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Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Der Herr der Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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eher leblos. Sie hätte ein reges Gewimmel von Menschen erwartet, aber es war kaum jemand zu sehen. An den äußeren Rändern, wo sich stets die jüngsten Neuankömmlinge einrichteten, standen halb aufgebaute Zelte, und ein oder zwei Pferde trotteten unbeaufsichtigt umher. Kein althalanischer Offizier würde jemals solche Säumigkeit zulassen, es sei denn, es gab einen guten Grund dafür. Inzwischen kamen einige Menschen durch das Tor und nahmen einen Weg, der hinaus aufs ebene Land führte. Dort brannten einige Scheiterhaufen. Ein Karren kam durchs Tor gerumpelt, auf dem sich menschliche Leichen türmten. Der Fuhrmann verscheuchte einige Krähen, die ständig versuchten, auf dem Karren zu landen.
    »Ein Angriff!«, rief Braston aus. Yalenna, die immer noch ein wenig benommen war, folgte ihm, als er auf einen Offizier zuhielt. Die Augen des Mannes weiteten sich, als er Braston auf sich zustapfen sah.
    »Herr!«, sagte er und verneigte sich hastig.
    »Rühr dich!«, blaffte Braston. »Sag mir, was hier passiert ist!«
    »Seidenrachen, Herr. Sie kamen am frühen Abend. Wir …«
    Braston hatte ihn bereits stehen lassen und eilte in die Stadt hinein. Yalenna, die hinterherzockelte, hörte den Mann seinen Satz beenden.
    »… haben nach dir gesucht.«
    Auf den Straßen von Althala herrschte ein schreckliches Chaos. Überall lagen Leichen, obwohl man Anstrengungen unternahm, sie zu entfernen. Viele Gebäude waren von Feuer gezeichnet, einige schwer beschädigt. Der Geruch von Blut und Rauch hing in der Luft, und Seidenfetzen sowie schwarze Federn schwebten in der Luft. Krähen taten sich an den Leichen gütlich, und wenn man sie verjagte, krähten sie zornig. Sie waren ungewöhnlich kühn und zahlreich.
    Yalenna holte Braston ein, während er den zerfetzten Kadaver eines Seidenrachens untersuchte, den Soldaten gerade mit anderen weißen Überresten auf einen Karren laden wollten.
    »Wenn ich gewusst hätte«, knurrte er, »dass sie hierher unterwegs waren …« Er versetzte dem Seidenrachen zornig einen Tritt. »Stattdessen haben wir dagesessen und einen Wahnsinnigen mit Brot gefüttert!«
    »Braston!«, tadelte Yalenna ihn, überrascht, dass er in Frage stellte, was sie getan hatten. Das hatte sie selbst im Angesicht einer solchen Tragödie nicht erwartet.
    Er ignorierte sie und starrte auf das, was er unter dem Seidenrachen gefunden hatte – zwei tote Krähen, verheddert in die Seide des Rachens.
    »Waren die Krähen während des Angriffs anwesend?«, fragte er einen Soldaten.
    »Allerdings, Herr. In großer Zahl, und sie sind aus dem Nichts gekommen. Sie machen uns das Aufräumen nicht leichter.«
    Braston drehte sich zu Yalenna um, und Zorn schwelte in seinen Augen.
    »Zieh keine voreiligen Schlüsse«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Warum wohl nicht? Das hier zeigt von vorn bis hinten Karraks Handschrift.«
    »Vielleicht … aber denkst du nicht, die Entflochtenen könnten dafür verantwortlich sein? Dir ist selbst der Gedanke gekommen, dass das Singen und Tanzen eine Form von Kontrolle sein könnte. Was, wenn sie zu den Seidenrachen gesagt haben: Geht und stecht Althala ins Herz? Was, wenn Regrets Leute das Wissen darüber geerbt haben, wie man von ferne seine Schoßtiere auf Ziele ansetzt?«
    Braston sah überall hin, nur nicht zu ihr. »Verstehst du, sie sind überall – mehr Krähen, als natürlich ist, so viel steht fest.«
    »Braston …«
    »Ich habe gehört, was du gesagt hast.« Ärgerlich wandte er sich ab.
    Sie erreichten den Burgplatz, von dem aus ein großer Teil der Aufräumarbeiten organisiert wurde. Gruppen von Soldaten warteten darauf, Befehle zu erhalten, und Seidenrachen wurden zu Haufen aufgestapelt, um sie abzutransportieren. Vor dem Eingang der Burg standen Offiziere, Höflinge und Fadenwirker und lauschten jemandem, der sprach. Als die Wächter näher kamen, sahen sie, dass es Loppolo war.
    »… Fadenwirker, gebt Sortree, Ander, Hellfels und allen anderen Siedlungen in Reichweite der Gipfel Nachricht, um sie vor dieser Bedrohung zu warnen. Informiert auch das Königreich der Flachlande, denn es liegt den Bergen viel näher als wir.«
    Die Fadenwirker nickten und zogen sich in die Burg zurück. Sie würden dort von den höchsten Türmen aus ihre Botschaften übermitteln.
    »Für den Fall, dass sie zurückkehren, müssen wir Vorbereitungen treffen«, fuhr Loppolo fort. »Verdoppelt die Wachen auf den Stadtmauern und sorgt dafür, dass sie zu jeder Zeit Feuer griffbereit haben. Außerdem

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