Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
und Blätter und Borkenstückchen; und machten einen Haufen von kleingebrochenen Zweigen und zerhackten Stöcken. Diese schichteten sie gegen den Stamm an der Seite des Baumes, die den Gefangenen entgegengesetzt war. Kaum hatte Sam einen Funken in den Zunder geschlagen, da entzündete sich das trockene Gras, und ein Flammenstoß und Rauch stiegen auf. Die Zweige knackten. Kleine Feuerzungen leckten an der trockenen, eingekerbten Rinde des alten Baumes und versengten sie. Ein Zittern lief durch die ganze Weide. Die Blätter über ihren Köpfen schienen vor Schmerz und Wut zu zischen. Merry gab einen lauten Schrei von sich, und tief aus dem Innern des Baumes hörten sie einen erstickten Klagelaut von Pippin.
    »Macht es aus! Macht es aus!«, schrie Merry. »Er drückt mich entzwei, wenn ihr es nicht tut. Er hat es gesagt!«
    »Wer? Was?«, brüllte Frodo und rannte auf die andere Seite des Baumes.
    »Macht es aus! Macht es aus!«, bettelte Merry. Die Äste der Weide begannen sich heftig zu bewegen. Man hörte ein Geräusch wie von einem Wind, der sich erhob und auf die Äste aller anderen Bäume ringsum übergriff, als ob sie einen Stein in den ruhigen Schlummer des Flusstals geworfen und damit eine Welle der Wut erregt hätten, die durch den ganzen Wald lief. Sam schob mit dem Fuß das kleine Feuer auseinander und zertrat die Funken. Aber Frodo lief, ohne eine klare Vorstellung zu haben, warum er es tat und was er sich davon erhoffte, den Pfad entlang und schrie: Hilfe! Hilfe! Hilfe! Ihm war, als könne er kaum den Ton seiner eigenen schrillen Stimme hören: Sobald er die Rufe ausgestoßen hatte, wurden sie von dem Weiden-Wind davongetragen und gingen im Getöse der Blätter unter. Er war verzweifelt: mutlos und ratlos.
    Plötzlich blieb er stehen. Es kam eine Antwort, oder wenigstens glaubte er es; aber sie schien aus der anderen Richtung zu kommen, den Pfad weiter hinunter aus dem Wald. Er wandte sich um und lauschte, und bald konnte es keinen Zweifel mehr geben: Jemand sang ein Lied; eine tiefe, fröhliche Stimme sang sorglos und vergnügt, aber sie sang Unsinn:
    Dong – long! Dongelong! Läute laute lillo!
    Wenn – wann, Weidenmann! Bimmel bammel billo!
    Tom Bom! Toller Tom! Tom Bombadillo!
    Halb hoffnungsvoll und halb irgendeine neue Gefahr fürchtend, standen Frodo und Sam jetzt beide still. Plötzlich erhob sich aus einer langen Kettevon Unsinnswörtern (so erschienen sie jedenfalls) die Stimme laut und klar und sang folgendes Lied:
    Dong – long! Dongelong! Dongelong, mein Schätzchen!
    Leicht geht der Wetterwind, fliegt das Federspätzchen,
    Dort am Fuß des Berges, dort im hellen Sonnenlicht
    Wartet meine Holde auf das kalte Sternenlicht,
    Steht das Kind der Wasserfrau auf des Hauses Schwelle,
    Schlank wie der Weidenzweig, klarer als die Quelle.
    Bringt der alte Bombadil Wasserlilien wieder,
    Hüpft vor Freude heim zu ihr! Hört ihr seine Lieder?
    Dong – long! Dongelong! Dongelonge – lerio!
    Goldbeere! Goldenbeer – honiggelbe Beer-io!
    Armer alter Weidenmann, zieh doch ein die Wurzeln,
    Tom hat Eile, dunkel wird’s, mag nicht drüber purzeln,
    Tom bringt Wasserlilien mit, bringt sie immer wieder,
    Dong – long! Dongelong! Hört ihr seine Lieder?
    Frodo und Sam standen wie verzaubert da. Der Wind legte sich. Die Blätter hingen wieder schweigend an den unbewegten Zweigen. Noch ein Lied erschallte, und dann erschien über dem Schilf, den Weg entlang hüpfend und tänzelnd, ein alter schäbiger Hut mit einem hohen Hutkopf, und eine lange blaue Feder steckte im Band. Mit einem weiteren Hopser und Sprung kam dann ein Mensch in Sicht, oder wenigstens schien es so. Jedenfalls war er zu dick und schwer für einen Hobbit, wenn auch nicht eigentlich lang genug für einen von den Großen Leuten, obschon er Lärm genug für einen machte, wie er so in hohen gelben Stiefeln auf seinen dicken Beinen angestapft kam und durch Gras und Schilf stürmte wie eine Kuh, die zur Tränke geht. Er hatte einen blauen Mantel und einen langen braunen Bart; seine Augen waren blau und strahlend und sein Gesicht rot wie ein reifer Apfel, aber zerknittert von hundert Lachfalten. In den Händen trug er auf einem großen Blatt wie auf einem Tablett ein kleines Häufchen weißer Wasserlilien.
    »Hilfe!«, schrien Frodo und Sam und rannten mit ausgestreckten Händen auf ihn zu.
    »Brr! Halt! Immer mit der Ruhe!«, rief der alte Mann, indem er eine Hand hochhielt, und sie blieben wie angewurzelt stehen, als seien sie vor

Weitere Kostenlose Bücher