene, die das Zeichen der Grüfte trugen und die Häuser der Toten betreuten. Hinter dieser Tür führte ein gewundener Weg mit vielen Kehren hinunter zu dem schmalen Streifen Land im Schatten des Steilhangs von Mindolluin, wo die prachtvollen Ruhestätten der toten Könige und ihrer Truchsesse standen.
    Ein Pförtner saß in einem kleinen Haus am Weg, und mit erschreckten Augen kam er heraus, eine Laterne in der Hand. Auf Befehl des Herrn schloss er die Tür auf, und leise öffnete sie sich; und sie gingen hindurch und nahmen die Laterne aus seiner Hand. Es war dunkel auf dem abschüssigen Weg zwischen uralten Mauern und Geländern aus vielen Säulen, die hoch aufragten in dem schwankenden Lichtstrahl der Laterne. Ihre langsamen Schritte hallten wider, als sie hinuntergingen, immer hinunter, bis sie schließlich zur Stillen Straße kamen, Rath Dínen, zwischen bleichen Kuppeln und leeren Hallen und Bildsäulen längst verstorbener Menschen; sie betraten das Haus der Truchsesse und setzten ihre Last ab.
    Beklommen schaute Pippin sich um und sah, dass er in einem weitläufigen, gewölbten Gemach war, gleichsam ausgekleidet mit den großen Schatten, die die kleine Laterne auf seine verhängten Wände warf. Und undeutlich waren viele Reihen von Tischen zu sehen, aus Marmor gemeißelt; und auf jedem Tisch lag eine schlafende Gestalt, die Hände gefaltet, den Kopf auf Stein gebettet. Doch ein Tisch nahebei stand wuchtig und kahl da. Auf ein Zeichen von Denethor legten sie Faramir und seinen Vater Seite an Seite dort hin, bedeckten sie mit einer einzigen Decke und standen dann mit gesenkten Köpfen wie Trauernde neben einem Totenbett. Dann sprach Denethor mit leiser Stimme.
    »Hier werden wir warten«, sagte er. »Aber schickt nicht nach den Einbalsamierern. Bringt uns Holz, das rasch brennt, und legt es rings um uns und unter uns; und gießt Öl darüber. Und wenn ich es befehle, werft eine Fackel hinein. Tut das und sprecht nicht mehr mit mir. Lebt wohl!«
    »Mit Eurer Erlaubnis, Herr«, sagte Pippin, wandte sich ab und floh aus dem Todeshaus. »Der arme Faramir!«, dachte er. »Ich muss Gandalf suchen. Der arme Faramir! Höchstwahrscheinlich braucht er eher Arznei als Tränen. Oh, wo kann ich Gandalf finden? Im dichtesten Gewühl, nehme ich an. Und er wird keine Zeit übrighaben für sterbende Männer oder Verrückte.«
    An der Tür wandte er sich an einen der Diener, der dort als Wache geblieben war. »Euer Herr ist nicht bei sich«, sagte er. »Macht langsam! Bringt kein Feuer hierher, solange Faramir lebt. Tut nichts, ehe Gandalf kommt!«
    »Wer ist der Gebieter von Minas Tirith?«, antwortete der Mann. »Der Herr Denethor oder der Graue Wanderer?«
    »Der Graue Wanderer oder niemand, scheint’s«, sagte Pippin, und er eilte zurück und den gewundenen Weg hinauf, so schnell ihn seine Füße tragen wollten, an dem verwunderten Pförtner vorbei, durch die Tür und weiter, bis er zum Tor der Veste kam. Die Wache grüßte ihn, als er vorbeiging, und er erkannte Beregonds Stimme.
    »Wohin rennt Ihr, Herr Peregrin?«, rief er.
    »Ich suche Mithrandir«, antwortete Pippin.
    »Die Aufträge des Herrn sind dringend und sollten nicht durch mich gehindert werden«, sagte Beregond, »aber sagt mir rasch, wenn Ihr könnt: Was geht vor? Wohin ist mein Herr gegangen? Ich bin gerade erst zum Dienst gekommen, aber ich hörte, er ging durch die Verschlossene Tür, und Männer trugen Faramir vor ihm her.«
    »Ja«, sagte Pippin, »zur Stillen Straße.«
    Beregond senkte den Kopf, um seine Tränen zu verbergen. »Es heißt, er lag im Sterben«, seufzte er, »und nun ist er tot.«
    »Nein«, sagte Pippin, »noch nicht. Und noch jetzt könnte sein Tod verhindert werden, glaube ich. Aber der Herr der Stadt, Beregond, hat sich ergeben, ehe seine Stadt eingenommen ist. Er ist todgeweiht und gefährlich.« Raschberichtete er von Denethors seltsamen Reden und Taten. »Ich muss Gandalf sofort suchen.«
    »Dann

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