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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Ecthelions Tage beendet waren.
    Thorongil gab Ecthelion oft zu bedenken, dass die Stärke der Aufrührer in Umbar eine große Gefahr für Gondor sei und eine Bedrohung der Lehen des Südens, die sich als tödlich erweisen würde, wenn Sauron zu offenem Krieg übergehen würde. Schließlich erhielt er Erlaubnis vom Truchsess, eine kleine Flotte zu sammeln, und unerwartet kam er des Nachts nach Umbar und verbrannte dort einen großen Teil der Corsaren-Schiffe. Er selbst besiegte im Kampf auf den Kais den Befehlshaber des Hafens, und dann zog er sich mit seiner Flotte unter geringen Verlusten zurück. Doch als sie nach Pelargir kamen, wollte er zum Kummer und Erstaunen der Menschen nicht nach Minas Tirith zurückkehren, wo große Ehren ihn erwarteten.
    Er schickte Ecthelion eine Abschiedsbotschaft und sagte: ›Andere Aufgaben rufen mich jetzt, Herr, und viel Zeit wird vergehen und viele Gefahren müssen überstanden werden, ehe ich wieder nach Gondor komme, wenn das mein Schicksal ist.‹ Obwohl niemand erraten konnte, was diese Aufgaben sein mochten, noch wer ihn gerufen haben könnte, so wurde doch bekannt, wohin er ging. Denn er nahm ein Boot und überquerte den Anduin, und dann sagte er seinen Gefährten Lebewohl und ging allein weiter; und als er zuletzt gesehen wurde, war sein Gesicht dem Schattengebirge zugewandt.
    In der Stadt war man erschreckt über Thorongils Fortgehen, und allen Menschen erschien es als ein großer Verlust, mit Ausnahme von Denethor, Ecthelions Sohn, einem Mann, der jetzt reif war für das Truchsessen-Amt, das er vier Jahre später nach dem Tod seines Vaters übernahm.
    Denethor II. war ein stolzer Mann, kühn, tapfer und königlicher als jeder andere Mann in Gondor seit vielen Menschenaltern. Und er war auch klug und weitsehend und der Lehre kundig. Tatsächlich war er Thorongil so ähnlich wie einem nahen Verwandten, und dennoch nahm er in den Herzen der Menschen und der Wertschätzung seines Vaters immer den zweiten Platz hinter dem Fremden ein. Damals glaubten viele, dass Thorongil fortgegangen sei, ehe sein Herr zu seinem Gegenspieler würde; obwohl Thorongil in Wirklichkeit nie mit Denethor gewetteifert oder sich selbst als mehr angesehen hatte als einen Diener seines Vaters. Und nur in einem Punkt stimmten die Ratschläge nicht überein, die sie dem Truchsessen gaben: Thorongil warnte Ecthelion oft, er solle Saruman dem Weißen in Isengart nicht vertrauen, sondern lieber Gandalf den Grauen willkommen heißen. Aber zwischen Denethor und Gandalf gab es wenig Liebe; und nach Ecthelions Tagen war der Graue Pilger in Minas Tirith noch weniger willkommen. Daher glaubten viele später, als alles klar geworden war, dass Denethor, der einen scharfen Verstand besaß und weiter und tiefer sah als andere Menschen seiner Zeit, herausgefunden hatte, wer dieser fremde Thorongil in Wirklichkeit war, und argwöhnte, dass er und Mithrandir planten, ihn zu verdrängen.
    Als Denethor (2984) Truchsess wurde, erwies er sich als ein herrischer Gebieter, der in allen Dingen das Steuer fest in der Hand hielt. Er sagte wenig. Er hörte sich Ratschläge an und verfuhr dann nach eigenem Gutdünken. Er hatte spät (2976) geheiratet und Finduilas, Adrahils Tochter von Dol Amroth, zur Frau genommen. Sie war eine edle Frau von großer Schönheit und Sanftmut, doch ehe zwölf Jahre vergangen waren, starb sie. Denethor liebte sie auf seine Weise mehr als jeden anderen, es sei denn den älteren der Söhne, die sie ihm geboren hatte. Aber es schien den Menschen, dass sie in der bewachten Stadt dahinwelkte wie eine Blume aus den am Meer gelegenen Tälern, die auf einen kahlen Fels verpflanzt wird. Der Schatten im Osten erfüllte sie mit Schrecken, und sie richtete ihre Augen nach Süden zum Meer, das sie vermisste.
    Nach ihrem Tode wurde Denethor noch grimmiger und schweigsamer als zuvor, und lange pflegte er allein in seinem Turm zu sitzen, tief in Gedanken, und er sah voraus, dass der Angriff von Mordor zu seinen Lebzeiten kommen würde. Später glaubte man, er habe, da er Aufklärung brauchte, aber stolz war und seiner eigenen Willensstärke traute, es gewagt, in den palantír des Weißen Turms zu schauen. Keiner der Truchsesse hatte das gewagt, nicht einmal die Könige Earnil und Earnur nach dem Fall von Minas Ithil, als Isildurs palantír in die Hände des Feindes geriet; denn der Stein von Minas Tirith war Anárions palantír und am engsten in Übereinstimmung mit dem, den Sauron besaß.
    Auf diese Weise erlangte

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