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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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erinnerst dich immer noch daran, wer du warst?«
    »Du hättest es nicht zu tun brauchen, weißt du. Ich wäre mit dir gekommen, hätte auf dich gehört.«
    »Dieses Risiko konnte ich nicht eingehen.«
    »Du hast niemals auch nur danach gefragt, was Regrets Fluch mir gezeigt hat.«
    »Ich würde es jetzt gern hören.«
    Salarkis starrte auf seine Hände hinab. »Es war seltsam. Ich war allein und habe mich in einer Taverne in Galra betrunken. Sie war nach der Invasion verlassen, nur ich und die Ratten und endlose Fässer. Und dort, auf dem Grund eines Bechers, sah ich, was ich gewesen wäre. Nichts Bemerkenswertes – ein Bauer!«
    »Du?«
    »Ja. Kannst du das glauben? Es war die Idee meiner Frau – oder derjenigen, die meine Frau geworden wäre. Sie hielt nicht viel von meinen ständigen Wanderungen, wusste aber um meine Liebe dazu, etwas wachsen zu lassen und Gutes zu tun. Also haben wir zusammen einen großen Bauernhof gekauft, haben viele Leute eingestellt, die glücklich für uns gearbeitet haben. Ich habe meine Talente benutzt, um sicherzustellen, dass der Mais hoch wuchs, die Erdbeeren dick und saftig wurden. Ich wurde sogar zum Bürgermeister der Gemeinde ernannt. Es war ein stilles, friedliches Leben, aber erfüllend. Ich habe alles gleichzeitig gesehen, habe es in einigen wenigen Momenten durchlebt. Weißt du, was das mit einem Menschen macht, Yalenna? Sich an etwas zu erinnern, das niemals war?«
    »Ich weiß es.«
    »Du hast ebenfalls etwas gesehen?«
    Yalenna zuckte die Achseln. »Ein langes Leben als Priesterin. Vielleicht hat es mich nicht so betroffen, wie es dich betroffen hat, denn ich wusste, dass das, was ich stattdessen getan habe, trotzdem lohnend war.«
    »Wie schön für dich«, knurrte Salarkis, »so perfekt geblieben zu sein. Obwohl, kannst du wirklich behaupten …« Er schien sich zu fangen und ein wenig traurig zu werden. »Du musst mir verzeihen. Du wurdest nicht bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Ich habe mir das nicht ausgesucht.«
    »Aber du hast dich dafür entschieden, dagegen zu kämpfen.«
    »Ja.«
    Wieder stand Salarkis auf, diesmal ohne jede bedrohliche Gebärde.
    »Der Segen, den du mir erteilt hast«, sagte er, »hat die Wiedergeburt nicht überlebt.«
    Yalenna sah ihn überrascht an. »Du willst ihn zurückhaben?«
    »Mitgefühl ist das, woran ich mich am meisten erinnere, wenn ich an mein altes Ich denke. Aber es ist wie ein Phantom. Gib es mir schnell, bevor ich meine Meinung ändere.«
    Yalenna biss sich auf die Unterlippe. »Nicht so schnell.«
    »Heuchle nicht, dass du es nicht tun wirst. Du weißt, ich werde es schwierig finden, bösartig zu sein, wenn ich wieder so empfinde. Du willst mich segnen.«
    »Ich denke, du bist einen weiten Weg schon ganz allein gegangen.«
    »Yalenna!«
    »Ich verlange etwas als Gegenleistung.«
    Sein Schwanz schlug ungeduldig gegen den Stuhl hinter ihm. »Was?«
    »Du sagst, du hättest die anderen gesehen.«
    »Ich werde dir nicht helfen, gegen sie zu kämpfen. Dieser Konflikt interessiert mich nicht mehr.«
    »Ich bitte dich nicht darum, gegen sie zu kämpfen, sondern mir nur zu sagen, wo sie sind.«
    Salarkis runzelte die Stirn. »Das klingt nach einem guten Handel für dich. Kastriere mich und spüre die anderen auf? Aber so wird’s nicht laufen.« Er bog eine seiner scharfen Klauen durch. »Ich werde dir etwas sagen – du gibst mir eine Sache, ich werde dir eine andere geben. Das ist gerecht, nicht wahr? Ich werde dir verraten, wo einer von ihnen ist.«
    Yalenna dachte angestrengt nach. Vier große Bedrohungen – Forger, Karrak, Despirrow und die Diebin – durchstreiften die Welt. Forger war in Tallaho, das wusste sie … aber die anderen? Doch ihr war bereits klar, wen sie wählen würde.
    »Mergan«, sagte sie.
    »Natürlich, Mergan. Dein alter Verbündeter, dein Führer in gewisser Weise – und doch hat er dich im Stich gelassen, ist wort- und spurlos verschwunden. Wie dich das getroffen haben muss.«
    »Wirst du mir sagen, wo er ist, oder nicht?«
    »Er ist niemals gestorben, weißt du.«
    Yalenna richtete sich hoch auf. »Was?«
    »Du hast gedacht, er und Karrak hätten einander getötet? Falsch, fürchte ich.«
    »Wo ist er?«
    »Der Segen zuerst. Komm, du weißt, ich werde dir deine Bitte erfüllen, sobald ich den Segen habe.«
    Yalenna wagte es nicht, länger zu feilschen. In Wahrheit wollte sie beides unbedingt – Salarkis zähmen und Mergan zurückhaben. Zwischen den Fingern konzentrierte sie sich darauf, ein

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