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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Schreck erstarrt. »Nun, meine kleinen Burschen, wo wollt ihr denn hin, schnaufend wie Blasebälger? Was ist denn hier los? Wisst ihr, wer ich bin? Ich bin Tom Bombadil. Sagt mir, was ihr für Kummer habt. Tom, der hat es eilig jetzt. Drückt mir meine Lilien nicht!«
    »Meine Freunde sind in der Weide gefangen!«, rief Frodo atemlos.
    »Herr Merry wird in einem Spalt zerquetscht!«, rief Sam.
    »Was?«, rief Tom Bombadil und machte einen Luftsprung. »Der Alte Weidenmann? Nichts Schlimmeres als das? Das kann rasch bereinigt werden. Ich kenne die Melodie für ihn. Alter grauer Weidenmann! Ich werde ihm das Mark erstarren lassen, wenn er sich nicht benimmt. Ich werde ihm seine Wurzeln wegsingen! Ich werde einen Wind herbeisingen und ihm Blatt und Ast wegblasen! Alter Weidenmann!«
    Vorsichtig legte er seine Lilien ins Gras und rannte zum Baum. Da sah er Merrys Füße noch herausragen – alles andere war schon hineingezogen worden. Tom legte seinen Mund an den Spalt und begann mit leiser Stimme zu singen. Sie konnten die Worte nicht verstehen, aber offensichtlich wurde Merry aufgeweckt. Seine Beine begannen zu strampeln. Tom sprang beiseite, brach einen langen, herabhängenden Zweig ab und schlug die Weide damit. »Du lässt sie jetzt wieder heraus, alter Weidenmann!«, sagte er. »Was ist dir denn eingefallen? Du solltest nicht wach sein. Iss Erde! Grabe tief! Trink Wasser! Geh schlafen! Bombadil spricht!« Er packte Merrys Füße und zog ihn aus dem plötzlich nachgebenden Spalt heraus.
    Dann gab es ein heftiges Knarren, der andere Spalt brach auf, und heraus sprang Pippin, als ob er einen Fußtritt bekommen hätte. Darauf schlossen sich beide Spalte wieder mit einem lauten Schnappen. Ein Schauer lief über den Baum von der Wurzel bis zur Spitze, und dann war es völlig still.
    »Vielen Dank«, sagten die Hobbits einer nach dem anderen.
    Tom Bombadil brach in Lachen aus. »So, meine kleinen Burschen«, sagte er und bückte sich, um ihnen ins Gesicht zu schauen. »Ihr werdet jetzt mit mir nach Hause kommen. Der Tisch ist reich gedeckt mit gelbem Rahm, Honigwaben, Weißbrot und Butter. Goldbeere wartet schon. Wir haben Zeit genug für Fragen am Abendbrottisch. Folgt mir, so rasch ihr’s vermögt!« Damit nahm er seine Lilien auf, winkte einladend mit der Hand und ging hüpfend und tänzelnd den Pfad nach Osten entlang, immer noch lauter Unsinn singend.
    Zu verblüfft und zu erleichtert, um zu reden, folgten ihm die Hobbits so schnell sie konnten. Aber das war nicht schnell genug. Tom verschwand bald vor ihnen, und sein Gesang wurde schwächer und klang entfernter. Plötzlich drang seine Stimme mit einem lauten Hallo! wieder ganz deutlich zu ihnen.
    Hoppe – hopp! Lauft mir nach längs der Weidenwinde,
    Tom geleitet euch nach Haus, folget ihm geschwinde,
    Westwärts sinkt die Sonne schon, bald, da stolpern alle,
    Wenn die Nacht niedersinkt, lockt die warme Halle:
    Aus den Fenstern dringt das Licht freundlich gelb und gelber,
    Fürchtet keine Finsternis noch die Weide selber,
    Weder Wurzel noch Gestrüpp! Tom wird euch geleiten
    Und wir wollen gleich das Fest – dongelong – bereiten.
    Danach hörten die Hobbits nichts mehr. Fast sofort schien die Sonne zwischen den Bäumen hinter ihnen zu versinken. Sie dachten an das schräg fallende Abendlicht, das auf dem Brandyweinfluss glitzerte, und an die Fenster von Bockenburg, die mit Hunderten von Lichtern zu schimmern begannen. Große Schatten fielen auf sie; Stämme und Äste von Bäumen hingen dunkel und drohend über dem Pfad. Weiße Nebel stiegen auf und wogten über dem Fluss und strichen um die Wurzeln der Bäume an seinen Ufern. Selbst aus dem Boden zu ihren Füßen stieg ein schattenhafter Dampf auf und verquickte sich mit der rasch hereinbrechenden Dämmerung.
    Es wurde schwierig, dem Pfad zu folgen, und sie waren sehr müde. Ihre Beine waren wie Blei. Seltsame flüchtige Geräusche zogen durch die Büsche und Binsen zu beiden Seiten; und wenn sie hinaufschauten zum fahlen Himmel, erblickten sie sonderbare knorrige und knotige Gesichter, die sich dunkel gegen das Zwielicht abhoben und auf sie herunterschielten von dem hohen Hang und den Rändern des Waldes. Sie empfanden dieses Land allmählich als unwirklich und hatten das Gefühl, durch einen unheilvollen Traum zu taumeln, der zu keinem Erwachen führt.
    Gerade, als sie merkten, dass ihre Schritte immer langsamer wurden, fiel ihnen auf, dass das Gelände leicht anstieg. Das Wasser begann zu murmeln. In der

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