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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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so ging ein düsterer Tag der Ängste langsam in die Dunkelheit einer hoffnungslosen Nacht über. Brände wüteten jetzt ungehindert im ersten Ring der Stadt, und der Besatzung auf der äußeren Mauer war schon an vielen Stellen der Rückzug abgeschnitten. Aber der Pflichttreuen, die in ihren Stellungen blieben, waren nur wenige; die meisten hatten sich jenseits des zweiten Tors in Sicherheit gebracht.
    Weit hinter der Schlacht waren rasch Brücken über den Fluss geschlagen worden, und den ganzen Tag waren neue Streitkräfte und Kriegsgerät herübergeströmt. Nun, mitten in der Nacht, brach der Angriff endlich los. Die Vorhut ging zwischen den Feuergräben vor auf vielen gewundenen Gassen, die zwischen ihnen freigelassen worden waren. Unbekümmert um die Verluste, die sie beim Vorgehen erlitten, immer noch in Gruppen und gesammelt, kamen sie in die Reichweite der Bogenschützen auf dem Wall. Doch waren dort jetzt zu wenige, um ihnen großen Schaden zuzufügen, obwohl der Feuerschein so manche Zielscheibe enthüllte für die Bogenschützenkunst, deren Gondor sich einst rühmte. Als er dann gewahr wurde, dass die Tapferkeit der Stadt schon zerrüttet war, zeigte der verborgene Heerführer seine Stärke. Langsam rollten die großen, in Osgiliath gebauten Belagerungstürme durch die Dunkelheit.
    Wiederum kamen Boten zu dem Gemach im Weißen Turm, und Pippin ließ sie eintreten, denn sie bestanden darauf. Denethor wandte seinen Blick langsam von Faramirs Gesicht ab und schaute sie schweigend an.
    »Der erste Ring der Stadt brennt, Herr«, sagten sie. »Was befehlt Ihr? Noch seid Ihr der Herr und Truchsess. Nicht alle wollen Mithrandir folgen. Die Leute fliehen von den Mauern und lassen sie unbemannt.«
    »Warum? Warum fliehen die Narren?«, sagte Denethor. »Besser früher als spät verbrennen, denn verbrennen müssen wir. Geht zurück zu eurem Feuer! Und ich? Ich werde jetzt zu meinem Scheiterhaufen gehen. Zu meinem Scheiterhaufen! Keine Gruft für Denethor und Faramir. Keine Gruft! Kein langer, wohlgesalbter Todesschlaf. Wir werden brennen wie die heidnischen Könige, ehe je ein Schiff hierher segelte aus dem Westen. Der Westen hat versagt. Geht zurück und verbrennt!«
    Ohne Verbeugung oder Antwort wandten sich die Boten um und flohen.
    Jetzt stand Denethor auf und ließ Faramirs fiebrige Hand los, die er gehalten hatte. »Er brennt, er brennt schon«, sagte er traurig. »Das Haus seiner Seele stürzt ein.« Dann ging er ruhig auf Pippin zu und schaute auf ihn herab.
    »Lebe wohl!«, sagte er. »Lebe wohl, Peregrin, Paladins Sohn! Dein Dienst war kurz, und nun nähert er sich seinem Ende. Ich entlasse dich aus dem wenigen, was noch bleibt. Geh nun und stirb auf die Weise, die dir die beste deucht. Und mit wem du willst, selbst mit jenem Freund, dessen Torheit dir diesen Tod gebracht hat. Schicke nach meinen Dienern und gehe dann. Lebe wohl!«
    »Ich will nicht Lebewohl sagen, Herr«, sagte Pippin kniend. Und dann plötzlich, wieder nach Hobbit-Art, stand er auf und sah dem alten Mann in die Augen. »Ich gehe, mit Eurer Erlaubnis, Herr«, sagte er, »denn ich möchte Gandalf wirklich sehr gerne sehen. Aber er ist kein Narr; und ich will nicht ans Sterben denken, ehe er nicht am Leben verzweifelt. Doch von meinemEid und Eurem Dienst möchte ich nicht entbunden werden, solange Ihr lebt. Und wenn sie schließlich zur Veste kommen, dann hoffe ich hier zu sein und neben Euch zu stehen und vielleicht die Waffen zu verdienen, die Ihr mir gegeben habt.«
    »Tu, was du willst, Herr Halbling«, sagte Denethor. »Aber mein Leben ist zerstört. Schicke nach meinen Dienern!« Er wandte sich wieder zu Faramir.
    Pippin verließ ihn und rief nach den Dienern, und sie kamen: sechs starke und stattliche Männer des Gefolges; dennoch zitterten sie, als sie gerufen wurden. Aber Denethor befahl ihnen mit ruhiger Stimme, warme Decken auf Faramirs Bett zu legen und es aufzunehmen. Und sie taten es, hoben das Bett hoch und trugen es aus dem Gemach. Langsam gingen sie, um den fiebernden Mann so wenig wie möglich zu stören, und Denethor, jetzt auf einen Stab gestützt, folgte ihnen; und als Letzter kam Pippin.
    Hinaus aus dem Weißen Turm gingen sie, wie zu einem Begräbnis, hinaus in die Dunkelheit, wo die über der Stadt hängende Wolke von unten durch in einem matten Rot aufflackernde Flammen beleuchtet wurde. Leise schritten sie durch den großen Hof, und auf ein Wort von Denethor hielten sie neben dem Verdorrten Baum.
    Alles war still

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