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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Freude in seinem Herzen aufsteigen, die er nicht verstand. Er war so verzaubert, wie er zuweilen von schönen Elbenstimmen verzaubert gewesen war; aber der Zauber, der ihn jetzt umfing, war von anderer Art: Nicht so glühend und überirdisch war das Entzücken, vielmehr tiefer und dem sterblichen Herzen näher; wunderbar, und dennoch nicht unvertraut. »SchöneFrau Goldbeere!«, wiederholte er. »Nun ist mir die Freude verständlich, die aus den Liedern sprach –
    O schlank wie der Weidenzweig! O klarer als die Quelle!
    O Schilfrohr am Wassersaum! O Tochter des Flusses!
    O Frühling und Sommerzeit und danach wieder Frühling!
    O Wind auf dem Wasserfall und Lachen des Laubes!«
    Plötzlich hielt er inne und stammelte, von Erstaunen überwältigt, dass er sich selbst solche Dinge sagen hörte. Aber Goldbeere lachte.
    »Willkommen!«, sagte sie. »Ich habe nicht gewusst, dass die Leute im Auenland solche Dichter sind. Aber ich sehe, du bist ein Elbenfreund; das Leuchten in deinen Augen und der Klang deiner Stimme verraten es. Das ist ein frohes Treffen! Setzt euch und wartet auf den Herrn des Hauses. Er wird nicht lange ausbleiben. Er versorgt eure müden Tiere.«
    Die Hobbits setzten sich gern auf die niedrigen Stühle mit den Binsensitzen, während Goldbeere sich am Tisch zu schaffen machte; und die Augen der Hobbits folgten ihr, denn die schlanke Anmut ihrer Bewegungen erfüllte sie mit stiller Freude. Von irgendwo hinter dem Hause schallte Singen herüber. Immer wieder vernahmen sie zwischen so manchem Dong-long und dongelong und läute laute lillo die Worte:
    Tom, alter Bombadil, lustiger Gevatter,
    Blaue Jacke hat er an, gelbe Stiefel hat er.
    »Schöne Frau«, sagte Frodo nach einer Weile. »Sagt mir, wenn meine Frage nicht töricht klingt, wer ist Tom Bombadil?«
    »Er ist«, antwortete Goldbeere, hielt in ihren raschen Bewegungen inne und lächelte.
    Frodo sah sie fragend an. »Er ist, wie ihr ihn gesehen habt«, sagte sie als Antwort auf seinen Blick. »Er ist der Meister von Wald, Wasser und Berg.«
    »Dann gehört ihm dieses ganze sonderbare Land?«
    »O nein«, antwortete sie, und ihr Lächeln verblasste. »Das wäre wahrhaftig eine Bürde«, fügte sie leise hinzu, als spräche sie zu sich selbst. »Die Bäume und die Gräser und alles, was im Land wächst und lebt, gehören sich selbst. Tom Bombadil ist der Meister. Niemand hat jemals den alten Tom gefangen, wenn er im Wald wanderte, im Wasser watete, in Licht und Schatten über die Berggipfel sprang. Er hat keine Furcht. Tom Bombadil ist der Meister.«
    Eine Tür ging auf, und herein kam Tom Bombadil. Er trug jetzt keinen Hut, und sein dichtes braunes Haar war mit Herbstblättern bekränzt. Er lachte, ging zu Goldbeere und nahm ihre Hand.
    »Hier ist meine schöne Herrin«, sagte er, indem er sich vor den Hobbits verbeugte. »Hier ist meine Goldbeere, in Silbergrün gekleidet und mit Blumen im Gürtel! Ist der Tisch gedeckt? Ich sehe gelben Rahm und Honigwaben und weißes Brot und Butter, Milch und Käse, grüne Kräuter und reife Beeren. Ist das genug für uns? Ist das Abendbrot fertig?«
    »Ja«, sagte Goldbeere, »aber vielleicht unsere Gäste nicht?«
    Tom klatschte in die Hände und rief: »Tom! Tom! Deine Gäste sind müde, und du hättest es fast vergessen! Kommt nun, meine lustigen Freunde, Tom wird euch erfrischen! Schmutzige Hände sollt ihr säubern und müde Gesichter waschen; eure staubigen Mäntel ausziehen und eure Zotteln kämmen!«
    Er öffnete die Tür, und sie folgten ihm über einen kurzen Flur und dann scharf um die Ecke. Sie kamen in einen niedrigen Raum mit schrägem Dach (offenbar ein Anbau an der Nordseite des Hauses). Die Mauern waren aus nackten Steinen, aber größtenteils mit grünen Wandmatten und gelben Vorhängen bedeckt. Der Fußboden war mit Fliesen belegt und mit frischen grünen Binsen bestreut. An einer Seite des Raumes lagen vier dicke Matratzen auf dem Fußboden, jede mit weißen Decken versehen. An der gegenüberliegenden Wand standen auf einer langen Bank große Steingutschüsseln und daneben braune Krüge, mit Wasser gefüllt, manche kalt, manche dampfend heiß. Weiche grüne Hausschuhe standen neben jedem Bett bereit.
    Es dauerte nicht lange, da saßen die Hobbits, gewaschen und erfrischt, am Tisch, zwei an jeder Seite, während an den beiden Enden Goldbeere und der Meister saßen. Es war ein ausgedehntes und fröhliches Mahl. Obwohl die Hobbits so viel aßen, wie nur ausgehungerte Hobbits essen können,

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