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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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war, geschah es, dass er nach großen Taten gemeinsam mit Elronds Söhnen nach Bruchtal zurückkehrte; und Elrond blickte ihn an und war froh, denn er sah, dass er schön und edel und früh zum Manne geworden war, obwohl er an Körper und Geist noch wachsen würde. An diesem Tag nannte ihn Elrond daher bei seinem richtigen Namen und sagte ihm, wer er sei und wessen Sohn; und er übergab ihm die Erbstücke seines Hauses.
    ›Hier ist Barahirs Ring‹, sagte er, ›das Zeichen, dass wir weitläufig verwandt sind; und hier sind auch die Bruchstücke von Narsil. Mit ihnen magst du noch große Taten vollbringen; denn ich sage voraus, dass deine Lebensspanne länger sein wird als das Maß der Menschen, es sei denn, Unheil befällt dich oder du bestehst die Prüfung nicht. Doch wird die Prüfung schwer und lang sein. Das Zepter von Annúminas halte ich zurück, denn du musst es erst verdienen.‹
    Am nächsten Tag ging Aragorn um die Zeit des Sonnenuntergangs allein im Wald spazieren, und er war frohen Muts; und er sang, denn er war voller Hoffnung, und die Welt war schön. Und plötzlich, als er noch sang, sah er eine Maid zwischen den weißen Birkenstämmen über einen grünen Rasen gehen; und er blieb erstaunt stehen und dachte, er habe sich in einen Traum verirrt, oder aber er habe die Gabe der Elbensänger, die die Dinge, von denen sie singen, vor den Augen ihrer Zuhörer erscheinen lassen können. Denn Aragorn hatte einen Teil des Lieds von Lúthien gesungen, das von der Begegnung von Lúthien und Beren im Wald von Neldoreth erzählt. Und siehe! da wandelte Lúthien vor seinen Augen in Bruchtal, angetan mit einem Umhang aus Silber und Blau, schön wie das Zwielicht in Elbenheim; ihr dunkles Haar wehte in einem plötzlichen Wind, und ihre Stirn war mit Edelsteinen wie mit Sternen geschmückt.
    Einen Augenblick starrte Aragorn sie schweigend an, aber da er fürchtete, dass sie davongehen könnte und nie wieder zu sehen sein würde, rief er: Tinúviel! Tinúviel!, wie Beren es in der Altvorderenzeit getan hatte.
    Da wandte sich die Maid um und lächelte und sagte: ›Wer seid Ihr? und warum ruft Ihr mich mit diesem Namen?‹
    Und er antwortete: ›Weil ich glaubte, Ihr wäret wirklich Lúthien Tinúviel, von der ich sang. Aber wenn Ihr nicht sie seid, dann seid Ihr ihr Ebenbild.‹
    ›Das haben schon viele gesagt‹, antwortete sie ernst. ›Doch ihr Name ist nicht meiner. Obwohl mein Schicksal dem ihren nicht unähnlich sein wird. Aber wer seid Ihr?‹
    ›Estel wurde ich genannt‹, sagte er. ›Aber ich bin Aragorn, Arathorns Sohn, Isildurs Erbe, Herr der Dúnedain.‹ Doch während er das noch sagte, spürte er, dass diese edle Herkunft, über die sein Herz sich gefreut hatte, jetzt wenig wert war und nichts im Vergleich zu ihrer Würde und Lieblichkeit.
    Aber sie lachte fröhlich und sagte: ›Dann sind wir weitläufig verwandt. Denn ich bin Arwen, Elronds Tochter, und werde auch Undómiel genannt.‹
    ›Oft erlebt man‹, sagte Aragorn, ›dass Männer in gefährlichen Zeiten ihren größten Schatz verstecken. Doch staune ich über Elrond und Eure Brüder; denn obwohl ich in diesem Hause seit meiner Kindheit gelebt habe, habe ich nie ein Wort über Euch gehört. Wie kommt es, dass wir uns niemals begegnet sind? Gewiss hat Euer Vater Euch nicht in seiner Schatzkammer eingeschlossen?‹
    ›Nein‹, sagte sie und schaute hinauf zum Gebirge, das sich im Osten erhob, ›lch habe eine Zeitlang im Lande der Sippe meiner Mutter gelebt, im fernenLothlórien. Erst vor kurzem bin ich zurückgekehrt, um meinen Vater wieder zu besuchen. Es sind viele Jahre vergangen, seit ich in Imladris weilte.‹
    Da wunderte sich Aragorn, denn sie schien ihm nicht älter zu sein als er, der er nicht mehr als zwanzig Jahre in Mittelerde gelebt hatte. Doch Arwen schaute ihm in die Augen und sagte: ›Wundert Euch nicht! Denn Elronds Kinder haben das Leben der Eldar.‹
    Da war Aragorn verlegen, denn er sah das Elbenlicht in ihren Augen und die Weisheit vieler Tage; doch seit dieser Stunde liebte er Arwen Undómiel, Elronds Tochter.
    In den folgenden Tagen war Aragorn schweigsam, und seine Mutter nahm wahr, dass ihm etwas Seltsames widerfahren war; und schließlich gab er ihren Fragen nach und erzählte ihr von der Begegnung in der Dämmerung unter den Bäumen.
    ›Mein Sohn‹, sagte Gilraen, ›dein Ziel ist hoch, selbst für den Nachkommen vieler Könige. Denn dies ist die edelste und schönste Frau, die jetzt auf Erden wandelt. Und es

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